Lebenshilfe Rotall e.V. Lebenshilfe Rotall e.V.: Möbelwagen nach Waldesruh
Roßlau/MZ. - Es waren kräftige Hammerschläge nötig, ehe Wolfgang Rieck, Vorstandsvorsitzender des Vereins "Lebenshilfe für geistig Behinderte Rotall", den Nagel im Holz hatte. Der Grund dafür, dass der Tierarzt zu diesem ungewohntem Werkzeug griff, war das Richtfest, welches am Freitag am neuen Wohnheim in Roßlau-Waldesruh gefeiert wurde.
Dem Aussehen nach ähnelt das Gebäude dem Buchstaben Y, auch wenn ein Schenkel zum Ärger von Wolfgang Rieck sehr verkürzt sein wird. Denn eigentlich wollte der Verein alle 50 Behinderten, die derzeit im vier Kilometer entfernten Rotall leben, im neuen Haus unterbringen. Doch da spielte das Land nicht mit, indem es nicht mehr Fördermittel bewilligte. Aus dem Hause der ehemaligen Sozialministerin Gerlinde Kuppe habe man erklärt bekommen, die anderen Behinderten sollte man doch im Stadtgebiet unterbringen, um sie so besser zu integrieren, erklärt Rieck. Darüber könne er nur verständnislos den Kopf schütteln, schließlich sei das eine Frage der Betreuung und letztlich höherer Kosten. Da wäre es nach seiner Ansicht viel einfacher gewesen, die noch fehlenden 12 Plätze auch noch zu genehmigen.
Doch Wolfgang Rieck und der Geschäftsführer Dietmar Reiche ließen sich dadurch nicht die Laune vermiesen, angesichts der am Kran hängenden Richtkrone. Nach den Hammerschlägen folgten der Zimmermannspruch und ein Gläschen Sekt. Mehr als 2,3 Millionen Euro kostet der zweistöckige Neubau. Finanziert zu 40 Prozent vom Bund, 40 Prozent vom Land und 20 Prozent Eigenanteil des Vereins. Es wird Einzel - und Doppelzimmer geben, sowie Sozial- und Gemeinschaftsräume. Mit dem Standort habe man fast den Idealplatz gefunden, verdeutlicht Dietmar Reiche. Man sei am Stadtrand aber auch nicht zu weit weg "vom Schuss" und man habe in unmittelbarer Nähe die Werkstätten.
Die Arbeit des Vereins, der inzwischen 50 Mitarbeiter beschäftigt geht bis in das Jahr 1989 zurück. Damals unterzeichnete Wolfgang Rieck eine Vereinbarung mit der Stasi die das Gelände bis dato nutze, um es künftig als Wohn und Werkstätte für geistig Behinderte Menschen einzurichten. Doch als klar war, dass das Bundesvermögenssamt das Gelände einschließlich Schloss verkaufen wollte, habe man sich umorientiert, erzählt der Vorstandsvorsitzende.
Ende des Jahre soll das Wohnheim eingeweiht werden. Momentan werden vom Verein 180 geistig behinderte Menschen betreut, 70 davon leben in Heimen, die anderen werden täglich von ihren Familien abgeholt und zur Arbeit in die Werkstätten gefahren. Nach dem Grad ihrer Behinderung falten die Männer und Frauen Pappkartons, sortieren Schrauben, verpacken Düngestäbchen, bauen Toilettenhäuser zusammen oder sorgen für Sauberkeit bei der Grünlandpflege.