Kirchensanierung in Dessau Kirchensanierung in Dessau: Peter und Paul neu unter der Haube

dessau/MZ - Ein Blickfang ist er ohnehin in der Stadt. Der 38 Meter hohe, schlanke Kirchturm von St. Peter und Paul reckt sich am Schnittpunkt ortsbildprägender Straßen in den Himmel; ist quasi nördlicher Ausgang von Zerbster und Kavalierstraße sowie östlicher Endpunkt der Ferdinand-von-Schill-Straße.
Seit zwei Wochen nun wird die „Marke“ noch markanter. Transporter rangieren vor dem Haupteingang der katholischen Propsteikirche, Absperrbänder flattern im Wind, gespitzte Ohren hören vereinzelt Blech klappern. Der Kirchturm wird eingerüstet. Die Gerüstbau Schaffrina Gmbh aus Staßfurt legt dem Dessauer Wahrzeichen die Rüstung an. Das Stahlskelett an der Westseite des Turms erreicht am Donnerstag seine Höhe bis an den Übergang vom Turmschaft zur Turmhaube.
Und eben dieses allerhöchste Stück Kirchturmspitze beschäftigt die katholische Gemeinde St. Peter und Paul. „Der Zahn der Zeit nagt“, bringt es Lothar Ehm mit knappsten Worten auf den Punkt. Bekannt als umtriebiger Ortsbürgermeister von Waldersee und CDU-Stadtrat in Dessau-Roßlau, bekleidet Ehm im Kirchenvorstand St. Peter und Paul das Amt des stellvertretenden Vorsitzenden, ist also im Ehrenamt auch „Vize“ von Propst Gerhard Nachtwei. Wie die Zeitläufe dem alten Gotteshaus zusetzen, wurde den Gemeindemitgliedern im vorigen Jahr deutlich vor Auen geführt: Aus der Kirchturmspitze reckte sich plötzlich noch zusätzlich ein Birkenreisig vorwitzig zum Himmel auf.
Gerade auf ihre Turmspitze aber sind die Dessauer Katholiken besonders stolz: „Sie ist regional ziemlich einmalig“, sagt Lothar Ehm. Und erklärt: Die Haube ist bis zum Schluss-Stein gemauert aus Naturstein und im Verbund verfugt. Kein Schiefer-, Kupfer- oder Ziegeldach führt hoch bis zum Kreuz, sondern Sandstein.
Der Kirchenvorstand setzte die denkmalgerechte Sanierung des Bauwerkes auf seine Agenda: Ausgewaschene Fugen wiederherstellen und Schäden beseitigen, damit Niederschlagswasser am Turm ablaufen kann, ohne ins Mauerwerk einzudringen. Die Kosten werden mit 70000 Euro veranschlagt und ein in der Denkmalpflege erfahrener Spezialist aus Quedlinburg engagiert. Das Bistum Magdeburg übernimmt 70 Prozent der Sanierungskosten der Propsteikirche St. Peter und Paul in Dessau, 30 Prozent hat die Gemeinde selbst aufzubringen. „Das wird für uns noch schwer genug“, schätzt Lothar Ehm ein.
Auch der Zeitplan verlangt genaue Festlegungen. „Ziel ist, die Arbeiten vor der möglichen großen Sommerhitze zu erledigen“, kündigt Ehm an, dass die Baustelle in luftiger Höh’ bei der Neuverfugung mit Planen abzudecken sei, um die offenen Stellen sowohl vor Regenschauern als auch praller Sonneneinstrahlung abzuschotten.
Eingerüstet werden soll noch in der Woche nach dem Pfingstfest. Dann steigen die Spezialisten auf, um direkt vor Ort die Schäden zu begutachten und die geeigneten Technologien für die Reparaturen festzulegen. „Das könnte in der letzten Maiwoche geschafft sein und im Juni die reine Sanierung laufen“, hofft Ehm auf geordnete Abläufe „ohne außergewöhnliche Probleme und unvorhersehbare neue Entwicklungen“.
In der Gemeinde „habe man es zwar so noch nicht gesagt“, aber einen Wunschtermin hat der stellvertretende Kirchenvorstand doch im Hinterkopf: Am 29. Juni ist das Patronatsfest der Apostel Peter und Paul, da würde es gut passen, die Propsteikirche unter die schmucke Haube gebracht zu haben.
Derweil können die Gottesdienste in der Katholischen Kirche uneingeschränkt gefeiert werden. Die Einschnitte in das Gemeindeleben sind von kleiner Art: So ist die Tür zum Turm derzeit vom Gerüst versperrt und wurde die Turmuhr angehalten. Auch das Läutwerk der vier Glocken von St. Peter und Paul ist verstummt; das Gerüst ragt in den Glockenturm. Marien-, Michaels-, Petrus- und Paulusglocke schweigen. „Wir wollen ja nicht, dass die Bauleute aller Viertelstunde zusammenzucken“, schmunzelt Ehm.