Langsamstes Internet in Deutschland? Langsamstes Internet in Deutschland?: Dessau wieder Schlusslicht - Anbieter wehren sich

Dessau-Roßlau - Dessau-Roßlau hat unter den kreisfreien Städten in Deutschland das langsamste Internet - zu diesem Ergebnis kommt zumindest die Verbraucherseite „Testberichte.de“ nach der Auswertung der Messergebnisse von 110 deutschen Städten.
So erreichte die Doppelstadt während der Erhebung der Daten am 26. und 27. Februar im Mittelwert nur eine Downloadrate von 14,1 MBit pro Sekunde. Zum Vergleich: Spitzenreiter sind Coburg (67,06 MBit/s), Salzgitter (50,76 MBit/s) und Landshut (50,35 MBit/s).
Tester greifen auf Ergebnisse von breitbandmessung.de zurück
„Wir wollten aufzeigen: Wie schnell fließen die Daten tatsächlich zum Bürger?“, sagt Niels Genzmer von „Testberichte.de“ mit Blick auf die Datenraten von 50, 200 oder sogar 400 MBit/s, mit denen Anbieter auch in Dessau-Roßlau werben. Die Tester nutzten dafür Ergebnisse der Seite „breitbandmessung.de“, die im Auftrag der Bundesnetzagentur betrieben wird. „Wir haben keine eigenen Messungen durchgeführt, wollten aber auf seriöse Daten zurückgreifen.“
Tatsächlich kann auf der Plattform erst einmal jeder seine eigene Internet-Geschwindigkeit messen und mit anderen Daten vergleichen. „Die Seite hat das Ziel, die Leistungsfähigkeit des eigenen Anschlusses zu beurteilen“, so Michael Reifenberg von der Bundesnetzagentur. Man achte darauf, dass erst einmal genügend Messerwerte vorliegen, bevor man einen Mittelwert bekanntgibt. So fließe pro Internetanschluss auch nur eine Messung in das Endergebnis ein.
Nur etwas über 100 Messungen fließen in die Auswertung ein
Die 14,1 MBit/s für Dessau-Roßlau ergeben sich aus etwas mehr als 100 Messungen in der Doppelstadt. Vor allem die großen Anbieter Datel (11,68 MBit/s) und Telekom (18,13 MBit/s) schließen auf der Seite „breitbandmessung.de“ nicht gut ab. Vodafone kommt immerhin auf einen Mittelwert von 51,3 MBit/s.
Auf Nachfrage zweifelt man bei der Datel an der Genauigkeit der Messwerte. „Nach unserer Einschätzung sind diese Daten weder repräsentativ, noch aktuell“, sagt Stadtwerke-Geschäftsführer Thomas Zänger. Die Datel ist eine Stadtwerke-Tochter. Wenn in einem bestimmten Gebiet keine Messung erfolge, würde dieses auch nicht erfasst, schnelle Stadtteile blieben außen vor. Zänger verweist auf den Breitbandatlas des Landes Sachsen-Anhalt, demnach über 75 Prozent der Dessau-Roßlauer Haushalte schon heute Downloadgeschwindigkeiten von 50 MBit/s und mehr erreichen.
Telekom schiebt die Schuld den Mitbewerbern in die Schuhe
Auch bei der Telekom kann man das Ergebnis nicht nachvollziehen, so Unternehmenssprecher Georg von Wagner. „Wir bieten in weiten Teilen von Dessau-Roßlau Bandbreiten von bis zu 100 MBit/s an.“ Die Schuld am letzten Platz sucht die Telekom bei den Konkurrenten.
„Es gibt Teile in der Stadt, die von einem anderen Anbieter versorgt werden - womöglich ist das der Grund.“ Dabei ist vor allem die Telekom selbst Dienstleister für viele andere Anbieter der Stadt. So gehen auch Kunden von 1und1 und O2 über das Netz der Telekom online. Ebenso verhält es sich mit Vodafone DSL-Kunden.
„Viele Haushalte in dieser Region hängen noch auf alten, langsamen Kupferleitungen eines teilstaatlichen Konzernes, anstatt die vorhandenen technischen Möglichkeiten auszuschöpfen“, spielt Volker Petendorf von Vodafone auf das Netz der Telekom an. Man selbst erreiche über das eigene Kabel-Netz mittlerweile Geschwindigkeiten zwischen 200 und 400 MBit/s.
Alle Anbieter versprechen weiteren Ausbau der Leitungen
Was am Ende der Diskussion bleibt, ist dass alle drei Anbieter auch weiterhin in den Ausbau ihrer Netze investieren wollen. Die Datel will 2018 Mühlstedt, Streetz, Neeken und Brambach an das Breitband ankoppeln. Die Telekom setzt auf Vectoring, um mehr Daten durch die eigenen Kupferkabel zu bekommen. Bei Vodafone möchte man im kommenden Jahr ersten Kunden Anschlüsse mit 1 GBit/s anbieten.
Und auch Niels Genzmer von „Testberichte.de“ beendet das Gespräch versöhnlich: „Beim mobilen Download erreicht Dessau-Roßlau mit 16,8 MBit/s immerhin Platz acht im deutschlandweiten Ranking.“ Die Stadt ordnet sich damit sogar noch vor München, Magdeburg und Leipzig ein.
(mz)