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Kleutscher «Spatzennest» in wirtschaftlicher Schieflage

Von ANNETTE GENS 13.04.2010, 18:11

KLEUTSCH/MZ. - Die Einrichtung mit seiner Kapazität von 23 Betreuungsplätzen ist zwar ausgelastet, arbeite jedoch auf ganzer Linie unwirtschaftlich, erklärte Dessau-Roßlaus Jugendamtsleiterin Heike Förster, was nicht zuletzt an deren Größe läge. 6 950 Euro kostet in Kleutsch pro Jahr ein Betreuungsplatz. Der Durchschnitt in allen anderen Dessau-Roßlauer Kindereinrichtungen liege bei etwa 3 800 Euro.

Die Vorlage zur Schließung dieser Kindertageseinrichtung wurde am 29. März in der Dienstberatung des Oberbürgermeisters diskutiert. Sie bietet den Kleutscher Eltern kaum Alternativen. Sollten die Schließungspläne umgesetzt werden, bestünden kaum Möglichkeiten, die Knirpse in benachbarten Einrichtungen in Mildensee oder Waldersee unterzubringen. "Diese sind zu über 100 Prozent ausgelastet", sagte Förster und zeigte - aus Sicht der Eltern - keine wirklichen Alternativen auf. Wäre die Umsetzung der Kinder im Gruppenverband erwünscht, könnten die Kinder in den Einrichtungen Augustenstraße oder Brauereistraße aufgenommen werden.

Zunächst machte nach den Ausführungen der Jugendamtsleiterin eine Reihe Eltern ihrem Herzen Luft. Sie können nicht nachvollziehen, weshalb gerade an den Kindern gespart werden solle. Die Politik, so sagten sie, dürfe sich nicht aus der Verantwortung stehlen. Die Diskussion am Montagabend führte letztlich zu dem Entschluss unter der Elternschaft, nach Möglichkeiten für den Erhalt des Spatzennestes zu suchen.

Die Voraussetzungen dafür sind nicht einfach: Die letzte Grundsanierung des Kindergartens im Kastanienweg liegt viele Jahre zurück. Vor allem aber sind es die Personalkosten, die die Betreuung im Ort so teuer machten, erklärte Förster.

In Kleutsch sind drei Erzieherinnen jeweils 25 Wochenstunden im Einsatz, um den Betrieb der Einrichtung von 6 bis 18 Uhr zu gewährleisten. Dazu kommt Wirtschaftspersonal: Der Hausmeisterdienst, der in der Regel einmal wöchentlich in Anspruch genommen wird, schlage jährlich mit 9 000 Euro zu Buche. Dazu verfüge der Kindergarten über eine Küchen / Reinigungskraft.

Man müsse zunächst einmal darüber nachdenken, wie man Personalkosten senken kann, riet Förster auf drängende Fragen des Elternkuratoriums. Bald kristallisierten sich dort erste Vorschläge heraus. Einige Eltern wären bereit, Hausmeisterdienste selbst zu übernehmen. Überprüft werden soll, ob die Einrichtung ihre Öffnungszeiten eingrenzen kann. Selbst vor fälligen Sanierungsarbeiten schreckt man im Ort nicht zurück, wurde deutlich. Das Spatzennest wissen im übrigen nicht nur Kleutscher Eltern zu schätzen. Die individuelle Betreuung, die dort geleistet wird, hat sich bis Ziebigk oder Waldersee herumgesprochen. Alle Eltern wollen in den nächsten Tagen diskutieren, wie Kosten gesenkt werden können.

Dass nicht mehr viel Zeit bleibt, ist ihnen bewusst: Ende April soll sich der Unterausschuss Jugendhilfeplanung mit den Schließungsplänen befassen, am 1. Juni der Jugendhilfeausschuss und nach ihm der Finanz- (2. Juni) sowie der Hauptausschuss (10. Juni). Das letzte Wort hat der Stadtrat auf seiner Sitzung am 23. Juni.