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Hospiz für Kinder und Jugendliche  Hospiz für Kinder und Jugendliche in Dessau eröffnetnaja : "Lila Wolke" setzt auf Herz und Sachverstand

Von Sylke Kaufhold 12.10.2020, 08:46
Patricia Bielke berichtete den Gästen in der Laurentiushalle über ihr Leben mit dem kranken Jel. Auch die „Biker mit Herz“ waren dabei.
Patricia Bielke berichtete den Gästen in der Laurentiushalle über ihr Leben mit dem kranken Jel. Auch die „Biker mit Herz“ waren dabei. t ruttke

Dessau - Lila Luftballons weisen den Gästen am Freitagvormittag den Weg in die Laurentiushalle der Anhaltischen Diakonissenanstalt. Auch drin prägen die farbenfrohen Ballons das Bild. Passend zum Anlass: Denn die Gäste haben sich zusammengefunden, um den Ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienst namens „Lila Wolke“ feierlich zu eröffnen.

Projekt des Anhalt-Hospizes wurde vor zwei Jahren entwickelt

Dieser ist ein Projekt der Anhaltischen Hospiz- und Palliativgesellschaft (AHG), das als Idee vor zwei Jahren entstand und seitdem vorbereitet wird. Maßgeblich von Annett Simroth, Palliative Care-Kinderkrankenschwester und hauptamtliche Koordinatorin der ehrenamtlich Mitarbeitenden der Anhaltischen Hospiz- und Palliativgesellschaft. „Jetzt kann es endlich losgehen, ich freue mich auf Anfragen von Familien, die wir unterstützen können“, sagt sie am Ende der Feierstunde.

Diese war eine besondere. Nicht nur wegen des Themas, das bei den meisten Menschen beklemmende Gefühle auslöst. Vielmehr beeindruckte die Fröhlichkeit und Herzlichkeit, die den Raum ausfüllte. Versammelt waren Vertreter der Kirche, der Stadt, Ärzte der beiden Dessauer Krankenhäuser. Die Biker mit Herz saßen im Saal.

Betroffene Familien waren gekommen - und nicht zuletzt die 15 ehrenamtlichen Familienbegleiter, die sich für die Kinderhospizarbeit ausbilden ließen und nun mit „Sachverstand und Herz“, wie es Frank Eibisch, Geschäftsführer der AHG beschrieb. Sie seien eine wichtige Säule des Kinder- und Jugendhospizdienstes, hob Annett Simroth hervor und kündigte an, dass im nächsten Jahr weitere dazukommen werden.

Begleitung von Kindern und Jugendlichen ist ein aufwändiger und oft auch sehr langer Prozess

Anders als die Sterbebegleitung von Erwachsenen ist die Begleitung von Kindern und Jugendlichen nicht selten ein Jahre währender Prozess. Die ehrenamtlichen Familienbegleiter erhalten Einblicke in das Krankheitsgeschehen lebensverkürzend erkrankter Kinder und Jugendlicher und setzen sich mit der Lebenssituation der gesamten Familie auseinander. „Unser Anspruch ist es, den erkrankten Kindern und deren Familien mehr Lebensqualität und Normalität im Alltag zu geben“, beschreibt Annett Simroth die Aufgabe des jungen Dienstes.

Patricia Bielke und Sohn Jel aus Oranienbaum dürfen dies bereits erfahren. „Als wir Annett Simroth kennenlernten, erwartete ich eigentlich nicht wirklich viel“, berichtet die Mutti Jel’s, die selbst schwer krank ist. Denn bisher hätten sie kaum Hilfe und Unterstützung bekommen, mussten alles mühevoll alleine herausfinden, Widersprüche schreiben, kämpfen. Annett Simroth und Familienhelfer Christian indes kümmerten sich. Mit einer Herzlichkeit, das nicht nur dem elfjährigen Jel das Herz aufgeht. „Wir haben nicht nur Hilfe bei der Betreuung von Jel, sondern auch finanziell.“

Letzteres dank der Aktion der Biker mit Herz, die sage und schreibe 44.000 Euro an Spendengelder für die Arbeit des Kinder- und Jugendhospizdienstes einbrachten. Eine spezielle Rollstuhlkleidung und ein Therapiefahrrad gehen aus dem Spendentopf an Jel. „Wir sind so dankbar“, sagt Patricia Bielke. (mz)