Jubiläum Jubiläum: Unternehmen sieht keine Flaute bei Windkraftanlagen
DESSAU/MZ. - Eine Länge von über 20 Kilometer würden aneinander gelegt die Windkrafttürme ergeben, die jedes Jahr die Großanlagen- und Schwermaschinenbau Dessau GmbH (GSD) verlassen. Die Stahlröhren finden Abnehmer in Deutschland, in Europa und sogar Übersee. Windkraft boomt, selbst von der aktuellen Krise sei man nicht besonders stark betroffen, beteuert Thomas Mittrenga, und sieht schon wieder neue Wachstumschancen ab 2011.
Mittrenga ist Chef eines Konglomerats mittelständischer Firmen, die sich vor allem mit Schwermaschinen- und Anlagenbau befassen und von der die GSD eine ist. Vor zehn Jahren gegründet, war der Windturmhersteller eines der Unternehmen, die aus dem vormaligen Zementanlagenbau hervorgingen. Den hatte der Eigentümer Klöckner-Humboldt-Deutz mit abenteuerlichen Geschäften in Saudi-Arabien an den Rand des Ruins gefahren - nach jahrelangen Siechtum war für das Jahr 2000 die Schließung vorgesehen.
Glücksfall und harte Arbeit
Insofern erwies es sich als Glücksfall, dass der Windanlagenhersteller Enercon in Magdeburg innerhalb weniger Jahre an die Kapazitätsgrenze gestoßen war. In Magdeburg wusste man noch aus gemeinsamen Kombinatszeiten um das Dessauer Know-how - die GSD entstand. "Es war", lobt Mittrenga, der erst später hinzustieß, für seine Leute, "ein hartes Stück Arbeit damals." Einerseits war man als Zementanlagenbauer durchaus gewohnt, aus dicken Blechen große Röhren zu fertigen - andererseits unterscheiden sich Drehrohrofen. Und: Es fehlte an Eigenkapital. Doch die Firma stabilisierte sich schnell, der Umsatz wuchs stetig - allein von 2000 zu 2001 von 3,8 auf 11 Millionen Euro. Inzwischen kommt die Firmengruppe in den zwei Standorten Dessau und Schönebeck auf 100 Millionen Umsatz und beschäftigt 400 Leute.
2005 erlebte die GSD ihre Boomphase: man arbeitete in vier Schichten und am Rande der Kapazität. Mittrenga übernahm zusätzlich ein Werk in Schönebeck. Die Dessauer Belegschaft sah es zunächst mit gemischten Gefühlen, befürchtet sie doch den Verlust von Arbeitsplätzen vor Ort. Heute arbeiten allein bei der GSD 120 Frauen und Männer. Gerade dieser Tage beenden wieder Lehrlinge ihre Ausbildung. Auch sonst sucht die GSD nach neuen Fachleuten. Wie andere Mittelständler auf dem ehemaligen ZAB-Gelände betreibt die GSD keine Serienproduktion, sondern fertigt rund 100 Turmtypen nach Kundenwunsch. Sie unterscheiden sich nicht nur in der Höhe, sondern auch in der Ausstattung - manche Türme werden sogar mit Lift fürs Wartungspersonal ausgestattet.
Markt ist in Bewegung
Indes weiß Mittrenga, dass der Windenergie-Markt ständig in Bewegung ist. Wenn die GSD heute noch ihre Türme ans andere Ende der Welt verkaufen kann, wird das bald nicht mehr der Fall sein, weil sich neue Produzenten in anderen Erdteilen finden werden. Indes: Hersteller wie GSD setzen auf ihren technischen Vorsprung, denn die nächste Generation Windkraftanlagen fordert die Anlagenbauer nochmals in ganz anderen Dimensionen.
Derzeit haben große Türme fünf Meter Durchmesser - doch diese steigen stetig. Der jetzigen GSD-Halle fehlt Platz für die nächste Generation. Auch die Krane bewältigen die dann erforderlichen Lasten nicht. Deshalb sieht sich Mittrenga nach einem neuen Standort um, will dazu aber nichts weiter sagen. Der jetzige jedenfalls ist für die Erfordernisse des Unternehmens gut geeignet: Man verfügt über einen Bahnanschluss und kommt relativ umkompliziert zur Elbe.