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Kunst für Dessauer Klinikum Kunst für Dessauer Klinikum: Gedeckter Tisch erinnert an Gabriele Süßmilch

Von Sylke Kaufhold 11.04.2019, 16:45
Christine Rammelt-Hadelich steht für die letzten Feinarbeiten am Gipsmodell auf einer Leiter.
Christine Rammelt-Hadelich steht für die letzten Feinarbeiten am Gipsmodell auf einer Leiter. Thomas Ruttke

Dessau - Im kleinen Atelier von Christine Rammelt-Hadelich wirkt die Plastik riesig. Und zieht den Betrachter sofort in den Bann. So erging es auch dem Ärztlichen Direktor und dem Verwaltungsdirektor des Städtischen Klinikums, Joachim Zagrodnick und André Dyrna, als sie in der vorigen Woche der Künstlerin einen Besuch abstatteten, um das Auftragswerk des Klinikums zu begutachten und abzunehmen.

„Wir sind sehr angetan von der Arbeit“, sagt Dyrna. „Es ist offensichtlich, wie viel Aufwand, Zeit und Detailarbeit in dieses gestalterisch außergewöhnliche Werk geflossen sind.“

Reminiszenz an 2011 verstorbene Verwaltungsdirektorin des Dessauer Klinikums

Ein Jahr lang hat Rammelt-Hadelich am Gipsmodell für das „Tor“ zum Patientengarten gearbeitet. Das auch eine Remini-szenz an die 2011 verstorbene Verwaltungsdirektorin Gabriele Süßmilch sein sollte. „Frau Süßmilchs Engagement ist es zu verdanken, dass das Städtische Klinikum heute baulich so gut dasteht, deshalb war es uns und der Stadt ein besonderes Anliegen, eine Form des Andenkens für sie zu schaffen“, erklärt Dyrna.

Und so stellt die Plastik in Form eines lebendigen Tisches nicht nur symbolische Bezüge und Elemente des Klinikalltags dar, sondern auch die Persönlichkeit Süßmilchs: Mit einem Porträtfoto, der Darstellung ihrer Familie und eines Kaffeegedecks mit Mrosek-Kuchen. „Frau Süßmilch hat diesen Kuchen geliebt und ihn zu vielen Anlässen angeboten, das war ihr Markenzeichen“, erzählt Christine Rammelt-Hadelich über diese liebenswerte Eigenart Süßmilchs.

Christine Rammelt-Hadelich arbeitet nicht zum ersten Mal für das Dessauer Klinikum

Das Tor zum Patientenpark ist nicht die erste Arbeit der Dessauer Künstlerin für das Klinikum. Im Jahr 2003/04 hat sie für den Schmuckhof im alten Patientenpark die Brunnenanlage „Quelle des Lebens“ geschaffen und dabei eng mit Gabriele Süßmilch zusammengearbeitet. „In dieser Zeit habe ich sie als Frau kennengelernt, die das Herz am rechten Fleck hatte und wenn sie von etwas überzeugt war, es durchgesetzt hat.“

Bei der Gestaltung der aktuellen Plastik hatte die Künstlerin freie Hand. „Es hat einige schlaflose Nächte gebraucht, bis ich die passende Idee hatte“, erzählt Rammelt-Hadelich. Sechs Entwurfsideen für die gewünschte Bronzeplastik hatte sie zu Papier gebracht und dem Klinikum vorgestellt. „Der lebendige Tisch hatte die Herren sofort begeistert.“

Gipsmodell in Originalgröße ist an der Vorderseite 1,30 Meter hoch

Aus der Zeichnung schuf Rammelt-Hadelich zunächst ein Modell im Maßstab 1:5, um daraus das Gipsmodell in Originalgröße zu fertigen. 1,30 Meter ist dies auf der Vorderseite hoch und geht nach hinten noch höher. Eine Leiter ist für die zierliche Künstlerin also wichtiges Arbeitsutensil. Vor allem jetzt, wo am Modell die letzten Feinarbeiten zu machen sind.

„Da braucht es eine ruhige Hand, also die richtige Position“, erklärt Rammelt-Hadelich. Im Herbst, so die Pläne des Klinikums, soll die Bronze-Skulptur ihren Platz im Patientenpark einnehmen. Die Gipsplastik wird nach Beendigung der Feinarbeiten in einer spezialisierten Skulpturengießerei abgeformt und in Bronze gegossen werden.

Sieben Reliefs am Tisch: Äskulapstab der Medizin als hinteres Tischbein

Viele Details sind an dem Tisch zu entdecken, so etwa der berühmte Äskulapstab der Medizin mit der Schlange als hinteres Tischbein. Oder sieben Reliefs mit Szenen aus dem Klinikalltag am vorderen Tischbein und der Seite: eine Ärztin mit Kind, Büroarbeit, Schwester am Bett eines Patienten, Arzt mit Infusion, eine Dienstberatung. Für die kleinen Reliefs stellte Christine Rammelt-Hadelich Silikonformen her, die dann mit Gips ausgegossen wurden.

Bücher und Akten, darunter „alte“ Bücher aus der Medizingeschichte und mit Bezügen zu Dessau und dem Gartenreich, stellen ein weiteres Tischbein dar. Mit letzteren schlägt die Künstlerin wiederum einen Bogen zu Gabriele Süßmilch, denn sie war eine „Dessauerin durch und durch“, wie André Dyrna hervorhebt. (mz)

Für jedes Relief brauchte es eine Silikonform.
Für jedes Relief brauchte es eine Silikonform.
Thomas Ruttke