1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Dessau-Roßlau
  6. >
  7. Jobcenter Dessau-Roßlau: Jobcenter Dessau-Roßlau: Ohne Bildung geht gar nichts

Jobcenter Dessau-Roßlau Jobcenter Dessau-Roßlau: Ohne Bildung geht gar nichts

Von sylke kaufhold 19.03.2014, 20:05

dessau/MZ - Es wird immer schwerer, Kunden des Jobcenters in Arbeit zu bringen. In 1 908 Fällen ist dies im Jobcenter Dessau-Roßlau im vergangenen Jahr gelungen. Damit habe man das gesteckte Ziel von 2 000 nicht ganz erreicht, bilanzierte Jobcenterchef Jens Krause am Dienstag in einem Pressegespräch. Im Jahr 2012 lag man mit 2 300 Vermittlungen in den ersten Arbeitsmarkt darüber.

440 Arbeitslose ohne Berufsabschluss

Was den Geschäftsführer des Jobcenters besonders beunruhigt, ist die hohe Zahl derer, die keinen Schul- und/oder Berufsabschluss haben. Junge Leute bis 35. In der Altersgruppe der 25- bis 35-Jährigen sind 440 Arbeitslose ohne Berufsabschluss, weitere 120 haben noch nicht mal einen Schulabschluss. „Von dieser Gruppe sind nur etwa 100 motiviert und in der Lage, einen Abschluss zu machen“, verdeutlicht Krause die Situation. Um jene Kunden wolle man sich im laufenden Jahr ganz besonders kümmern und die Bundesinitiative „Ausbildung wird was/Spätstarter gesucht“ aktiv umsetzen.

Dementsprechend wird das Jobcenter Dessau-Roßlau in diesem Jahr 59 Prozent seines Eingliederungsbudgets für Qualifizierungs- und Ausbildungsmaßnahmen ausgeben. „Wir hoffen, damit zukunftsorientiert und nachhaltig etwas für unsere Kunden tun zu können.“

Denn es sei erwiesen, dass Mitarbeiter in Helfertätigkeiten besonders oft ihren Job verlieren. Bereits 2013 hatte das Jobcenter mehr als ein Drittel (2,3 Millionen Euro) seines Budgets für Qualifizierungen ausgegeben. Wie mühselig das aber ist, verdeutlicht wohl auch diese Zahl: Nur fünf Kunden im Alter von 25 bis 35 Jahren waren 2013 bereit und willens, ihren Hauptschulabschluss nachzuholen. 69 Kunden dieser Altersgruppe begannen 2013 eine abschlussorientierte Bildungsmaßnahme, sieben davon in einer betrieblichen Einzelumschulung.

Keine Altersgrenze

Aus Gesprächen mit den Teilnehmern und Besuchen in den Maßnahmen weiß Jens Krause, dass diese Männer und Frauen hochmotiviert sind. „Das zeigt mir, dass unsere Kunden doch Potenzial haben, das wir entdecken und fördern müssen.“ Bei der Umsetzung des Programmes „Ausbildung wird was“ setzt das Jobcenter Dessau-Roßlau keine Altersgrenze. Was sich bereits als richtig erwiesen habe, so Krause. Denn ein Großteil der Kunden, die in diesem Rahmen eine Ausbildung machen, sind über 40, einige sogar über 50. „Sie finden auf diese Weise ihren Platz im Berufsleben“, freut sich Krause. So werden einige Altenpflegerinnen, andere Erzieherinnen. Für beide Berufe hat das Jobcenter Kooperationsvereinbarungen mit Unternehmen abgeschlossen - für die Erzieherausbildung mit dem Dekita-Eigenbetrieb sowie für die Altenpfleger mit sechs Alten- und Pflegeheimen. Geplant ist, dass im September etwa 20 Jobcenterkunden eine Ausbildung zum Altenpfleger bei der IWK beginnen. Vorher haben sie die Möglichkeit, in den Unternehmen zu arbeiten und so ihre Eignung festzustellen.

Schwerer Weg zurück in den Beruf

Auch Alleinerziehende stehen verstärkt im Fokus der Qualifizierungskampagne des Jobcenters. Denn auch hier ist der Anteil derjenigen ohne Schul- und Berufsabschluss hoch. Der Gesetzgeber räumt jungen Müttern die Möglichkeit ein, drei Jahre Elternzeit zu nehmen und sich in dieser Zeit von jeglicher Vermittlung freizustellen. Das hält Krause für eine Fehlentscheidung, denn die jungen Frauen entfernten sich in dieser Zeit immer mehr vom Arbeitsmarkt, und der Wiedereinstieg falle ihnen dann entsprechend schwer oder gelinge gar nicht. 335 Alleinerziehende nehmen dies derzeit in Anspruch, 170 von ihnen haben keinen Berufsabschluss. Doch auch eine Ausbildung werde in dieser Zeit nicht gemacht, weiß Krause.

Kaum verändert hat sich im Vergleich zu 2012 die Zahl der Bedarfsgemeinschaften insgesamt, die sich auf ca 6 500 mit 10 700 Personen eingependelt hat. Damit sind etwa 17,5 Prozent der Dessau-Roßlauer Bevölkerung hilfebedürftig.