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Kegeln-2.Bundesliga Kegeln-2.Bundesliga: Verzweifelte Teufel

Von Daniel George 10.02.2015, 18:33
Ron Seidel und der ESV Roßlau hatten auf den Stahlbau-Bahnen in dieser Saison kein Glück.
Ron Seidel und der ESV Roßlau hatten auf den Stahlbau-Bahnen in dieser Saison kein Glück. Hartmut Bösener Lizenz

Dessau-Roßlau - Fast kommt es einem so vor, als würde das vielzitierte Damoklesschwert über den „Roten Teufeln“ des ESV Roßlau schweben. Der sportliche Abstieg aus der 2. Bundesliga steht für die Kegel-Herren bereits seit drei Wochen fest. „Eigentlich könnten wir befreit aufspielen“, sagt Leistungsträger Ron Seidel, „aber es läuft einfach nicht.“ Auch am vergangenen Sonnabend war das so. Mit 3:5 wurde gegen den Schönebecker SV verloren. Um den ersten Saisonsieg einzufahren, bleiben dem ESV Roßlau nun noch drei Partien. Und: „Vielleicht gibt es ja doch noch eine Möglichkeit, in der Liga zu bleiben“, erzählt Seidel, schiebt desillusioniert allerdings hinterher: „Das ist wahrscheinlich eine Hoffnung auf dem Scheiterhaufen.“

Bahnwechsel als Faktor

Elf Mannschaften gehören in dieser Saison der 2. Bundesliga Gruppe Nordost an. „Grundsätzlich ist vorgesehen, dass drei Mannschaften absteigen“, erklärt Robert Rammler, Spielleiter der Bundesligen beim Deutschen Kegelbund Classic (DKBC). Ob der Drittletzte absteigt, stünde noch in den Sternen, weil das auch von den Aufsteigern abhänge, aber „der Vorletzte und auch der Letzte steigen auf jeden Fall in die jeweiligen Landesverbände ab“, versichert Rammler.

Für den ESV Roßlau würde das den Gang in die Verbandsliga bedeuten. Das wiederum hätte zur Folge, dass die zweite Mannschaft des Vereins, in der höchsten Spielklasse Sachsen-Anhalts derzeit auf dem achten Platz, zwangsabsteigen müsste. Doch in den vergangenen Wochen machten Gerüchte die Runde, denen zufolge eine mögliche 3. Bundesliga der Männer in Planung sein soll. Diese Behauptung konnte Jürgen Franke, Präsident des DKBC, am Dienstagvormittag gegenüber der MZ allerdings entkräften: „Wir haben darüber gesprochen, aber das wird es in der nächsten Saison nicht geben. Die Vereine sollen ja auch den Ländern erhalten bleiben.“

So könnte für den ESV Roßlau nur noch eine Chance auf den Erhalt der Zweitklassigkeit bestehen, wenn „viele Mannschaften vom 200-Wurf-System in das 120-Wurf-System wechseln und es somit vielleicht eine zusätzliche Zweitligastaffel gibt“, mutmaßt Ron Seidel, wohlwissend, dass es dazu aller Voraussicht nach nicht kommen wird. Die „Roten Teufel“ müssen für die Verbandsliga planen - und das auch, aber nicht nur, aufgrund ihrer Bahnsituation. 2012 hatte sich Roßlau den Aufstieg in die zweithöchste deutsche Spielklasse gesichert. Die Heimpartien auf den Bahnen in der Burgwallstraße waren auch in den vergangenen beiden Spielzeiten meist eine sichere Sache. Im Sommer haben die Bahnen die für Liga zwei nötige Klassifizierung B bei der alle drei Jahre stattfindenden Abnahme allerdings nicht erhalten. Der ESV musste umziehen, tritt seitdem auf den Segmentbahnen des SV Stahlbau Dessau an - und das bislang ohne einen einzigen Erfolg. „Das ist vor allem Kopfsache“, meint Ron Seidel. Der 41-Jährige verfügt über große Erfahrung, hat in seiner Kegel-Laufbahn schon viel erlebt. „Wenn dir die Heimat unter den Füßen weggezogen wird, dann geht das einigen schon recht nah.“

Den sportlichen Absturz einzig und allein auf den Wechsel der Spielstätte zurückzuführen, wäre allerdings zu kurz gedacht. „Wir trainieren auch auf den Stahlbau-Bahnen“, erzählt Roßlaus Mannschaftsleiter Henry Hennig, „es ist eine relativ neutrale Bahn.“ Kein Vorteil für die Konkurrenz also. Die Niederlagen haben offensichtlich auch mit dem Leistungsvermögen der Roßlauer zu tun.

Suche nach Talenten

Den direkten Wiederaufstieg als Ziel auszugeben, davon hält Henry Hennig nicht viel. „Natürlich ist das irgendwann wieder in Sicht“, sagt er, „aber es ist ja in den seltensten Fällen so, dass der Absteiger sofort wieder aufsteigt.“ Der Verein denkt eher langfristig. Ron Seidel betreut derzeit eine Schul-Arbeitsgemeinschaft mit zwölf Kindern und Jugendlichen. Einmal pro Woche wird trainiert. Möglichst viele junge Kegler sollen dabei bleiben. Denn, so sagt er: „Wir möchten auf lange Sicht eine schlagkräftige Truppe beisammen haben.“ Irgendwann vielleicht ja auch wieder in der 2. Bundesliga. (mz)