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Hochwasser in Roßlau Hochwasser in Roßlau: Helden vom Drama im Juni geehrt

Von silvia bürkmann 30.06.2013, 17:58
Der Ortsverband Dessau vom Technischen Hilfswerk hatte auch die Kräfte um Zugführer Jan Krüger nach Roßlau geschickt.
Der Ortsverband Dessau vom Technischen Hilfswerk hatte auch die Kräfte um Zugführer Jan Krüger nach Roßlau geschickt. sebastian Lizenz

Rosslau/MZ - Man sieht sich schon mal wieder. „Unter anderen Umständen“, lacht es freundlich-scheppernd aus Männerkehlen. Auf dem Hof der Roßlauer Feuerwache stehen zwar auch wieder die Lösch- und Einsatzfahrzeuge, die Leute aber stecken nicht streng gedrillt in den Uniformen. Und die Nase nimmt untrüglich den Geruch vom Braten auf dem Grill wahr, wie das gespitzte Ohr den rauschenden Zapfhahn am Bierstand. Vor dem Einstieg ins Wochenende ist Zeit für ein Dankeschön. Hohe Zeit für ein großes Dankeschön finden die Gastgeber. „Wir haben das Hochwasser 2013 überstanden“ zeigen Roßlaus Ortschaftsrat und Ortsbürgermeisterin sowie der Förderverein Schifferstadt tiefempfundene Dankbarkeit. Sie nennen die Einsatzkräfte und unzähligen Helfer in den dramatischen Wochen seit 3. Juni „unsere Helden“.

Das Hochwasser 2013 hat alles bisher Dagewesene und Vorstellbare übertroffen, bilanziert Ortsbürgermeisterin Christa Müller. Und es habe gezeigt, dass seit dem „Jahrhunderthochwasser 2002“ zwar viel geschaffen und gelernt wurde, aber dennoch Schwachstellen bleiben. So habe man das nicht fertige Schöpfwerk schmerzlich vermisst. Und auch an der Südstraße bleibt Roßlau verwundbar.

Mit riesigem Aufwand an Menschenkraft und Material verteidigt, wurde es mit dem Elbe-Hochwasserscheitel am Abend und in der Nacht zum Sonntag, 9. Juni, „wirklich richtig dramatisch“, erinnert sich Fördervereinsvorsitzende Christel Heppner. An die Erzählungen vieler Helfer, die plötzlich einen Stimmungswandel wahrnahmen. „Es wurde seltsam still. In den Reihen derer, die zuvor stundenlang Sandsäcke vollschippten, wurde plötzlich nicht mehr gelacht. Und in den Mienen der Feuerwehrleute stand geschrieben: Jetzt wird’s nochmal verdammt ernst.“

Eingeladen und geehrt zur Dankeschönveranstaltung nach dem Hochwasser haben Ortschaftsrat Roßlau und Förderverein Schifferstadt Roßlau Vertreter von:

FFW Roßlau, FFW Meinsdorf, FFW Mühlstedt, FFW Streetz/Natho, FFW Ibbenbüren (Partnerstadt), DRK-Kreisverband Dessau Wasserwacht, THW Ortsverband Dessau; Wasserwehr Roßlau

Reif Baugesellschaft; Thauer Transporte, Kurt Flechsig Elektro GmbH, Bauunternehmen ETB Dessau, Schröder’s Pumpenservice, Baustoff-Recycling Burg, Dr. Waldenburger Bausanierung, Galabau Dessau, Roßlauer Schiffswerft, Industriehafen Roßlau, Geltinger Agrarhandel, Elbufercamp und Wasserwanderer Schlangengrube, Deswa GmbH, Lebenshilfe Roßlau

Sekundarschule an der Biethe Roßlau, Liborius-Gymnasium Dessau (stellvertretend)

Christel Heppner selbst hat für die Roßlauer Feuerwehr den Kampf gegen das Hochwasser von Beginn an dokumentiert. Mit tausenden Fotos. So auch die Verschüttung des Baches an der Rosselbrücke. Und wie sich da der Riss öffnete, durch den das Wasser mit massivem Druck von der Elbe aus zurück in die Innenstadt gepresst zu werden drohte. „Da wäre Roßlau ohne den koordinierten Einsatz vom Krisenstab und der technischen Einsatzleitung, ohne die vielen helfenden Hände und Maschinen tatsächlich beinahe untergegangen.“ Bürger hätten ihr Hab und Gut verloren, Händler stünden vor dem Nichts. Die traurigen Bilder wie in Aken oder Fischbeck - sie blieben den Roßlauern, ihren Firmen und Vereinen erspart.

Erinnerung an den Katastrophenfall erhalten die Helden von Roßlau mit anderen Bildern: In Form einer Foto-Collage, die die Designerin Heppner aus dem Fundus der Fotografin Heppner zusammengestellt und großformatig gerahmt hat. Dem Dank vor versammelter Truppe schließen sich Gespräche an: In gelöster, entspannter Atmosphäre finden die Träger verschiedener Trikots und Wahrzeichen zusammen. Dunkelblaue Shirts mit weißem Schriftzug beschreiben die Feuerwehr Roßlau als „schnell, kompetent und zuverlässig“. Die Meinsdorfer Kameraden tragen das bildhafte Signet mit Löschspritze, Helm und Beil auf dunkelblauem Grund, die Streetzer auf hellblauem. Das Technische Hilfswerk die signalfarbig gelbgrünen Streifen auf schieferblauer Kluft. Ein junger Feuermann vermeldet kess seinen Leitspruch: „Dir werd’ ich helfen!“ „Dieser Zusammenhalt zwischen erfahrenen und jungen Kameraden ist Kern der Feuerwehren“, betonen Torsten Käbisch und Kurt Kowalski. Der eine ist 47 Jahre und seit 1994 bei der FFW, der 75-jährige stand über 30 Jahre an der Tragkraftspritze.

Plötzlich schrillt die Sirene. Alarm. Ein Teil der eben noch Feiernden springt in Uniformen und Fahrzeuge. Eilig werden Stehtische aus dem Weg gehievt. Dann rauschen die Feuerwehren vom Hof. Erst Meinsdorf, dann Roßlau. Ein Bahndammbrand ist zu löschen.