Hochschule Anhalt Hochschule Anhalt: Gut vorbereitet und fit für die Architektur-Bühne
VON HAUKE HOFFMEISTER DESSAU/MZ. - Lautstark wird in der Bauhausaula gepfiffen und applaudiert. Vorn auf der Bühne sitzen die frisch gebackende Absolventen auf den harten Bauhaus-Hockern. Ihnen gegenüber im Auditorium sitzen ihre Kommilitonen, Familienangehörige und Professoren. Es mögen neben den 73 Absolventen 120 Zuschauer sein, die gemeinsam den Abschluss zelebrieren. Zwei Blumenmädchen stehen währenddessen im hübschen Sommerkleid neben der Bühne - und die Festredner tun sich schwer, zu allen Seiten ihre Laudatio halten zu müssen, denn sie stehen mitten im Raum.
Neben Diplomanden des Architektur-Studienganges wurden Freitag 15 Bachelor- und 31 Masterstudenten geehrt. Letztere besuchten den ausschließlich englischsprachigen Master-Kurs. Weitere 17 junge Menschen bekamen ein Zertifikat dafür, dass sie bei der "Sommerschool" teilnahmen, die Professor Stefan Pinkau geleitet hatte. In jenem Projekt haben Studierende aus aller Welt Konzepte für die Rettung der Jugendstil-Halle auf dem Junkalor-Gelände erstellt. (MZ berichtete.)
Lange im Voraus auf die Feierstunde gefreut hat sich Priscila Lima Giersdorf, die am Masterstudiengang "Nachhaltige Architektur" teilgenommen hat: "Ich habe kein Auge in der vergangenen Nacht zubekommen", sagt die Brasilianerin lächelnd, die nun in Leipzig wohnt. Zufrieden hält sie die gelbe Rose und ihr Zertifikat in der Hand. Zum letzten Mal auf einer Bühne gesessen habe sie in Rio de Janeiro, als ihr dort ein Architektur-Diplom verliehen wurde.
"Das ganze Leben ist eine Bühne", meint Joachim Landgraf, der Verwaltungsdirektor am Anhaltischen Theater. In seiner Festrede findet er Parallelen zwischen Theater und Architektur: "Jeder würde seine Rolle spielen müssen, die uns entweder zugewiesen wurde oder die wir ergriffen haben." Wozu und zu wessen Endzweck gibt es Theater und wozu und zu wessen Endzweck Architektur?, fragt Landgraf in die Bauhausaula. "Kreativität und Phantasie sind hervorragende Eigenschaften eines Menschen." Und weiter fährt er fort: "Städte sollten nicht ausschließlich von Ingenieuren geplant werden, sondern von Künstlern. Eben solchen Architekten, die in ihren Plänen Theater und Kultureinrichtungen nicht vernachlässigen.
"Der Abschluss testiert, Sie können etwas. Nun aber müssen Sie sich erst beweisen", gibt der Hochschulpräsident Dieter Orzessek den Absolventen mit auf den Weg.
Etwas bewiesen haben schon zwei Studenten: Die zwei besten unter ihnen bekommen einen mit jeweils 500 Euro dotierten Preis. Diese Geschenke, die jeweils nach Dekanen von zwei unterschiedlichen Universitäten benannt wurden, erhält ein Masterstudent aus den USA für das beste Master of Architecture-Diplom, die anderen 500 Euro gehen an einen Studenten aus Israel, der bereits im ersten Studienjahr einen Top-Entwurf erarbeitet hat.
"Der internationale Masterstudiengang läuft hervorragend", freut sich der Dekan vom Fachbereich Architektur, Geoinformation und Facility-Management, Axel Teichert nach der Veranstaltung. Bereits jetzt seien nahezu alle internationalen Master-Studienplätze fürs kommende Wintersemester belegt.