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Junkersfest in Dessau Junkersfest in Dessau: Pilot Andreas Block erntet mit Bundeswehr-Flugzeug Transall Aufmerksamkeit

Von Danny Gitter 16.05.2016, 15:43
Zum Junkersfest enterte Antonie Sophie (8) im Cockpit der Transall den Pilotensitz. Ladungsmeister Dirk Westphal erklärte ihr das Flugzeug.
Zum Junkersfest enterte Antonie Sophie (8) im Cockpit der Transall den Pilotensitz. Ladungsmeister Dirk Westphal erklärte ihr das Flugzeug. Thomas Ruttke

Dessau - Da werden selbst gestandene Männer zu staunenden Jungs. Da üben sich Eltern mit ihren Kindern im Schlangestehen. Nur, um einmal einen Blick in das Cockpit der Transall werfen zu können. So ein Transportflugzeug der Bundeswehr kann schon aufregend sein. Doch die Männer in Uniform bleiben cool.

Mit norddeutscher stoischer Gelassenheit verfolgen sie am Wochenende beim Flugplatzfest den Trubel um ihren Arbeitsplatz. Vom NATO-Flugplatz Hohn in Schleswig Holstein kommen Maschine und Besatzung. Am Freitagmittag sind sie in Dessau gelandet. Am Dienstag geht es zurück in den hohen Norden.

Ab in die Luft

Für den sicheren Hin- und Rückflug ist Andreas Block verantwortlich. Hauptmann der Bundeswehr und Pilot der Transall ist er. Seit 1988 sitzt er im Cockpit des Transportflugzeugs. Kfz-Mechaniker hat der Norddeutsche ursprünglich gelernt.

Doch unter dem Boden von Autos hat es ihn nicht lange gehalten. Er wollte abheben. „Die berufliche Entscheidung war richtig. Ich würde sie so noch einmal treffen“, sagt der Pilot. Denn für ihn gibt es kaum was Besseres, als diesen Koloss aus Stahl, der im voll beladenen Zustand schon mal knapp 50 Tonnen wiegt, wieder und immer wieder in die Luft zu bringen.

Anlässe, eine Transall zu fliegen, gibt es viele. Mal stürzen sich die Fallschirmjäger aus luftiger Höhe zu Übungszwecken in die Tiefe. Oft fliegt die Transall von Norddeutschland zum Militärflughafen Köln-Wahn und von dort weiter nach Berlin. „Wir sind auch ein VIP-Shuttle“, erzählt der Pilot.

Seine VIPs, besonders wichtige Menschen, sind keine Models, Schauspieler , Politiker oder sonstige Prominente, sondern vor allem Bundeswehr-Generäle, die vom Dienstsitz des Bundesverteidigungsministeriums der ehemaligen Bundeshauptstadt Bonn zum Bundesverteidigungsministerium nach Berlin geflogen werden.

Fliegen mit Promis oder unter feindlichem Beschuss

Auch echte Prominente haben hinten auf den Sitzen im Laderaum der Transall schon Platz genommen und wurden von Block transportiert. An die ehemalige Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul erinnert sich der Pilot oder auch an die Kriegsreporterin und Fernsehjournalistin Antonia Rados. Kollegen von ihm haben regelmäßig auch schon Ursula von der Leyen und ihre Amtsvorgänger im Verteidigungsministerium von einem Militärstützpunkt von Usbekistan nach Afghanistan geflogen.

In der ehemaligen Sowjetrepublik Usbekistan ist auch Block schon oft gewesen. Zwischen vier und sechs Wochen sind Mensch und Maschine dort immer stationiert gewesen. Soldaten, Versorgungsgüter und Militärfahrzeuge wurden dann mit der Transall in das benachbarte Afghanistan transportiert.

Ab und zu hat sich bei solchen Transporten auch das Schutzschild der Maschine aktiviert, um feindlichen Beschuss abzuwehren. Doch für Block in seiner typisch norddeutschen Gelassenheit ist das kaum eine Aufregung wert. Denn es ist ja immer gut gegangen. Überall auf der Welt, wo die Bundeswehr Menschen und Materialien für ihre Einsätze braucht, fliegen Block und seine Crew hin. Aktuell auch in die Türkei, um die Aufklärungseinheiten der Bundeswehr im Syrien-Krieg zu versorgen.

Dabei ist die Transall in die Jahre gekommen. Baujahr 1972 ist die Maschine, die sich der Öffentlichkeit zum Junkers-fest präsentierte. Bis zum 31. Dezember 2021 wird sie noch fliegen, weil es beim Nachfolger A400M Probleme gibt.

Block soll das nur recht sein. „Die Transall ist in vielen Dingen, wie der Bedienbarkeit und der Wendigkeit perfekt“, lobt er die alte Dame unter den Transportflugzeugen. Eine andere alte Dame wollte er sich bei seinem ersten Dessau-Aufenthalt unbedingt aus der Nähe ansehen, die Ju52 im Technikmuseum. „An Junkers führt für Flieger und Technikinteressierte kaum ein Weg vorbei“, meint der Norddeutsche.

Zwei Junkers-Uhren nennt er sein eigen. Auch sonst hat er viel für den Unternehmer und Erfinder übrig. „Es ist schon beeindruckend, wie aus einem Haushaltstechnikhersteller einer der bedeutendsten Luftfahrtpioniere der Welt werden konnte“ zieht Block vor Junkers den Hut.

Fest ist auch ohne Ju ein Magnet

Diese Geschichte zieht auch zum Junkersfest regelmäßig Tausende in ihren Bann, selbst wenn wie am Sonnabend die JU 52 der Deutschen Lufthansa-Stiftung Berlin fehlte. „Das Fest hat mit seinen vielen attraktiven Abwechslungen mittlerweile eine Eigendynamik entwickelt, dass selbst solch ein Ausfall hervorragend kompensiert werden kann“, zieht der Initiator und Mitorganisator Ralf Schönemann ein positives Resümee. (mz)

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