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Medien Medien: Ein Sender, zwei Interessenten

09.04.2002, 18:00

Köthen/MZ. - Am Montag Abend war Schluss. Zuvor war stundenlang in Endlosschleife das Programm über den Sender geflimmert: Osterfeuer, Fahrt nach Rogatschow, Werbetafeln. Dann tauchte nur noch ein Standbild auf: "Aus medienrechtlichen Gründen wird unser Programm bis vorauss. 8. Mai eingestellt. Danach sehen wir uns wieder!"

Für das Köthener Lokalfernsehen KTV der zumindest vorläufige Abschied vom Zuschauer. Die zuständige Medienanstalt Sachsen-Anhalt (MSA) hatte am 5. April beschlossen, die Fortführung des Köthener Sendebetriebes mit sofortiger Wirkung zu untersagen (die MZ berichtete). Die verwaltungsrechtliche Untersagungsverfügung hielt KTV-Geschäftsführer Manfred Eichler am Montagabend in den Händen.

Damit fängt die Geschichte aber erst richtig an. Eine Geschichte, die mehrere Monate zurückreicht. Eichler hatte nach eigenen Angaben bereits im März 2001 einen neuen Lizenzantrag gestellt. Dieser sei den Medienwächtern aber als zu dürftig erschienen. "Daraufhin habe ich im Dezember 2001 einen neuen Antrag gestellt", so Eichler am Montag zur MZ. Dieser war aber, so ist einer Pressemitteilung aus dem MSA-Haus zu entnehmen, auch nicht beratungsfähig - wenigstens nach Ansicht der Versammlung der MSA. Die immerhin "aufgrund der besonderen Situation sowie im Interesse der Fortführung des lokalen Fernsehens in Köthen" sich bereit erklärte, den Zustand bis zum 21. März zu dulden. "Auch innerhalb dieser Karenzzeit war es nicht möglich", so die Pressemitteilung, "einen beschlussfähigen Antrag vorzulegen."

Inzwischen freilich hat der MSA-Ausschuss zwei neue ernsthafte Anträge auf eine neue Lizenz auf dem Tisch. Zum einen habe aufgrund einer Initiative des Landkreises und der Stadt Köthen die Köthen Marketing GmbH ihr Interesse an einer gesellschaftlichen Beteiligung an dem Projekt geäußert. Zum anderen hat eine weitere Gruppierung von privaten Investoren aus Köthen - die in der Pressemitteilung nicht näher bezeichnet wurde und von denen sich noch keiner öffentlich geäußert hat - einen Alternativantrag für die Zulassung als lokaler Fernsehsender gestellt. Insgesamt aber muss das, was aus Köthen gekommen ist, für die MSA nicht "entscheidungsreif" gewesen sein - sonst hätte es am 5. April eine Entscheidung für einen der beiden Anträge geben können.

Warum ausgerechnet die städtische Köthen Marketing GmbH unter Jürgen Busch in das Fernsehboot gekommen ist, machte Oberbürgermeister Kurt-Jürgen Zander auf MZ-Nachfrage deutlich. "In erster Linie wollten wir KTV für Köthen retten. Immerhin hat das Bitterfelder Regionalfernsehen seit Beginn des Jahres eine Sendelizenz auch für Köthen." Man habe aber ein Köthener Fernsehen von und für Köthener gewollt - "daher unser Vorstoß". Es sei nicht darum gegangen, dass Stadt und Landkreis Anteile an dem Sender halten. "Uns wäre es die liebste Lösung, wenn Stadt und Landkreis so gut wie keine Anteile halten würden."

Nur sei eben im Druck der Situation eine andere Konstellation als ein städtisches und landkreisliches Engagement nicht möglich gewesen. Man arbeite aber daran, die künftige Gesellschaftsstruktur so zu gestalten, dass "gar nicht der Gedanke daran aufkommt", hier würde es sich um ein von der Verwaltung gelenktes Programm handeln, eine Art elektronisches Amtsblatt mithin. "Wir werden verhindern, dass es ein politischer Tendenzsender wird." Die journalistische Unabhängigkeit müsse auf alle Fälle gewahrt werden.

Was letztlich auf die Frage hinausläuft, wo und wie und durch wen die Geschäfte geführt werden und dass KTV-Chefredakteur Ralf Köbernick in seiner Arbeit davon unbeeinflusst bleibt. "Einen eigenen Geschäftsführer", ist Zander überzeugt, "trägt der Sender nicht."

Er könne sich aber einen Geschäftsbesorgungsvertrag mit Köthener Einrichtungen vorstellen, um über diese Konstruktion eine Einflussnahme auf den journalistischen Teil auszuschließen.

GEKÜRZTE FASSUNG

Den vollständigen Text lesen Sie bitte in der Köthener Regionalausgabe der MZ am 10. April 2002