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Jobcenter Dessau-Roßlau Jobcenter Dessau-Roßlau: Gleiche Aufgabe andere Leute

Von sylke kaufhold 19.08.2014, 06:38
Wirtschaftsminister Reiner Haseloff übergab im Januar 2011 bei der Dessauer Tafel die ersten fünf Bürgerarbeitsplätze.
Wirtschaftsminister Reiner Haseloff übergab im Januar 2011 bei der Dessauer Tafel die ersten fünf Bürgerarbeitsplätze. sebastian/archiv Lizenz

dessau - Mit 61 Jahren fühlt sich Wolfgang Scholz noch nicht alt. Für den hiesigen Arbeitsmarkt aber ist es der Diplomjurist. „Ich bin chancenlos“, schreibt er an die MZ. Nun hatte er gehofft, im viel beworbenen Programm „aktiv zu Rente“ eine Stelle ergattern zu können. Fast hatte es auch geklappt. Dachte Wolfgang Scholz zumindest. Zeugen im Strafprozess sollte er betreuen. „Das hätte wunderbar gepasst.“ Doch die Maßnahme fand für ihn nicht statt.

Nun fragt er, ob es dieses Programm nur für ihn nicht gibt oder ob es generell für Dessau-Roßlau gestrichen wurde. „Das Programm wird umgesetzt, zum 1. Mai haben wir die ersten Stellen besetzt, das Gros zum 1. Juli“, erklärt Jens Krause, Geschäftsführer des Jobcenters Dessau-Roßlau. 115 ältere Langzeitarbeitslose, vorwiegend über 60, haben per 30. Juli in diesem Programm eine Beschäftigung für ein Jahr erhalten. Die Anzahl der Stellen habe sich aus dem zugewiesenen Budget in Höhe von 2,1 Millionen Euro ergeben, so Krause.

Lesen Sie auf der nächsten Seite, warum es nicht klappt.

Warum es bei Herrn Scholz nicht geklappt hat, kann Krause nicht hundertprozentig beantworten. „Den Arbeitsvertrag schließt nicht das Jobcenter mit dem Teilnehmer, sondern der jeweilige Träger der Maßnahme“. Seine Behörde treffe lediglich eine Vorauswahl entsprechend der vorgegebenen Förderbedingungen. Träger der Maßnahme „Zeugenbetreuung im Amtsgericht“ ist das Sozial-Kulturelle-Frauenzentrum. Hierfür haben zum 1. Juni zwei Mitarbeiterinnen die Arbeit aufgenommen.

Auch wenn das Programm „Aktiv zur Rente“ gerne als Nachfolgeprogramm für die Bürgerarbeit gehandelt wird, „ist es kein echter Nachfolger“, wie Jens Krause betont. Denn es werde eine andere Personengruppe angesprochen. Deshalb seien auch keine ehemaligen Bürgerarbeiter in das neue Programm übernommen worden. Obwohl es von vielen Trägern diesbezügliche Wünsche gegeben habe. „Ziel des neuen Programms ist es, wie der Name sagt, eine Brücke zur Rente zu schlagen.“ Auf keinen Fall sollen die Teilnehmer nach der Maßnahme wieder im Jobcenter landen. Das heißt, die Hilfebedürftigkeit soll mit der Maßnahme beendet werden.

Gleich geblieben gegenüber der Bürgerarbeit sind die Förderkriterien der Maßnahmeinhalte - zusätzlich, von öffentlichem Interesse, nicht marktbeeinflussend. Und so haben etliche Träger, die zuvor Bürgerarbeiter beschäftigten, Stellen über „Aktiv zur Rente“ beantragt. Insgesamt waren es 15 Träger mit 37 Projekten. Für lediglich vier Projekte gab es keine Förderzusage.

Die Arbeits- und Sozialförderungsgesellschaft (ASG) beschäftigt über dieses Programm 26 Männer und Frauen, die als Schulassistenten tätig sind. 18 Stellen wurden beim Stadtsportbund besetzt, um Trainer, Platz- und Hallenwarte zu unterstützen. Bei der Dessauer Tafel sind seit 1. April acht Mitarbeiter aus dem Programm „Aktiv zur Rente“ beschäftigt. Der Shia-Verein konnte sechs Stellen für die „Gelben Feen“ in der Kinderklinik besetzen, die Ölmühle sieben, ebenso der Förderverein Technikmuseum.

Die letzten Bürgerarbeiter (von insgesamt 237) beenden zum Jahresende ihre dreijährige Tätigkeit. Das Programm „Aktiv zur Rente“ läuft zum 30. Juni 2015 aus. Ob es dann eine Neuauflage in der gewohnten Form, also für den zweiten Arbeitsmarkt, geben wird, daran hat Jens Krause große Zweifel. „Die Bundespolitik geht in eine andere Richtung.“ Die zeigt zu den Kommunen. „Aber die sind finanziell dazu nicht in der Lage“, denkt Krause. (mz)