Hochwasserhilfe Hochwasserhilfe: Dessauer Kühe in Hinsdorf und Quellendorf
Quellendorf/Hinsdorf/MZ. - Das auflaufende Hochwasser der Mulde hatte auch die Bauern aus Dessau vor einige Probleme gestellt - deren nicht geringstes die Lösung der Frage war: Wohin mit den Tieren aus der Stallanlage in Waldersee, die mit einiger Wahrscheinlichkeit überflutet werden würde.
Diese hatte sich auch Günter Fischer, Geschäftsführer der APH Hinsdorf, gestellt: "Ich habe am Dienstag in Dessau-Mildensee bei der AG angerufen und Geschäftsführer Dietmar Körting gefragt, ob er Hilfe braucht." Vorher, so Fischer, habe er mit seinem "Kuhstallchef" Christian Wolf abgecheckt, "ob wir bei uns noch Platz und Kapazitäten haben, um Tiere aus Dessau aufzunehmen." Immerhin muss neben der Unterbringung auch die Versorgung und das Melken der Tiere gesichert werden.
Insgesamt wurden so in einer nächtlichen Aktion 38 Kühe und 20 Färsen aus Waldersee in die Hinsdorfer Anlage gebracht, wo Hermann Richter dafür sorgte, dass die Tiere ordentlich versorgt wurden. "Wir waren mit zwei Traktoren und zwei Hängern die ganze Nacht unterwegs", erzählt Fischer. Bis früh um 8 Uhr habe man gearbeitet, dann sei der Stall in Waldersee evakuiert gewesen - "wir haben auch geholfen, Mutterkühe, Bullen und Färsen in andere Betriebe zu bringen, u.a. nach Mosigkau."
Noch mehr Tiere wurden als "Pensionsgäste" bei den Quellendorfer und Zehbitzer Agrar AG aufgenommen. "Wir konnten ungefähr 40 Kälber und 80 Kühe bei uns unterbringen", informiert Geschäftsführer Klaus Schönfeldt. Die Gelegenheit sei insofern günstig gewesen, da man derzeit eine Anzahl "Trockensteher", also Kühe, die nicht gemolken werden müssen, auf der Weide und damit Platz in den Ställen habe. Die Tiere seien von anderen Betrieben nach Quellendorf gebracht worden, "und die Nachtschicht hat sich dann gekümmert, so wie sich am Donnerstag andere Kollegen um die Tiere kümmern. Das ist alles organisiert." Man könne eine Kuh ja schließlich nicht in irgendeiner Scheune unterstellen, sondern müsse fürs Füttern, Tränken und vor allem fürs Melken sorgen. Eine Woche oder 14 Tage könnten die Tiere in Quellendorf in Pension bleiben - das sei kein Thema, die "Trockensteher" kommen erst im Herbst wieder von der Weide.
Für den Kreisbauernverband "Mittlere Elbe" zeigte die Aktion deutlich, "dass die Bauern untereinander die Solidarität nicht vergessen haben und in solchen Situationen eng zusammen stehen", so Geschäftsführer Heinz Vierenklee. Insgesamt seien bis zum Mittwochmorgen 14 Traktoren mit ihren Viehtransportern aus den umliegenden Landwirtschaftsbetrieben in den Landkreisen Anhalt-Zerbst, Köthen und der Stadt Dessau im Einsatz gewesen, um die Tiere vor Schaden zu schützen. Auch ein Viehhändler aus dem Landkreis Anhalt-Zerbst habe sich an dieser ungewöhnlichen Rettungsaktion beteiligt. Neben Stallanlagen im Kreis Köthen wurden Tiere auch in Ställen in Anhalt-Zerbst untergebracht - insgesamt musste für 650 Rinder, darunter etwa 250 Milchkühe, ein vorübergehendes Quartier gesucht werden.
Auch im Drosaer Tierhof hat man Zuwachs bekommen - allerdings handelt es sich hier um Hunde aus dem Dessauer Tierheim. Tierheim-Chef Benecke habe ihn am Dienstagabend angerufen und um Hilfe gebeten, berichtet Tierarzt Uwe Ballinger. Daraufhin habe er in Drosa einige Hunde zusammengesperrt und so Platz für elf Hunde aus Dessau geschaffen. Nachts um 2 Uhr sei eine Kolonne von zehn Privatfahrzeugen mit den Hunden an Bord in Drosa eingetroffen: "Das waren alles Mitglieder des Dessauer Tierschutzvereins, die sich für die Fahrt zur Verfügung gestellt hatten." Am Mittwoch seien sie wieder vorbeigekommen und hätten Futter für die Tiere mitgebracht.