1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Dessau-Roßlau
  6. >
  7. Jobcenter: Jobcenter: Von Langzeitarbeitslosigkeit zur Festanstellung

Jobcenter Jobcenter: Von Langzeitarbeitslosigkeit zur Festanstellung

Von silvia bürkmann 21.11.2012, 19:15

dessau-rosslau/MZ. - Aus der Ferne betrachtet, macht dieser Winkel zwischen Triftweg und Dieselstraße tatsächlich den Eindruck einer "Industriebrache". Stück um Stück verschwanden links der Brauereibrücke erst die Bauten im Rodebille-Viertel und dann vom Junkalorgelände, um Platz zu machen für Gewerbeansiedlungen. Ein Industriebau aber entkam dem Abrissbagger. Weil er schon vor 15 Jahren zur Firmenadresse wurde: Wo bis 1990 Junkalor Durchflussmessgeräte produzierte, zog damals die Hufcor Deutschland GmbH ein. An 26 Produktionsstätten weltweit fertigt die vom Stammhaus im US-amerikanischen Janesville (Wisconsin) agierende Hufcor-Gruppe mobile und schalldämmende Trennwandsysteme.

Bei Hufcor Deutschland in Dessau-Roßlau arbeiten derzeit 52 Männer und Frauen. "Davon sind 31 Mitarbeiter in Produktion und 21 in Verwaltung, Kundenservice und -Akquise, Technik und IT beschäftigt", beschreibt Geschäftsführer Thomas Bitter die Firmenabläufe. Zum Produktionsteam für die Montage der modernen Trennwände gehört seit Mai 2011 auch Nikolai Schönknecht.

Der ruhige Mann mit dem freundlichen, offenem Gesicht gehörte zu den Kunden des Jobcenters und wurde betreut vom Vermittlungsteam 50plus. Und das Team besuchte Schönknecht am Mittwoch am Arbeitsplatz. Nicht mehr am Zeitarbeitsplatz, in den der heute 58-Jährige vor anderthalb Jahren über die Köthener Zeitarbeitsfirma ZAP eingestellt wurde. Sondern am Platz der Stammbelegschaft, in die Geschäftsführer Bitter seinen bisherigen Zeitarbeiter übernommen hat. Mit dem 1. September 2012.

"Das ist eine unserer Erfolgsgeschichten mit dem Beschäftigungspakt 50plus", ist Jobcenter-Geschäftsführer Jens Krause stolz und schaut beim Firmenbesuch seinem einstigen Kunden neugierig über die Schulter. Nikolai Schönknecht kam 2002 aus Krasnojarsk im sibirischen Russland nach Deutschland. Seine Mutter Dorothea war als Russlanddeutsche und Spätaussiedlerin bereits 1996 nach Dessau gekommen. "Zu Hause und in der Familie haben wir neben Russisch immer auch Deutsch gesprochen", bestand weder für Nikolai noch seine Ehefrau Tatjana und den Sohn Jewgenij eine überhohe Sprachbarriere. Trotzdem blieb für Schönknecht die Tür auf den ersten Arbeitsmarkt versperrt. Nach Sprachkursen nahm er ab 2004 an verschiedenen Maßnahmen des zweiten Arbeitsmarktes zur Aktivierung und Qualifizierung teil. Der Knoten aber platzte erst, als der gelernte Kfz-Mechaniker in das 50plus-Team gelangte und mit Jürgen Teichmann einen besonders engagierten Arbeitsvermittler an die Seite bekam. "Ihm bin ich wirklich sehr dankbar", hatte Nikolai Schönknecht nach neun Jahren Suche selbst kaum noch mit der glücklichen Wendung gerechnet. Zuverlässigkeit, Fleiß und Pünktlichkeit bescheinigten die Hufcor-Vorarbeiter ihrem "Neuen" und empfahlen dem Chef die Festanstellung. "Solche Leute brauchen wir", nickt Bitter.