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Mausoleum  Mausoleum Dessau: Förderverein sucht Nutzungskonzept für das historische Gebäude

Von Annette Gens 06.08.2016, 10:00
Es ist baufällig und trotzdem wunderschön - das Mausoleum im Georgengarten.
Es ist baufällig und trotzdem wunderschön - das Mausoleum im Georgengarten. Thomas Ruttke

Dessau - Ein bisschen wird es am Sonntag wie Schule sein. Es gibt eine Tafel, einen Stift und Karteikarten. Die Dessauer werden zunächst durchs Mausoleum geführt und sollen sich von dem Gebäude inspirieren lassen.

Dann sind sie aufgefordert, ihre eigenen Ideen aufzuschreiben. Wie würden Sie das Gebäude nutzen? Und welche der Vorstellungen, die vom Verein stammen, würden Sie favorisieren? Die eigene oder vielleicht eine von den zehn Vorschlägen, die unterbreitet werden? - Alles ist möglich!

Am Sonntag, 7. August sind die Dessau-Roßlauer nach ihrer Meinung gefragt, nachdem der Förderverein Mausoleum einen ersten wichtigen Teil seiner Hausaufgaben erledigt hat. Die sind notwendig, um endlich zu einem tragfähigen Konzept für das Mausoleum zu kommen.

Methode in Wirtschaft bewährt

Angeregt hat das Prozedere ein Mann, der solche Problemstellungen viele Jahre lang bearbeitet hat. Seine Name ist Peter Koch. Er ist Professor für Maschinenbau und 79 Jahre alt. Er ist ein gebürtiger Dessauer, den die Wissenschaft u.a. nach Chemnitz und Zwickau lockte.

Koch half nach 1990 viele Großprojekte der deutschen Wirtschaft auf den Weg zu bringen. Im Auftrag der West-LB oder für Sparkassen. „Die Frage in meiner Arbeit war immer, welche Chancen eine Idee oder ein Projekt und welche Zukunft die Ideengeber haben, wenn sie zum Antragsteller von Krediten oder Kapitalbeteiligungen wurden“, erklärt er.

Koch lieferte wissenschaftlich unterlegte Prognosen, auf deren Grundlage Investoren entschieden, ob sie für eine Idee oder ein Projekt das dafür erforderliche Kapital zur Verfügung stellen. Warum soll das, was in der Industrie seit Jahrzehnten erfolgreich angewendet wird, um innovative technische Lösungen und originelle Produkte oder Verfahren zu entwickeln, nicht auch im Kulturbereich greifen?

Mausoleum mit objektiver Planung erhalten

Peter Koch wohnt seit einigen Jahren wieder in seiner Heimatstadt. Bei einem Klassentreffen hörte er von der ungewissen Zukunft des Mausoleums und von den vielen unterschiedlichen sich teils widersprechenden Vorstellungen der Vereinsmitglieder. Daraufhin bot er seine Hilfe an. Das war vor ungefähr zwei Jahren.

Es gibt einen Weg, dem Hamsterrad zu entrinnen, verspricht er. Dafür habe der Verein mit seiner Unterstützung ein methodisches Verfahren entwickelt. Das enthält sowohl das Nutzen der bekannten Alternativen und das Entwickeln neuer, origineller Ideen.

Es soll beurteilt werden, welche Alternative die vom von einer Arbeitsgruppe des Fördervereins ermittelten Bewertungskriterien am besten erfüllt. Das sei notwendig, um zu einem weitgehend objektiven Ergebnis zu kommen. Objektivität wiederum ist Kochs Meinung nach die Voraussetzung für ein allgemein tragfähiges Nutzungskonzept.

Verschiedene Vorschläge für das Mausoleum

Mehr als sieben Jahre trat der Förderverein Mausoleum auf der Stelle. Die Vereinsmitglieder bemühten sich in der Vergangenheit um den Erhalt des markanten Gebäudes und um eine tragfähige durchsetzbare Nutzungslösung.

Dabei sind laut Koch wertvolle Zwischenergebnisse entstanden. Erinnert sei nur an drei Beispiele. Der Dessauer Architekt Wilhelm Schulze wollte mit der Errichtung einer Urnenbegräbnisstätte die Sanierung des Mausoleums schrittweise finanzieren.

Es war in der Vergangenheit auch immer wieder die Rede von einem Walhalla, einem Erinnerungsraum für Persönlichkeiten der Stadt und des Landes. Dieser Vorschlag stammt von dem Architekten Hanno Niemeyer. Er beinhaltet die Möglichkeit, Veranstaltungen und Konzerte in der ehrwürdigen Halle durchführen zu können.

Konsens über Nutzung des Mausoleums nie gefunden

Manche wiederum plädierten wegen der Nähe zum Tierpark und möglicher Synergieeffekte für eine Unterbringung des Naturkundemuseums im Mausoleum. Auch dieser Vorschlag hatte Charme.

In der Vergangenheit wurden viele Ideen vehement vertreten. Doch Peter Koch meint, dass die Anforderungen für alle diese Nutzungsideen und Standpunkte, Meinungen und Interessen „zu vielfältig und zum Teil unverträglich waren“.

Das Ergebnis gibt ihm recht. Seit Bestehen des Fördervereins konnte sich kein Vorschlag durchsetzen. Ein Konsens wurde nie erreicht.

Einheimische am Projekt beteiligen

Der Förderverein will das jetzt ändern und gründete die Arbeitsgruppe „Nutzungskonzept“. Sie meint, man müsse eine Idee finden, die viele Interessen berücksichtigt: Die des Eigentümers (die Stadt), die der Kommunalpolitik, die der Bürgerschaft, die der Welterberegion oder vom Tourismus.

Die Veranstaltung am 7. August dient ist erster Linie dazu, die Einheimischen an dem Prozess zu beteiligen und neue Ideen zu sammeln, die bewertet werden können.

Ähnliche Projekte auf das Mausoleum anwenden

Vier Stunden Zeit ist es dem Verein am Sonntag wert, der zwischen 13 und 17 Uhr zu Führungen einlädt und dann seine Gäste befragt. Diese Ideenschmiede soll übrigens nicht die letzte sein.

Der Förderverein plant einen Kreativworkshop mit Experten der Region und außerdem „wollen wir in einigen Wochen mit Vereinen ins Gespräch kommen, die ähnlich große Projekte angepackt und erfolgreich zu Ende geführt haben.“

Beispiele dafür gibt es genug. Eines befindet sich vor der Haustür. Die Freunde des Dessau-Wörlitzer Gartenreichs haben in jahrelanger Arbeit den Wörlitzer Eichenkranz zu einem Schmuckstück gemacht.

„Die Arbeitsgruppe im Förderverein will wissen, wie sie herangegangen sind“, freut sich das Vereinsteam um Peter Koch auf den Erfahrungsaustausch und ist optimistisch. „Der Förderverein will Ende 2017 endlich sagen können, wie es mit dem Mausoleum weitergeht.“ (mz)

Prof. Peter Koch hilft dem Förderverein Mausoleum.
Prof. Peter Koch hilft dem Förderverein Mausoleum.
Lutz Sebastian