Karneval in Roßlau Karneval in Roßlau: Narren erstürmen mit Rammbock das Rathaus

Rosslau - Es sollte eine stürmische, um nicht zu sagen „feindliche Übernahme“ der Schlüsselgewalt über das Roßlauer Rathaus werden. Die hatte der Roßlauer Karnevalclub RKC für den 11.11. um 11.11 Uhr avisiert. Und auf die Minute pünktlich begannen die Roßlauer Narren das Haus am Markt zu berennen.
"Roßlau hinein!"
Dass sich die Hausherrin und Ortsbürgermeisterin Christa Müller wie immer sträubte und nicht auf diplomatische Verhandlungen einließ, war zu erwarten. Auch als die zum Karnevalsauftakt auf dem Platz versammelten Roßlauer in den Geburtstagsgesang für die Narren einstimmten, ließ sich Müller nicht erweichen. „Sie ist eben manchmal störrisch“, erfuhr am Mittwoch auch RKC-Präsident Mario Güth. „El Presidente“ blies schließlich zum Sturm: „Elferrat an den Rammbock und jetzt ohne Schmerzen: Roßlau hinein!“
Und siehe da, noch ehe der von Jörg Kilz im Wald zwischen Mühlstedt und Thießen gefällte, kerzengerade und mit 11 Tragelaschen versehene Kiefernstamm gegen die historische alte Eichentür prallte, öffnete sich doch die Pforte. Die siegreichen Narren eroberten das Rathaus. Einen so stürmischen Narren-Einmarsch hatte es in Roßlau zuletzt 2001 mit Hilfe der starken Gallier Asterix und Obelix gegeben.
Rathaus und Ratssaal gehören nun also in der 5. Jahreszeit den Karnevalisten. Den Schlüssel hatte Christa Müller 2015 noch adrett verpackt. In Goldpapier als Geburtstagsgeschenk für den RKC, der am 11.11. 2015 seine 50. Session startete. Die bilderbuchmäßig mit einem Sekt- und Saftempfang im Rathaus-Foyer begann und sich im Ratssaal fortsetzte.
Sturmfreier 11.11. für Schüler
Der Saal war dann auch bis auf den letzten Stehplatz besetzt. Das Treiben auf dem Marktplatz hatten mit den Roßlauer Bürgern und Vereinen auch die Kinder staunend verfolgt. Aus der Kita „Fuchs und Elster“ waren Mädchen und Jungen sowie Erzieherinnen aus dem Paulick-Ring gekommen. Noch ein wenig länger, aber trotzdem pünktlich um 11.11 Uhr geschafft war der Weg für zwei Schulklassen aus der Waldstraße. Die 3a und 4b hatten nach der 4. Stunde frei und bejubelten den „sturmfreien 11.11.“.
„Kinder an die Macht“ galt am Mittwoch auch für das Kinderprinzenpaar LeonI. und LeonieI. Zwei Sechsjährige schlüpften in die Rollen der Hoheiten, Tollitäten und Lieblichkeiten. Leon und Leonie lernen an den Grundschulen Kreuzberge bzw. in Rodleben und sind zu Hause in Dessau und Roßlau. Das RKC-Kinderprinzenpaar symbolisiert damit auch die Jugend in der Doppelstadt.
Im Ratssaal bekamen die Zuschauer von den Roßlauer Karnevalisten Ausschnitte des Vorjahresprogramms wie auch Neuheiten präsentiert. Als Vorab-Premiere erlebten die Roßlauer Gäste den nagelneu einstudierten „Kleinen Gardemarsch“ der Mädchen, die hinter der RKC-Garde herangewachsen sind. Auch die noch kleineren „Rosselflöhe“ tanzen und hüpfen wieder nach Herzenslust. Die schwarz-gelb gedressten kleinen Tänzerinnen - in Erinnerung an die Bienen Maja und Willi - sind vor Aufregung schwerer zu hüten, als „ein Sack Flöhe“, wissen die Trainerinnen.
Noch ein nächster gelb-schwarzer Blickfang schwirrte über Marktplatz und Ratssaal. Mario Cherek vom benachbarten Karnevalsverein „Sonnenköppe“ war zum Karnevalsauftakt an das nördliche Elbufer gekommen. (mz)

