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Martin Bormann Junior Martin Bormann Junior: Leben gegen den Schatten

Von Michael Deutsch 18.11.2003, 17:30

Dessau/MZ. - Martin Bormann heißt er, der vor ihnen sitzt. Ein Täter-Kind. Sein gleichnamiger Vater war es, der als Reichsleiter der NSDAP und Sekretär Adolf Hitlers Geschichte machte. Martin Bormann Junior hat seine eigene. Mit "Leben gegen den Schatten", stellte er sein Buch auf Initiative des Liborius-Forums vor.

"Das wird ein geschichtliches Sackhüpfen", kündet Bormann an und erinnert in einem langen Monolog an die Jahre in denen er als Kind mit seiner Familie auf dem Obersalzberg, neben dem Berghof Hitlers lebte. Eine schöne Zeit war das, bis ihn der Vater in die Reichsschule der NSDAP schickte. "Aus mir sollte ein anständiger Deutscher werden", zitiert ihn Bormann.

Nach den Kriegswirren verlor er die Familie und strandete unter falschem Namen bei einem Bergbauern im Salzburger Land. Aus der Zeitung, fernab der Großstädte, erfuhr er von den Verbrechen des Vaters und vom Verlauf der Nürnberger Prozesse. Ein harter Schlag. Doch die Nächstenliebe, die er in der Bauernfamilie erfuhr, brachte ihn zum Glauben. 1946 trat er zur katholischen Kirche über und wurde Priester im Orden der Herz-Jesu-Missionare, später auch Missionar im Kongo, bis er nach einem Verkehrsunfall aufgab. 1971 heiratete Bormann, nachdem ihn der Vatikan von seinen Ordenspflichten entbunden hatte. Bis zu seiner Pensionierung war er Religionslehrer.

Zum Schluss fragt doch noch einer aus dem Publikum nach der Schuld des Vaters. Weder er noch seine Geschwister, antwortet Bormann, hätten während der Nazi-Zeit mitbekommen, welche Rolle er spielte. "Während des Krieges habe ich ihn nur sechs Mal gesehen. Ich vermag nicht in sein Herz zu schauen."