Jugendfastnacht Jugendfastnacht: Zempern und Schlappenball in Cobbelsdorf
Cobbelsdorf/MZ. - "Das muss man wenigstens einmal mitgemacht haben. Um zu erleben wie die Alten ausflippen", lachen die jungen Männer, während sie das Geld aus den Spardosen zählen. Samstag nachmittag gegen vier, im Saal nebenan kocht die Stimmung. Kindertanz ist angesagt. Torsten Kwiatkowski sieht noch recht fit aus - trotz mangelnden Schlafes. Am Freitagabend hatte er beim Fastnachtstanz bis spät in die Nacht zusammen mit seinem Platzmeisterkollegen Martin Hoffmann den Hut auf. Und am Sonnabend standen die beiden jungen Männer mit der Fastnachtsjugend schon wieder auf der Matte - beim Zempern in Cobbelsdorf.
Die Fastnachts-Tage fanden auch in diesem Jahr bei den Cobbelsdorfern großen Zuspruch. Kein Wunder, schließlich haben diese närrischen Feierlichkeiten, die in die Karnevalszeit fallen, in dem Dorf eine lange Tradition. "Das hat schon mein Vater gemacht, als der so alt war wie ich", erzählt Torsten Kwiatkowski. Seit mindestens 50 Jahren haben die Cobbelsdorfer diesen Brauch, der einem festen Rhythmus folgt: Bereits am Montag begann nämlich für die Platzmeister der Fastnachts-"Marathon". Da machten sich die beiden jungen Männer, die die Fastnachtsjugend in ihr saisonales Amt wählte, auf Einladungstour in Cobbelsdorf. Genau so wie am Dienstag und Mittwoch waren sie unterwegs und wurden von den eingeladenen Leuten zum Dank bewirtet.
Nach dem Fastnachtsball am Freitag dann der Höhepunkt am Samstagmorgen: Rund 80 bunt verkleidete junge Leute nahmen mit viel Getöse Cobbelsdorf in ihre Hand, drehten ihre Zemper-Runde. "Die meisten machen da schon von selber auf", weiß Torsten Kwiatkowski aus der Erfahrung.
Und so standen auch vorgestern einige Dorfbewohner schon "mit dem Tablett in der Hand" vor der Tür, um den Jugendlichen Geld, Lebensmittel oder auch Hochprozentiges zu spenden. "Das reicht dann schon, damit achtzig Mann an einem Abend satt werden", wissen auch Daniel Otto und André Pauli Bescheid über den Ertrag beim Zempern, also dem Sammeln von Eiern, Wurst, Gurken und anderen Lebensmitteln. Die beiden unterstützten die gestressten Platzmeister am Wochenende mit Rat und Tat.
In diesem Jahr soll der so genannte "Schlappenball", bei dem die Jugendlichen alles Gesammelte "verbraten", allerdings nicht im heimatlichen Cobbelsdorf stattfinden. Die jungen Leute wollen diesmal verreisen, wie ihre Fastnachts-Nachbarn in Senst, die im vorigen Jahr die große Party außerhalb steigen ließen.
Konkurrenz gibt es aber nicht zwischen den zwei Dörfern. "Es ist vielmehr ein Abhören", weiß Kai König aus Senst, der seinen Cobbelsdorfer Fastnachtskollegen am Wochenende Gesellschaft leistete. Und die Dorfbewohner seien in beiden Dörfern gleichsam begeistert von diesem Brauch. "Die freuen sich, dass hier einmal im Jahr was los ist, dass die Fastnacht überhaupt noch am Leben erhalten wird", sagen die jungen Männer. Natürlich gebe es im Dorf "solche und solche", und eben auch welche, die mit der Fastnacht und dem Zempern nichts zu tun haben wollen. "Das sind dann Zugezogene. Städter", weiß Platzmeister Kwiatkowski.
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