Die 1.000 als Ziel Jeden Freitag Aderlass: Schon 777 Mal hat der Dessauer Wolfgang Behrendt Blut gespendet

Dessau/MZ - Vorgespräch und Untersuchung, dann für eine knappe Stunde Platz auf der Liege nehmen. Kanüle in den Arm und schon fließt der Lebenssaft. Für Wolfgang Behrendt ist das alles mittlerweile Routine.
Blutspende ist für ihn zum regelmäßigem Ritual geworden. Wenn möglich kommt der 63-Jährige jeden Freitag in das Blutspendeinstitut am Altener Damm. Die eine Woche werden ihm Thrombozyten, die andere Blutplasma abgenommen. Dadurch hat der Dessauer sein Blutspende-Konto schon gut gefüllt. Die 777. Spende absolvierte Behrendt am 18. März. „Damit ist er auf jeden Fall ganz vorn mit dabei, wenn nicht sogar unser Spitzenreiter“, lobt Jörg Peter Schmidt, Abteilungsleiter im Blutspendeinstitut. Als Belohnung gab es dann auch einen Blumenstrauß und eine Ehrenurkunde.
Wäre der Geehrte Karnevalist, dann wäre der Freitag, 18. März, so etwas wie ein Feiertag für ihn gewesen. Denn Narren lieben Schnapszahlen. „Ich schaue mir so etwas gerne an. Doch aktiv dabei bin ich nicht“, sagt Behrendt. Diese ungewöhnliche Ehrung hat eher einen traurigen Hintergrund. Die 775. Spende, zu der er ursprünglich geehrt werden sollte, überschattete ein Todesfall in der Familie.
Aus den gefüllten Spendenbeuteln werden Präparate für Menschen mit Bluterkrankungen, wie Leukämie
Doch schnell versuchte er wieder Mut zu fassen. Die Blutspende hilft ihm dabei. „Wenn ich helfen kann, gibt mir das ein gutes Gefühl und hier kann ich helfen“, sagt Behrendt. Vielleicht ist er dadurch schon unzählige Male zum Lebensretter geworden. Zumindest hat der Dessauer mit seinen Thrombozyten und seinem Blutplasma schon viel zur Linderung von Beschwerden anderer Menschen beigetragen.
Aus den gefüllten Spendenbeuteln werden Präparate für Menschen mit Bluterkrankungen, wie Leukämie. Außerdem helfen sie bei der Blutgerinnung, aber auch um Blutungen zu stoppen oder auch hohe Blutverluste auszugleichen. Bei besonderen Engpässen wurde Behrendt vom Blutspendeinstitut auch schon direkt angerufen.
Aus der monetären Motivation wurde im Laufe der Zeit eine moralische und gesundheitliche
„Dann ging es vom Garten gleich auf die Liege“, erinnert er sich. „Man kann ja mal selbst in solch eine Situation kommen. Dann wäre man doch auch dankbar, wenn andere helfen würden“, sagt Behrendt. Dabei fing alles weniger uneigennützig bei ihm an. „Das waren ja damals richtig große Diskussionen, ob man spenden soll oder nicht. Ich wollte das erst für mich nicht“, erzählt Behrendt. Das war Mitte der 70er Jahre, als er gerade volljährig wurde. „Weil es damals noch nebenbei etwas Geld gab, bin ich dann doch mal hingegangen“, erzählt der gelernte Maurermeister, der mittlerweile im Ruhestand ist.
Aus der monetären Motivation wurde im Laufe der Zeit eine moralische und gesundheitliche. „Man ist ja schon etwas egoistisch, wenn man spenden könnte und es nicht macht“, sinniert der Rekordspender. Er merkt aber auch, wie gut es ihm tut, regelmäßig zu spenden. „Der Körper gibt schon immer das Signal, wenn der Tank voll ist. Dann spendet man, fühlt sich danach entlastet und auch ein bisschen erneuert“, sagt Behrendt.
Bis zum 73. Lebensjahr kann generell gespendet werden
Um noch möglichst lange spenden zu können, versucht er sich so fit wie möglich zu halten. Sein Garten, seine Frau und seine positive Lebenseinstellung helfen ihm dabei. Auch auf eine nicht zu ungesunde Ernährung achtet er. „In so einem Plasmabeutel liegt auch viel Wahrheit. Eine zu fettige Ernährung etwa, zeigt sich durch Färbung und veränderte Konsistenz“, erklärt Hartmut Kroll, der Leiter des Blutspendeinstituts.
Doch Behrendt liefert immer das Plasma, wie es sich Fachleute wünschen. Bis zum 73. Lebensjahr kann generell gespendet werden. Das will Behrendt schaffen und bis dahin auch die tausendste Spende absolviert haben. Das wäre Rekord am Altener Blutspendeinstitut. Auch wer weniger rekordverdächtig spendet, ist willkommen. „Traditionell brechen mit dem besseren Wetter die Spenderzahlen ein. Deshalb ist es gerade jetzt wichtig, dass, wer spenden will, auch spendet“, appelliert Kroll.