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Integrationspreises 2014 des Landes Sachsen-Anhalt Integrationspreises 2014 des Landes Sachsen-Anhalt: Dessauer Verein "Dialog" erhält Auszeichnung

Von heidi Thiemann 08.12.2014, 19:20
Tatjana Schewtschenko (l.) und Erika Karsuntke freuen sich über die Auszeichnung, die der Verein „Dialog“ in Magdeburg erhielt.
Tatjana Schewtschenko (l.) und Erika Karsuntke freuen sich über die Auszeichnung, die der Verein „Dialog“ in Magdeburg erhielt. L. Sebastian Lizenz

Dessau - „Das hatte keiner geahnt“, sagt Tatjana Schewtschenko. Geahnt, dass bei der Vergabe des Integrationspreises 2014 des Landes der Dessauer Verein „Dialog“ mit einem zweiten Preis geehrt werden würde. Schewtschenko ist Gründungsmitglied und Vorsitzende von „Dialog“. Umso größer ist ihre Freude.

„Der ursprünglich von deutschen und russischen Bürgern gegründete Verein engagiert sich seit vielen Jahren für die interkulturelle Verständigung, unterstützt die Integration Zugewanderter, z.B. mit praktischen Informationen und Sprachkursen und trägt zur Pflege von Herkunftskultur und Sprache bei“, würdigte Susi Möbbeck, die Integrationsbeauftragte des Landes, den Verein. Und sie sagte zudem: „Es sind die kleinen Vereine, Migrantenorganisationen und Initiativen, die meist ehrenamtlich zeigen, wie Willkommenskultur vor Ort ganz konkret geht.“

Seit zehn Jahren gibt es „Dialog“, 18 Mitglieder wirken mit. „Es ist wichtig“, sagt Tatjana Schewtschenko, „dass es Begegnungsinitiativen zwischen Ausländern und Deutschen in Dessau gibt“, denn dies trage bei zu einem respektvollen Zusammenleben und einem friedlichen Miteinander bei. „Alles, was wir anbieten, ist 100-prozentig ehrenamtlich “, ist sie stolz auf ihre Mitstreiter, zu denen ihre Stellvertreterin Erika Karsuntke gehört, die selbst schon seit 16 Jahren dabei ist, denn vor der Vereinsgründung 2004 gab es seit 1994 bereits eine Interessengruppe, die von deutschen und russischen Mitbürgern ins Leben gerufen worden war. Karsuntke leitet die Deutsch-Gesprächsrunde „Dialog“ in der Volkshochschule. Einen zweiten Gesprächskreis „Treffpunkt Deutsch“ gibt es im Frauenzentrum, den Alexandra Köhler von Katarina Harms übernommen hat. In beiden Runden gibt es Vorträge, wird sich über Literatur unterhalten, werden gängige Redensarten erklärt, geht es um korrektes Deutsch, wie Karsuntke erklärt.

Doch nicht nur die deutsche Sprache ist ein Thema, viele verschiedene Begegnungen werden durch „Dialog“ ermöglicht. So wurde das Plinsenfest gefeiert, nahmen die Mitglieder am 8. März an der Menschenkette gegen rechts teil, gab es Veranstaltungen zum 70. Jahrestag des Endes der Blockade von Leningrad oder wurden Geschichten über die alte Heimat erzählt. Herausragend war auch die Begegnung mit der Folkloregruppe aus der russischen Stadt Lomonossow bei St. Petersburg, die ehemals auch Oranienbaum hieß. Besonders begeisterte das Folkloreprogramm, das im Karstadt-Restaurant aufgeführt wurde und vom Kaufhaus unterstützt wurde. Auch Exkursionen und Ausstellungsbesuche sowie die Teilnahme am bundesweiten Vorlesetag in der Roßlauer Bibliothek gehörten zum Angebot. Ebenso die interkulturellen Begegnungen im Rahmen des „Dialog“-Projektes „Besedka“.

Ohne Kooperationspartner aber wäre all das nicht möglich, betonen Tatjana Schewtschenko und Erika Karsuntke. Das Frauenzentrum heben sie hervor, die Volkshochschule, die Integrationsbeauftragte, den Integrationsbeirat, die St. Johannis GmbH und viele andere. „Unsere Arbeit kommt gut an. Sie wird benötigt“, weiß Schewtschenko. Denn der Bedarf an Unterstützung und die Probleme von Menschen aus dem Ausland, die in Dessau Wurzeln schlagen wollen, seien groß. „Es kann“, stellt sie fest, „nicht genug solcher Gruppen geben.“

Weshalb sie sich freut, dass eben dieses Engagement im Jubiläumsjahr des Vereins durch das Land mit dem zweiten Platz beim Integrationspreis gewürdigt wurde. Verbunden ist dieser mit 500 Euro. Schewtschenko will die Mitglieder entscheiden lassen, was mit dem Geld geschieht. Sie würde eine Fahrt vorschlagen, denn Sachsen-Anhalt, schwärmt sie, „ist so reich an Kultur und Geschichte, die es kennenzulernen lohnt“. (mz)