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Meisterhaus in Dessau Meisterhaus in Dessau: Meisterlicher Kinosommer geht weiter

Von Danny Gitter 24.08.2014, 18:44
Interessiert verfolgten die Besucher das Filmgeschehen auf der Meisterhaus-Wand.
Interessiert verfolgten die Besucher das Filmgeschehen auf der Meisterhaus-Wand. Lutz Sebastian Lizenz

Dessau/MZ - Etwas Historisches, etwas Lustiges und etwas mit Tiefgang. Nadine Göring vom Förderverein Meisterhäuser Dessau muss nicht lange überlegen, was da passen könnte. „Ich möchte kein Mann sein“ aus dem Jahr 1918 ist ihre Antwort, die einen gelungenen Kinoabend verspricht. „Ich mag einfach Filme von Ernst Lubitsch und diesen besonders“, sagt Göring. 35 Besucher teilten mit ihr diese Meinung am Samstagabend im Garten des Meisterhauses Kandinsky/Klee und wollten in diesem Stummfilmklassiker sehen, wie sich die widerspenstige Ossi Oswalda gegen alle Bemühungen ihres Vormunds und einer strengen Gouvernante sträubt, eine Dame zu werden und stattdessen als Mann verkleidet für Irrungen und Wirrungen sorgt.

Der Kinosommer, der sich an diesem Wochenende am Landhaus, im Stadtpark und im Innenhof des Schwabehauses seinem Ende zuneigte, hatte in Ziebigk am Sonnabend seinen Auftakt. Erst in drei Wochen, am 13. September um 21 Uhr, fällt der letzte Vorhang der Saison im Garten des Meisterhauses Kandinsky/Klee. „Blow up“ von Michelangelo Antonioni aus dem Jahre 1966 ist dann bei freiem Eintritt auf der historischen Häuserfassade zu sehen. Die Schlechtwettervariante befindet sich im Meisterhaus.

„Blow up“ spielt im London der Swinging Sixties, wo ein Fotograf beim Vergrößern seiner Aufnahmen glaubt einen Mord entdeckt zu haben. 1967 bekam der Streifen den Hauptpreis beim Filmfest von Cannes. Die Filmjury des Meisterhausvereins hält ihn auch heute noch für besonders sehenswert.

„Besonders“ ist auch das Prädikat, mit dem der Förderverein der Meisterhäuser seine Kinosaison beschreibt. 2007 begann die Tradition mit dem Filmklassiker „Metropolis“ von Fritz Lang. „Es ist einfach ein einzigartiger Ort für Kino“, stellt Göring fest. Sie schwärmt vom Spiel von Licht und Schatten, von Architektur und Natur. Diese Atmosphäre, sagt sie, kann man nicht beschreiben, sondern muss sie selbst erleben. Ein Stammpublikum hat sich mittlerweile herauskristallisiert. Es kommen aber auch je nach Film Neugierige verschiedener Generationen, ein Teil davon Touristen. Denn es ist kein alltägliches Erlebnis auf der Fassade eines Weltkulturerbes einen Film zu schauen. Zumal die Gelegenheiten auch sehr begrenzt sind. „Mehr als zwei Filme pro Kinosommer zeigen wir nicht. Das macht unsere Filmabende zusätzlich zu etwas Besonderem“, sagt Göring.

Der Kinoabend ist aber nur eines von vielen Aushängeschildern des Fördervereins der Meisterhäuser. Die Pflege, Wahrung und Weiterentwicklung des Ensembles haben sich die rund 40 Mitglieder auf die Fahnen geschrieben. Da war der 16. Mai mit der Einweihung der neuen Meisterhäuser wahrlich ein historisches Datum. „Für unsere Vereinsarbeit war es aber gar nicht so einschneidend“, relativiert Christin Irrgang vom Vereinsvorstand. Vor allem auf den alten Bestand will man sich auch in näherer Zukunft konzentrieren, den neuen Häusern noch die Zeit geben, die das Publikum und die Fachwelt im Umgang mit ihnen braucht.

Wie schon seit 2007 will der Förderverein auch wieder in 2015 eine mit dem Kurt Weill-Fest korrespondierende jährliche Sonderausstellung im Meisterhaus Kandinsky/Klee organisieren. Auch die diesjährige Ausstellung „Bewundert. Verspottet. Gehasst. - Das Bauhaus Dessau im Medienecho der 1920er Jahre“ war ein Publikumserfolg. Langfristig wünscht sich Anne Sommer, stellvertretende Vorsitzende des Vereins, mehr Möblierung für die Meisterhäuser. „Dadurch erleben die Besucher Räume anders und haben einen besonderen Zugang“, sagt sie.