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Messerstecher-Prozess in Dessau  Messerstecher-Prozess in Dessau : Falscher Bruder als Haupttäter angeklagt?

01.05.2016, 09:52
Die drei Brüder sollen im November vergangenen Jahres nach dem Besuch einer Diskothek mehrere Personen geschlagen und getreten haben. Einer von ihnen stach auch mit einem Messer auf die Opfer ein.
Die drei Brüder sollen im November vergangenen Jahres nach dem Besuch einer Diskothek mehrere Personen geschlagen und getreten haben. Einer von ihnen stach auch mit einem Messer auf die Opfer ein. Lutz Sebastian

Dessau - Einer der wegen einer Messerstecherei vor einer Diskothek angeklagten drei Brüder soll einem Freund gegenüber geäußert haben, wer von ihnen zugestochen haben soll. Sollte die Aussage des Zeugen stimmen und sich der Vorwurf bewahrheiten hieße das: Die Anklage benennt den falschen Mann als Haupttäter.

Widersprüchliche Aussagen

Wie schwer die Aussage des am Freitag vor dem Landgericht Dessau vernommenen Zeugen wiegt, lässt sich allerdings nicht einschätzen. Vor allem unter Jugendlichen waren sehr bald Gerüchte kursiert, wer in der Halloween-Nacht in der Brauereistraße zugestochen haben soll. Außerdem machte der Zeuge gerade zu Beginn seiner Vernehmung immer wieder Erinnerungslücken geltend und musste seine Aussagen mehrfach korrigieren, nachdem er vor Gericht mit früheren Äußerungen bei der Polizei konfrontiert worden war.

Schwere Verletzungen

Mag auch der Tathergang im Detail bislang diffus geblieben sein, so machte das Gutachten des Rechtsmediziners am Freitag deutlich, dass die drei schwer verletzten Opfer ihr Leben vor allem der schnellen medizinischen Behandlung zu verdanken haben. Und: Dass der oder die Täter sehr schnell und sehr brutal vorgingen und das Leben der Männer nichts zählte. Der Rechtsmediziner zählte bei drei Opfern acht Stich- beziehungsweise Schnittverletzungen. Bis zu 15 Zentimeter tief drang die Waffe ein, verletzt wurden innere Organe wie die Leber, bei einem Mann kollabierte ein Lungenflügel, in dessen Nacken fand sich überdies ein große klaffende Wunde.

Unerwarteter Messerstich

Was sich im einzelnen abgespielt hatte, wie das verwendete Messer aussah, ob die Stiche von vorn oder hinten geführt wurden, dazu wollte und konnte der Rechtsmediziner keine Angaben machen. „Es gibt zu viele Variablen“, erklärte Dankwart Stiller vom Rechtsmedizinischen Institut der Uni Halle.

Dass alle Opfer berichteten, die Stiche nicht bemerkt zu haben, erklärte Stiller als normal. „Dazu bedarf es gar nicht der Adrenalin-Ausschüttung in einem Kampf.“ Könne der Stich mit einer Kanüle sehr schmerzhaft wirken, weil man diesen erwarte, könnte bei völlig unerwarteten Verletzungen das Schmerzempfinden zunächst versagen. „Die Opfer merken zuerst etwas Feuchtes, berichten von einem Faustschlag, einem Stoß, aber keinem Messerstich.“

Unvorbereitet ausgeliefert

Stiller führte mehrere Indizien an, dass die Männer die Angeklagten nicht angegriffen haben – und völlig unvorbereitet der Gewalt ausgeliefert waren. Bei ihnen hätten sich weder typische Abwehrverletzungen etwa an den Unterarmen, noch Hautabschürfungen an den Knöcheln gefunden, die auf aktive Faustschläge hindeuten.

Das Verfahren wird am kommenden Dienstag fortgesetzt. (mz)