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Krankenhaus Roßlau Krankenhaus Roßlau: Orthopäde oder Kinderarzt - In Roßlau bald nur ein Weg

Von Claus Blumstengel 03.03.2004, 20:56

Zerbst/MZ. - Eine "Poliklinik Roßlau GmbH" sei Ende vorigen Jahres gegründet worden, gab Professor Dietmar Enderlein, Vorstandsvorsitzender der Medigreif Unternehmensgruppe, am Dienstag vor dem Kreistag Anhalt-Zerbst bekannt. Medigreif ist Betreiberin des Kreiskrankenhauses Anhalt-Zerbst, zu dem auch das Krankenhaus in Roßlau gehört.

Laut einer Vereinbarung mit den Krankenkassen wird das Haus Roßlau mit der Fertigstellung des neuen Bettenhauses in Zerbst Ende April geschlossen (die MZ berichtete). Die Station "Inneres" zieht von Roßlau nach Zerbst um. In Roßlau will Medigreif als Außenstelle des Krankenhauses Zerbst für 1,5 Millionen Euro ein medizinisches Versorgungszentrum aufbauen, das mit seinen Angeboten Patienten aus der gesamten Region Anhalt anziehen soll.

Das Wort "Poliklinik" sei zwar als Bezeichnung für eine DDR-Einrichtung heute verpönt, Polikliniken seien jedoch schon in der Weimarer Republik entstanden und in Fachkreisen werde allgemein bedauert, dass sie nach der Wende liquidiert wurden, führte Enderlein aus. In einem solchen Haus werde der Patient rundum medizinisch versorgt, wobei die Patienten eine zentrale Anmeldung für alle Leistungen im Haus nutzen können. Ziel sei es, mit herausragenden medizinischen Angeboten den Rückgang der Patientenzahlen zu stoppen und den mit der Schließung des Roßlauer Krankenhauses einhergehenden Abbau von Arbeitsplätzen so gering wie möglich zu halten. "Die Bedingungen des Standortes Roßlau sind einmalig. Es wäre eine Sünde, wenn der dicht gemacht würde", stellte der Mediziner fest.

In der Roßlauer Poliklinik werden sowohl frei niedergelassene, als auch fest angestellte Ärzte praktizieren. Die ersten sechs Mediziner seien schon vertraglich gebunden worden, teilte Professor Enderlein mit. Eine enge Zusammenarbeit werde es innerhalb eines Klinikverbundes zwischen den Einrichtungen in Zerbst, Roßlau, Burg und Vogelsang (Gommern) geben. So könnten in Roßlau Sprechstunden von Spezialisten wie Chriurgen, Gynäkologen, Schmerztherapeuten, Orthopäden - hier speziell für Knie- und Hüftleiden - angeboten werden. Auch Rheuma-Sprechstunden sind laut Enderlein vorgesehen, wobei man sich auf Mediziner des ebenfalls von Medigreif betriebenen Rheumazentrums Vogelsang stützen könne. Um die Ansiedlung in Roßlau für frei niedergelassene Ärzte besonders attraktiv zu machen, bietet die Poliklinik Praxen bis 75 Quadratmeter mietfrei an. Es fallen nur die Betriebskosten an.

Das Haus Roßlau soll zum Schwerpunkt für die Behandlung von Diabetes entwickelt werden. In der Abteilung Kardiologie will man noch in diesem Jahr etwa 100 Herzschrittmacher implantieren. Für Patienten, die zum Beispiel nach ambulanten Operationen einen zu weiten Heimweg haben, werde es eine Kurzzeit-Pflegestation mit zehn Betten geben, führte Professor Enderlein weiter aus. Diese könnte auch von Familien genutzt werden, die pflegebedürftige Angehörige während einer Urlaubsreise gut betreut wissen wollen. Ein Sanitätsfachgeschäft, eine Apotheke, ein Optiker, Frisör, Physiotherapie, ein Logopäde und eine Tagesstätte für die Betreuung von Kindern der Patienten komplettieren laut Konzept das medizinisch-soziale Angebot.

All das wäre dem Unternehmen Medigreif noch im vorigen Jahr untersagt gewesen. Erst eine Gesetzesänderung, die der Bundestag im Dezember 2003 verabschiedet hat, ermöglicht es Krankenhäusern zum Beispiel ambulante Leistungen anzubieten und Ärzte dafür einzustellen. Erst seit Dezember dürfen auch verschiedene medizinische Versorgungseinrichtungen in einem Haus zusammengefasst werden.

Die Poliklinik Roßlau GmbH wird die erste derartige Einrichtung in der Bundesrepublik sein, kündigte der Medigreif-Vorstandsvorsitzende an. Deshalb werde angestrebt, diese medizinische Zentrum zum Pilotprojekt in Sachsen-Anhalt zu entwickeln.