Innungstag der Kreishandwerkerschaft Innungstag der Kreishandwerkerschaft: Für Handwerk weht ein rauer Wind
Zerbst/MZ. - Großes Lob bekam die Geschäftsstelle der Kreishandwerkerschaft Anhalt-Zerbst am Sonnabend beim 11. Innungstag von Kreishandwerksmeister Paul Lindau. Er nannte die Betreuung der Innungen "hervorragend". Darüber hinaus gestalte sich die im vergangenen Jahr begonnene Kooperation mit der Kreishandwerkerschaft Wittenberg positiv.
Neben viel Lob für die Arbeit der Innungen fand der Kreishandwerksmeister auch kritische Worte. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für das Handwerk seien angesichts "schlapper Konjunktur" mit schwacher Nachfrage und Umsatzrückgängen in den vergangenen Monaten ungünstig gewesen, stellte Lindau fest. So habe in den letzten drei Jahren die Anzahl der Beschäftigten im Handwerk kontinuierlich abgenommen, und das, obwohl das Handwerk ein wichtiger Wirtschaftsfaktor sei. "Eines unserer wichtigsten Ziele muss es sein, diesem starken Wirtschaftsfaktor Handwerk mehr Gehör zu verschaffen", betonte Lindau.
Der Kreishandwerksmeister forderte Steuerentlastungen, denn in der Praxis würde das Handwerk häufig durch politische und Verwaltungsentscheidungen benachteiligt. Lindau kritisierte das im Sommer dieses Jahres vom Bund beschlossene Gesetz zur Eindämmung illegaler Beschäftigung im Baugewerbe. "Das Ziel des Gesetzes ist durchaus begrüßenswert, die praktische Umsetzung allerdings völlig unausgegoren. In gleicher Weise unbefriedigend ist die Umsetzung der Gesetzgebung zur Beschleunigung fälliger Zahlungen", stellte er fest. Ein Umfrage des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks ergab, dass 80 Prozent der Befragten eine Verbesserung der Zahlungsmoral nach Inkrafttreten des Gesetzes nicht feststellen konnten Immerhin sehen sich 8, 5 Prozent aller Handwerksbetriebe durch schlechte Zahlungsmoral in ihrer Existenz bedroht.
Von einer Kunjunkturflaute sprach anschließend der Bürgermeister von Zerbst, Helmut Behrendt. Allein in der Kreisstadt sei die Zahl der Handwerksbetriebe in den vergangenen zwei Jahren von 214 auf 202 zurückgegangen. Als Gründe nannte Behrendt Insolvenz, schlechte Auftragslage, Alter und Gesundheit sowie die Verlagerung von Firmensitzen.
Günter Wirt, der neu gewählte Präsident der Handwerkskammer Halle, betonte die wirtschaftliche Bedeutung des Handwerks, das 70 Prozent aller Umsatzsteuern erbringe. Als Hindernis für den Mittelstand nannte er die Lohnnebenkosten, die mittlerweile "in schwindelerregende Höhe" gestiegen seien.
Traditionell wurden auf dem Innungstag langjährige Handwerksmeister geehrt, so zum 25-jährigen und 40-jährigen Meisterjubiläum. Drei Mitglieder der Kreishandwerkerschaft begingen in diesem Jahr sogar ihr 50-jähriges Meisterjubiläum. Aus diesem Anlass erhielten Bäckermeister Gerhard Krecklow aus Zerbst, Friseurmeister Karl-Heinz Ehle aus Lindau und der 88-jährige Bäckermeister Werner Thiem aus Loburg den "Goldenen Meisterbrief". Zum 25-jährigen Jubiläum wurde unter anderem Schmiedemeister Gerald Bauer aus Roßlau gratuliert.
Weiterhin bekamen die Jungmeister des Abschlussjahres 2000/ 2001 feierlich ihre Meisterbriefe überreicht. In die Reihe der Jungmeister wurden neben weiteren Maurermeister Fabian Roschild aus Vockerode, Bäckermeister René Elster aus Wörlitz, die Elektromeister Meinhard Naß aus Coswig, Michael Roye aus Rodleben und Christian Behr aus Horstdorf, die Friseurmeisterinnen Marion Müller aus Vockerode, Jeanette Woywodt und Sandra Diebel aus Roßlau sowie Gudrun Gehrmann aus Coswig, die Meister des Installateur- und Heizungsbauhandwerks Falko Günther aus Kakau und Lutz Glatho aus Rodleben sowie der Tischlermeister Jens Mitsching aus Weiden aufgenommen.