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"Kurzurlaub" trotz Corona "Kurzurlaub" trotz Corona: Dessauer Tagespflege kämpft gegen die Einsamkeit älterer Besucher

Von Sylke Kaufhold 13.01.2021, 11:11
Nadine Klein-Wilde (stehend) schaut, was die Frauen aus alten Kalenderblättern gebastelt haben.
Nadine Klein-Wilde (stehend) schaut, was die Frauen aus alten Kalenderblättern gebastelt haben. Kaufhold

Dessau - Jeden Freitag macht sich Margot Kleinschmidt auf den Weg in den „Kurzurlaub“. Die gleichnamige Tagespflege der Diakonie in der Askanischen Straße ist ihr Ziel. Und wie es sich für einen Kurzurlaub gehört, freut sich die Seniorin darauf. „Ich bin so dankbar, dass ich herkommen kann“, sagt die 86-Jährige, „man fühlt sich ja wie eingesperrt und ist immer alleine.“

Die Einrichtung bleibt auch im verschärften Lockdown geöffnet. „Im Frühjahr hatten wir zu, da haben wir erlebt, wie sehr wir gebraucht werden“, erzählt Nadine Klein-Wilde, die Leiterin der Tagespflege. Für die Mitarbeiter bedeutet die Öffnung einen erheblichen Mehraufwand.

„Wir arbeiten nach einem sehr hohen Hygienemaßstab, dazu gehören das Testen unserer Gäste, der Mitarbeiter und Besucher nach der Testverordnung des Gesundheitsamtes, die tägliche Symptomkontrolle, Händehygiene, Flächendesinfektion, Maskentragen, Abstandhalten und Lüften“, erklärt Klein-Wilde. Das alles würde von den Tagesgästen aber sehr diszipliniert mitgemacht.

Die Angebote mussten entsprechend an die Coronabedingungen angepasst werden

Der täglich Ablauf unter Coronabedingungen hat sich verändert in der Tagespflege. „Wir haben ja auch räumlich entzerren müssen, um bei der Beschäftigung die Mindestabstände einhalten zu können“, sagt die Chefin. Die Angebote mussten entsprechend angepasst werden. Das gemeinsame Kochen kann nicht stattfinden. Stattdessen wird das Essen von der Firma Heima geliefert. Auch Händeschütteln und Umarmungen sind tabu. „Das fällt schwer, aber alle halten sich dran“.

Auch läuft die Tagespflege nicht im Vollbetrieb. „Wir bieten eine Notbetreuung und klären Angehörige und Gäste über Risiken, Einschränkungen und Bestimmungen auf.“ Ihnen sei wichtig, für die Senioren, die zum Teil alleine wohnen und keine Kontakte haben, oder Demenzerkrankte da zu sein in dieser schwierigen Zeit. „Wir haben jetzt fast ein Jahr Corona, wir können die Menschen aber nicht ein Jahr lang isolieren, auch deren Angehörige brauchen mal Entlastung, die wir ihnen geben.“

Angst vor Ansteckung hat keiner der anwesenden Tagesgäste

Manfred Laubner würde am liebsten viermal die Woche „Kurzurlaub“ machen. „Es gefällt mir sehr gut hier, ich habe ein bisschen Abwechslung“. Angst, sich anzustecken, hat der Senior nicht. „Hier wird alles getan, damit keine Viren eingeschleppt werden.“ Ab Montag muss er seine Besuche aber einschränken, darf nur einmal in der Woche kommen. „Meine Frau ist sehr ängstlich, da will ich ihr mal den Gefallen tun“, kommentiert er das, lässt aber keinen Zweifel daran, dass er das nur im Januar so machen wird.

Angst vor Ansteckung hat keiner der anwesenden Tagesgäste. „Ich habe Respekt vor dem Virus“, sagt Uschi Meyer. Wenn man die Hygieneregeln einhält, müsse man keine Angst haben. Aber dennoch belaste sie die Situation der Pandemie, gibt die 83-Jährige zu.

Nadine Klein-Wilde und ihr Team versuchen, Mut und Zuversicht zu geben

„Ich warte auf die Impfung, damit ich mal wieder ruhig schlafen kann.“ Auch Margot Kleinschmidt würde sich lieber heute als morgen impfenlassen. „Hauptsache sie vergessen uns nicht“, hat sie Sorge. Diese Ungewissheit und das Warten mache mürbe, gibt sie zu.

Nadine Klein-Wilde und ihr Team versuchen, Mut und Zuversicht zu geben. Auch wenn sie selbst nichts Genaues wissen zum Fortgang der Impfungen. „Auch wir warten sehnsüchtig auf die Impfung, die uns und unseren Gästen ein Stück Sicherheit geben kann.“

Bis es soweit ist, werden sie sich weiterhin mit viel Hygiene gegen das Virus zu schützen versuchen. Das uneingeschränkte Vertrauen ihrer Schützlinge hat das Team. Nicht nur Uschi Meyer betont, dass sie sich in der Einrichtung sehr gut aufgehoben fühle. „Sie kümmern sich um uns und das tut gut.“ (mz)

Die Tagespflege „Kurzurlaub“ in der Askanischen Straße
Die Tagespflege „Kurzurlaub“ in der Askanischen Straße
Ruttke