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Hundezentrum in Dessau Hundezentrum in Dessau: Verstehen ohne Worte

Von sylke kaufhold 31.05.2014, 08:32
Ralf Schwerdtfeger und Tekila beim Training mTraining mit Dana it Dana Witte und Elke Heinevetter.
Ralf Schwerdtfeger und Tekila beim Training mTraining mit Dana it Dana Witte und Elke Heinevetter. L. Sebastian Lizenz

dessau/MZ - Tekila zieht die Blicke auf sich: Der schwarze Labradormischling ist ein schönes Tier. Und man hat fast den Eindruck, das weiß er auch.

Acht Monate ist Tekila jung. Seit Januar lebt er bei Ralf Schwerdtfeger und Nicole Fleischer. Und hat die beiden schon gehörig ins Schwitzen gebracht. Denn Tekila wollte partout nicht an der Leine laufen. „Das war eine Katastrophe“, stöhnt Herrchen Ralf. Ein Gang in die Stadt war nahezu unmöglich. „Ich kam mit ihm überhaupt nicht klar“, erzählt Nicole, „er ist mit mir spazieren gegangen, so dass ich es irgendwann gar nicht mehr gemacht habe.“

Die Freude an dem Tier war also erheblich getrübt. Hilfe musste her. Die fand Ralf Schwerdtfeger bei Dana Witte. Die junge Dessauerin ist Problemhundetherapeutin und betreibt mit Elke Heinevetter das Hundezentrum „Extrem-Hund“. Bellende Vierbeiner wie Tekila sind bei den beiden Frauen also genau richtig.

Dabei arbeitet Dana Witte etwas anders als es Hundeschulen oder Hundesportvereine gemeinhin tun. „Ich arbeite ohne Sprache, ohne Gewalt, ohne Hilfsmittel, sondern einzig und allein über die Körpersprache“, erklärt die 24-Jährige, die bei Deutsche Hundewelten nach dem Speechless Dogtrainig System mehrere Qualifikationen und Weiterbildungen absolviert hat. Das “Speechless Dogtrainingsystem“ S.D.T.S.® zur Kommunikation mit dem Hund wurde 1999 von Gerhard Wiesmeth, dem Leiter des Ausbilderteams bei Hundewelten speziell für Problemhunde entwickelt. „Hunde kommunizieren über Körpersprache, das muss auch der Mensch tun“, erklärt Dana Witte das Prinzip.

Doch daran scheitere es oft. „Viele Menschen verstehen ihren Hund nicht, wissen sein Verhalten nicht zu deuten und entsprechend zu reagieren. So kommt es zu einem Missverhältnis zwischen Mensch und Tier.“ Dies zu beheben, müsse aber nicht der Hund sich ändern, sondern der Mensch den Hund verstehen lernen, betont Dana Witte.

Das sei viel einfacher als viele denken. „Voraussetzung ist aber, dass der Hund (auch der Mensch) gesund ist, denn Krankheiten können Ursache für Fehlverhalten sein.“ Fast jeder zweite Hund habe organische Defizite, so die Erfahrung Wittes. Das könne zum Beispiel eine Schilddrüsenunterfunktion sein, wodurch der Hund hochgradig nervös und unruhig werde. Auch die Ernährung wirke sich auf das Wesen und die Gesundheit aus, deshalb wird auch sie von Dana Witte und ihrer Kollegin bei der Therapie mitbetrachtet. Und nicht zuletzt ist der Mensch eine wichtige Komponente. „Deshalb arbeiten wir zuerst mit dem Halter, der aber bereit sein muss, umzudenken.“ Später kommt der Hund dazu. „Dabei arbeiten wir immer im alltäglichen Umfeld, also zu Hause, in der Stadt, in Parks.“

Tekila ist jetzt seit einem Monat bei Dana Witte im Training. Das Leinelaufen klappt inzwischen schon recht gut. „Er baut jetzt Blickkontakt zu mir auf“, freut sich Ralf Schwerdtfeger und ist überzeugt, dass sich das Training auf jeden Fall gelohnt und ihnen sehr geholfen habe.

Kunden, die zu Dana Witte kommen, sind im Umgang mit ihrem Hund an Grenzen gestoßen und haben oft schon viel ausprobiert. Auch Dana Witte hat zuvor viel probiert, war in verschiedenen Hundesportvereinen tätig. „Ich habe aber gemerkt, dass die Arbeitsweise mit den Hunden dort nicht meinen Intentionen entsprach.“ Und so suchte und fand sie für sich eine Alternative. Welche Methode letztlich jeder favorisiert, sei natürlich die Entscheidung jedes einzelnen. „Aber es gilt überall, das Fehlverhalten des Hundes liegt immer am Menschen.“

Dana Witte ist seit ihrer Kindheit von Hunden fasziniert. „Mit sechs fing ich an, mich für alles zu interessieren, was mit Hunden zu tun hatte, mit neun bekam ich meinen ersten eigenen Hund und war ab da viel auf Hundeplätzen unterwegs.“ Die Faszination hat sie in den Jahren mit Wissen ergänzt. Und so ihr Hobby zwar nicht zum Hauptberuf - sie ist Mechatronikerin bei der Deutschen Bahn - aber zur Berufung im Nebenerwerb gemacht.