Magnetbandfabrik Magnetbandfabrik: Als Dessau noch Bänder produzierte
DESSAU/MZ. - Dabei ging es um den jüngsten Großbetrieb der Stadt Dessau, gleichzeitig aber auch um jenen, der die kürzeste Lebensdauer hatte: Die Dessauer Magnetbandfabrik.
Im Rahmen der Reihe "Dessauer und Roßlauer Industriegeschichte" kam es zu einem großen Wiedersehen vieler ehemaliger Fabrikmitarbeiter. Die Organisatoren waren offensichtlich über die große Resonanz etwas überrascht, denn zu Beginn der Veranstaltung mussten tatsächlich weitere Sitzgelegenheiten organisiert werden. Gut 200 ehemalige Mitarbeiter der Magnetbandfabrik und Gäste hatten den Weg ins Museum gefunden.
Westlich der Eisenbahnstrecke gelegen, beschäftigte die Fabrik zu Spitzenzeiten rund 2 100 Mitarbeiter. Von 1969 an bis ins Jahre 1992 wurden dort Magnetbandspeicher jeglicher Art produziert. "Ohne Emotionen kann niemand von uns über diese Zeit sprechen", betonte Klaus Köhler, der ebenfalls dort tätig war, in einer kurzen Rede. Dies konnte Schultze, der die Idee zu diesem Ehemaligen-Treffen hatte, nur bestätigen. "Wir waren damals keine Konkurrenten", meinte der nunmehr 72-Jährige fast schon wehmütig, "wir haben tatsächlich zusammengearbeitet." Schultze war in der Forschungsabteilung des Unternehmens tätig. Als Berufsanfänger startete er in der Magnetbandfabrik. "Das war die entscheidende Zeit meines Berufslebens", bringt er es auf den Punkt. Später sei er zwar noch zehn Jahre in der hiesigen Hochschule tätig gewesen, was ihm auch gut gefallen hatte. Die stärkeren Erinnerungen aber hat er an die Zeit in der Fabrik.
Als die Nachfrage für dieses Massenspeichermedium immer größer wurde, reichten die Produktionskapazitäten der Wolfener Filmfabrik, die unmittelbar mit der hiesigen Fabrik in Zusammenhang steht, bald nicht mehr aus. Aus diesem Grund wurde dann Mitte der 1960er Jahre in Dessau gebaut. Das Magnetband als wichtiges und entscheidendes Speichermedium für Audio-, Computer- und Videodateien hat eine über 100-jährige Geschichte, hieß es. Heutzutage aber sind sie so gut wie nicht mehr in Gebrauch. Modernere und effektivere Computertechnologien, beendeten jenes "Zeitalter". "Magnetbandspeicherung ist eine Technologie die längst überholt worden ist" betonte auch Schultze.
Er war begeistert über die vielen Gäste. Nahezu alle seiner ehemaligen Kollegen hatte er auf Anhieb erkannt. "Es sind viele Leute von auswärts hier", so der Initiator. Neben den bereits eingangs erwähnten Kurzfilmen begeisterten einige wenige Exponate die Gäste. Allerdings ist das Sammelsurium aus dieser Zeit nicht besonders groß. "In einem Museum kann nur das ausgestellt werden, was Mitarbeiter aufgehoben und den Expositionen zugeführt haben. Von den Magnetbandfabriken ist nur wenig erhalten geblieben", bedauerte Schultze. Gerade aus diesem Grund wurden die vereinzelten Ausstellungstücke von den vielen Gästen als umso interessanter und elitärer betrachtet.