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Meisterhäuser in Ebertallee Meisterhäuser in Ebertallee in Dessau: Schädlingsbefall und das Alter - 26 Kiefern werden gefällt

Von Ute König 05.02.2018, 08:32
Als „weiße Kuben im dunklen Wald“ plante Walter Gropius das Meisterhaus-Ensemble mitsamt den Kiefern.
Als „weiße Kuben im dunklen Wald“ plante Walter Gropius das Meisterhaus-Ensemble mitsamt den Kiefern. Lutz Sebastian

Dessau - Im Garten der Meisterhäuser werden Bäume fallen. Alter, Trockenheit und Schädlinge haben einigen Kiefern massiv zugesetzt. Erst der Orkan „Friederike“ hatte leichtes Spiel und riss aus zwei Baumkronen große Äste.

Jetzt handelt die Stiftung Bauhaus Dessau. Aus mehreren Gründen: „Es ist mehr als ein ökologisches Problem“, betont Frank Assmann, Leiter der Bauabteilung der Stiftung Bauhaus Dessau. „Es geht um den Erhalt des Welterbes.“ Voraussichtlich am Montag beginnen die Fällarbeiten.

Baumgutachten klärt auf - 26 Bäume müssen gefällt werden

Über 300 Bäume gibt es auf dem rund 10 000 Quadratmeter großen Areal rund um die Meisterhäuser. Die meisten sind Kiefern - und 26 davon weisen so starke Schäden auf, dass sie gefällt werden müssen.

„Der erste Verdacht war, dass die Kiefern von Diplodia befallen sind“, erklärt Heike Brückner, Landschaftsarchitektin und Wissenschaftliche Mitarbeiterin der Stiftung Bauhaus Dessau. Der Pilzschädling setzte den Kiefern in der Region in der Vergangenheit massiv zu.

Schädlingen haben den Kiefern in den vergangenen Jahren zugesetzt

Doch ein Baumgutachten, das die Stiftung Bauhaus in Auftrag gab, zeigte: Diplodia ist es nicht. „Es sind mehrere andere Schädlinge“, sagt Brückner. „Unter anderem der Blaue Kiefernprachtkäfer.“ Der Name klingt nett. Doch vor allem die Larven schwächen die Bäume erheblich.

Einige Kiefern sind auch durch extreme Trockenheit in den Sommermonaten geschädigt. Und andere sind schlichtweg schon sehr alt. Wie alt die Bäume genau sind, ist nicht bekannt. Hin und wieder wurden neue gepflanzt. Zum Beispiel zur Einweihung des neuen Haus Gropius.

Gut möglich aber, dass einige Exemplare auch schon 1925/26 standen, als Walter Gropius die Häuser für sich und die Bauhausmeister entwarf und bauen ließ. Nähere Informationen zum Alter könnten die gefällten Bäume liefern. „Wir werden die Baumringe auszählen“, sagt Assmann.

Die Kiefern rund um die Meisterhäuser gehören zum Gesamtbild des Ensembles. Walter Gropius hatte sie fest in seinen Entwurf verankert. „Weiße Kuben im dunklen Wald“, beschreibt Frank Assmann das Konzept.

Eine Entwurfszeichnung Carl Fiegers macht das deutlich. Sie zeigt die Idealperspektive auf das Ensemble - und die Bäume mit ihrem besonderen Kronenstand. „Sie besitzen eine Storchennestkrone“, erklärt er. Ast- und Blattwerk haben die Kiefern nur ganz oben, die Stämme sind größtenteils kahl, so dass nichts den Blick auf die Architektur versperrt.

Neben den Fällungen werden auch Baumpflegemaßnahmen wie die Entfernung von Totholz durchgeführt. Auch von Efeu soll der Garten größtenteils befreit werden. „Zum Teil ist der schon bis in die Baumkronen gewachsen“, erklärt Brückner.

Ersatzpflanzungen für gefällt Bäume geplant

Damit ist das Projekt allerdings nicht abgeschlossen. Für die Bäume, die gefällt werden, gibt es Ersatzpflanzungen. „Dabei geht es auch um die Frage: Wie schaffen wir, das Bild nachhaltig in diesem Charakter zu erhalten?“, erklärt Frank Assmann. Dass die Storchennestkronen dabei erhalten werden, versteht sich von selbst.

„Das bedarf besonderer Pflege, aber das gehört dazu“, erklärt Heike Brückner. Langfristiges Ziel ist, dass eine permanente Erneuerung im Wald rund um die Meisterhäuser stattfindet. Dass die Kiefern also auch in Zukunft unterschiedlich alt und damit auch unterschiedlich hoch sind.

Boden muss für die Arbeiten gefroren sein

Die denkmalrechtliche Genehmigung für die Fällungen liegt mittlerweile vor. Die braucht es, da auch diese Arbeiten ein Eingriff ins Welterbe sind. Am Montag soll die Landschafts- und Gartenbau Stackelitz GmbH mit den Fällungen beginnen - vorausgesetzt das Wetter spielt mit. Gewartet wird ausnahmsweise nicht auf milde Temperaturen.

Im Gegenteil: Der Boden des Welterbes muss gefroren und fest sein, damit er durch schweres Gerät nicht zu sehr in Mitleidenschaft gezogen wird. Beendet sein sollen die Maßnahmen bis Ende Februar, so Assmann. Damit keine Nist- oder Brutzeiten gestört werden. (mz)