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Jobperspektive ab 58 Jobperspektive 58 plus in Dessau: Technikmuseum ermöglicht Neustart nach langer Arbeitslosigkeit

Von Heidi Thiemann 18.11.2016, 13:16
Sozialministerin Petra Grimm-Benne (r.) bei ihrem Besuch im Technikmuseum Hugo Junkers. Sie will wissen, wie kommt das Landesprogramm „Jobperspektive 58 plus“ bei den Menschen an.
Sozialministerin Petra Grimm-Benne (r.) bei ihrem Besuch im Technikmuseum Hugo Junkers. Sie will wissen, wie kommt das Landesprogramm „Jobperspektive 58 plus“ bei den Menschen an. Lutz Sebastian

Dessau-Roßlau - „Man muss mit den Menschen reden. Nicht über sie“, sagt Petra Grimm-Benne, Sozialministerin der Landesregierung. Immer wieder wendet sie sich bei ihrem Besuch im Dessauer Technikmuseum deshalb an Christine Katzfuß und Martina Gadau.

Die Frauen sind seit Sommer Mitarbeiterinnen im Museum an der Kühnauer Straße - haben mit fünf weiteren Frauen und Männern durch das Programm „Jobperspektive 58 plus“ der Landesregierung eine Beschäftigung für drei Jahre gefunden und sitzen nun mit Vertretern von Stadt, Jobcenter und Technikmuseum mit Grimm-Benne an einem Tisch. Und die will wissen: „Wie helfen wir mit solchen Programmen den Menschen? Was müssen wir anders machen?“

Seit der Wende keinen richtiger Job mehr gefunden

Christine Katzfuß und Martina Gadau sind beide 59 Jahre alt. Eine Beschäftigung auf dem ersten Arbeitsmarkt? Die ist lange her. Katzfuß etwa, gelernte Chemie-Facharbeiterin, später umgeschult auf Datenfacharbeiter, hat seit der Wende keinen richtigen Job mehr.

„Schule, Maßnahmen, Mini-Jobs“, zählt sie auf. Geförderte Maßnahmen, die sie gerne machte. Zuletzt als Schulassistentin. Mit Unterbrechung immerhin sechs Jahre. 2014 war dann Schluss. Jetzt, ist sie froh, hat sie eine versicherungspflichtige Beschäftigung, eine neue Perspektive, und das mit Ende 50.

„Wir brauchen sie“, macht Michael Otto, Vorsitzender des Fördervereins Technikmuseum, zu den geförderten Mitarbeitern unmissverständlich klar. „Wir hätten sonst ein echtes Problem gehabt, das Museum zu öffnen.“ Immerhin sei das Technikmuseum mit 20.000 Besuchern jährlich nach dem Bauhaus das besucherstärkste Museum der Stadt. Die sieben Teilnehmer am Jobperspektive-Programm helfen, das Museumsangebot abzusichern.

Zwölf Träger profitieren von der Unterstützung

Nicht nur das Technikmuseum profitiert vom Landesprogramm, das Menschen, die Hartz IV erhalten, einen Neustart nach langer Arbeitslosigkeit ermöglicht.

In Dessau-Roßlau, sagt Sozialdezernent Jens Krause, gibt es insgesamt 48 Plätze bei zwölf Trägern. Gern auch hätten andere Träger vom Programm profitiert, doch sie konnten den Eigenanteil nicht aufbringen. So wie die Dessauer Arbeits- und Sozialförderungsgesellschaft, die gerne weiterhin Schulassistenten eingestellt hätte.

Die Stadt, so Krause, hatte das nicht co-finanziert. Grimm-Benne kennt das finanzielle Problem, das gerade kleinere Vereine haben. Die Frage bei künftigen Programmen sei, wie der Eigenanteil anders als Geld dargestellt werde könne.

„Langzeitarbeitslose müssen wieder in den regulären Arbeitsmarkt integriert werden“

Insgesamt gibt Sachsen-Anhalt in den nächsten drei Jahren 36 Millionen für die „Jobperspektive 58 plus“ aus. 1,6 Millionen Euro fließen nach Dessau-Roßlau. Landesweit waren bis Ende September 959 Plätze bewilligt worden.

„Langzeitarbeitslose müssen wieder in den regulären Arbeitsmarkt integriert werden“, sagte die Ministerin. Insbesondere aber für Ältere sei die Situation schwierig. Denn jahrelang seien die Menschen nur gefordert worden.

„Wir haben es nicht geschafft, sie in ausreichendem Maße zu fördern.“ Was auch an fehlender Arbeit lag. Dass Altersarmut deshalb in absehbarer Zeit ein Thema für Dessau-Roßlau wird, befürchtet Sozialdezernent Krause.

Wird die Rente zum Leben reichen? Sie machen sich hin und wieder schon Gedanken, geben Christine Katzfuß und Martina Gadau zu. Aber solange sie noch fit seien, sei das kein Thema. (mz)