Kanu-Saisonauftakt Kanu-Saisonauftakt: Sieg über den Schweinehund

Dessau/MZ - „Nie wieder“, sagte der Drittplatzierte Konrad Schellbach zum Sieger der diesjährigen Berg- und Talrallye Olaf Maluschke, nach mehr als drei Stunden auf der Elbe, als sie beide endlich wieder festen Boden unter den Füßen hatten. Maluschke gönnt sich da schon die Zigarette danach. Schellbachs Anzug tropft noch letzte Tropfen von der Schlacht auf dem Wasser. Denn das war sie diesmal im wahrsten Sinne des Wortes, die nunmehr vierte Berg- und Talrallye am Sonnabend.
Wie schon in den Jahren zuvor ging es am Morgen nacheinander vom Steg des Bootshauses der Junkers-Paddelgemeinschaft am Leopoldshafen einmal 16 Kilometer „bergauf“ Richtung Vockerode, um dort zu wenden und wieder „bergab“ zum Ausgangspunkt zu fahren. 30 Boote mit Teilnehmern und Teilnehmerinnen aus ganz Deutschland, darunter fünf Doppelsitzer, gingen an den Start. Das Wetter meinte es diesmal nicht gut mit ihnen. Zeitweise Wasser von oben und unten, stürmische Wellen auf der 1,20 Meter flachen Elbe (im Vorjahr war der Pegel über drei Meter) und zwischendurch immer wieder Wind und heftige Windböen.
Gegenwind auf der Rückfahrt
„Es hätte sicherlich optimalere Bedingungen geben können“, findet der diesjährige Sieger Olaf Maluschke. Aber er ist, wie er betont, mit dem Ziel angetreten, das Ding möglichst erfolgreich nach Hause zu fahren. Mit 2 Stunden und 49 Minuten hat der Potsdamer das bei seiner ersten Teilnahme in beeindruckender Weise getan. Denn bei ungleich besseren Wetterbedingungen mit Sonne und ruhigem Flusslauf ist der Vorjahressieger nach 2 Stunden und 41 Minuten ins Ziel gekommen.
Dabei sind Flüsse eigentlich nicht sein Revier des Potsdamers. „Bei uns in Potsdam sind wir mit zahlreichen Seen verwöhnt. Normalerweise ist das mein Revier zum Trainieren“, erzählt Maluschke. Für einen Kanu-Marathon in München am 17. Mai war aber die Veranstaltung der Junkers- Paddelgemeinschaft am Sonnabend „eine gute Trainingseinheit“, wie er sagt. Vor allem, weil den Startern auch viel abverlangt wurde. „Da muss man durch“, so der läppische Kommentar des diesjährigen Siegers.
Da ging es kurioserweise „bergauf“ Richtung Vockerode ziemlich leicht für ihn und die anderen Teilnehmer. Mit Rückenwind zum Teilerfolg. Nur die Rückfahrt hatte es dann wirklich in sich. Aus Rücken- wurde Gegenwind. Zusätzliche Windböen machten den Wettkampf zum echten Kampf gegen die Natur.
Möglichst effektiv unter Land und nicht in der Mitte, wo er wahrscheinlich abgesoffen wäre, wie der Potsdamer sagt, paddelte er sich von Vockerode zurück nach Dessau und zum Sieg.
Kein Blick für die Landschaft
Der Blick für die Schönheit der Landschaft, von dem noch der Vorjahressieger Henryk Frenzel aus Regensburg schwärmte, war da sekundär. „Wichtig war, möglichst schnell wieder heil am Ziel anzukommen, zumal nach 20 Kilometern jeder weitere Meter eine echte Überwindung für mich ist“, sagt der Betriebstechniker aus Potsdam. Mit einer Viertelstunde Vorsprung auf den wie schon im Vorjahr Zweitplatzierten, Rüdiger Schulze-Rusch aus Spremberg, hat sich Olaf Maluschke ins Ziel gekämpft und einen Pokal gesichert. „Ich komme im nächsten Jahr auf jeden Fall wieder“, hat sich der Potsdamer schon fest vorgenommen.
Bester Lokalmatador auf dem dritten Podestplatz war wie auch im Vorjahr Konrad Schellbach. Für den Dessauer Mitorganisator der Veranstaltung zählt aber weniger das Podest, als vielmehr sich wieder überwunden zu haben. „Es soll allen Teilnehmern trotz des Wettkampfcharakters Spaß machen. Die Platzierung ist eigentlich zweitrangig“, erklärt Konrad Schellbach die Philosophie der Veranstaltung. „Wir erweisen überhaupt jedem Respekt, der das trotz der widrigen Umstände mitgemacht hat“, sagt der zweite Mann im Organisationsteam Heinzpeter Lüdicke.
Als Fünfter ist er ins Ziel gekommen. Drei Boote mussten vorzeitig aufgeben, weil die Kraft nicht reichte oder das Steuer gerissen ist. „Jetzt weiß jeder, wo er nach der Winterpause steht“, sieht Heinzpeter Lüdicke die Berg- und Talrallye als optimalen Auftakt der Saison, die für ihn vor allem im Sommer nur ein Ziel kennt: Flüsse und Seen.
