Mangelware Laubenpieper Mangelware Laubenpieper: Wie die Kleingartenvereine in Dessau-Roßlau nach neuen Mitgliedern suchen

Dessau-Roßlau - „Ich brauche das nun einfach mal, dieses Buddeln“, bekennt sich Lars Treml. Seinem Hobby geht der gelernte Maurer seit einem Jahr im Kleingartenverein „Heinrich Förster“ nach. Der 49-Jährige ist einer von 14 Laubenpiepern, die im vergangenen Jahr in der Anlage, die sich in der Nachbarschaft zum Technikmuseum „Hugo Junkers“ und dem Finanzamt befindet, neu hinzugekommen sind. Zwei von ihnen haben ihre Gärten aber nach kurzer Zeit schon wieder aufgegeben.
Große Zahl von Kündigungen droht
Für den Kleingartenverein sind Menschen wie Treml Gold wert. 250 Parzellen nennt „Heinrich Förster“ sein Eigen. 48 davon stehen derzeit leer. „Bei 56 Parzellen bekommen wir demnächst die Kündigung“, blickt der Vereinsvorsitzende Jürgen Naumann in eine schwierige Zukunft.
„Die Gärtner der ersten Generation“, wie er seine hochbetagten Mitglieder respektvoll nennt und von denen es recht viele gibt, haben immer weniger Kraft, ihre Gärten angemessen zu bewirtschaften. „Die Parzellen sind ja in einem Top-Zustand“, stellt Naumann fest. Gepflegte Beete und Wiesen, dazu noch gut erhaltene Lauben, das ist es, was aufgegeben wird. Doch das lockt trotzdem nur wenige neue potenzielle Gartenbesitzer.
Treml übernahm einen Garten und konnte sofort loslegen
Zehn Jahre lang war Treml zuvor schon Kleingärtner in Gräfenhainichen. Dann kam 2015 der Umzug nach Dessau-Roßlau. „Die Wege zum alten Garten waren dann doch recht weit“, stellt er fest. Also suchte er sich mit seiner Familie was Neues in Dessau. „Wir haben uns in mehreren Sparten umgesehen und recht schöne Gärten entdeckt. Doch hier hat einfach alles gepasst“, sagt Treml.
Er konnte gleich losbuddeln in den gut bestellten Blumen-, Obst- und Gemüsebeeten. Mit einem Eimer Farbe gab er der Laube eine frische Optik. Kartoffeln, Sellerie und Blumen, die ganze Saison für jeden Anlass, konnte der Maurer in seinem ersten Dessauer Gartenjahr bei „Heinrich Förster“ ernten und pflücken. In der neuen Saison will er den Wunsch seiner Lebensgefährtin nach einem Rosenbeet erfüllen. Im alten Garten in Gräfenhainichen hat er die Hollywood-Schaukel abmontiert und nach Dessau gebracht.
Laubenpieper finden wird für die Vereine schwieriger
Zwar gibt es nach der Massenabwanderung aus den Gärten, die mit der politischen Wende einsetzte, seit einigen Jahren wieder einen Trend hin zum Garten zu beobachten. Doch durch das Überangebot an freien Parzellen, können potenzielle Laubenpieper heute hohe Ansprüche stellen. Deshalb unternehmen die Bestandsgärtner bei „Heinrich Förster“ auch alles Mögliche, um die Anlage und die freien Gärten attraktiv zu halten. 25 Patenschaften für freie Gärten wurden von einzelnen Mitgliedern übernommen.
Eine Lösung sieht der Vorsitzende im Rückbau von Parzellen. Lange hat er darauf gehofft, dass es Fördermittel dafür gibt. Doch geklappt hat es nicht. Daher nehmen die Kleingärtner den Rückbau jetzt selbst in die Hand.
Mit zwei Parzellen fangen sie in dieser Saison an. Als öffentliche Grünfläche und Parkplatz soll die dann freigewordene Fläche zukünftig genutzt werden. „Das macht unsere Anlage noch attraktiver“, sagt Hoffmann und hofft auch dadurch noch mehr neue Mitstreiter zu gewinnen. (mz)