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Hochschule Anhalt Hochschule Anhalt: Ein Semester-Praktikum im Lande des Lächelns

Von Wladimir Kleschtschow 04.02.2003, 19:01

Köthen/MZ. - Einige Brocken Chinesisch haben sie alle gelernt, auch wenn die Kommunikation hauptsächlich auf Englisch lief. "Ni Hao heißt guten Tag", sagt zum Beispiel Andreas Gerloff. Er und sieben andere Studentinnen und Studenten der Hochschule Anhalt, Fachbereich Lebensmitteltechnologie / Biotechnologie / Verfahrens / und Umwelttechnik sind gerade aus China nach Köthen zurückgekehrt. Dort haben sie ihr Praxissemester absolviert.

Die Reise in das fernöstliche Land haben sie mit Unterstützung des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) erhalten. Einen Teil der Kosten mussten die Praktikanten aus eigener Tasche bezahlen. Allerdings sei die Lebenshaltung dort preiswert: Umgerechnet für 50 Cent habe man sein Mittagessen. Vor Ort in China erhielten sie viel Hilfe und Unterstützung von der Hochschule in Ningbo, mit der die Hochschule Anhalt einen Kooperationsvertrag hat.

Sechs von der Gruppe arbeiteten an den von ihnen gewählten Themen an der dortigen Universität. Untersucht wurde zum Beispiel der Einfluss von Vitaminen auf die Entwicklung von Krebszellen. Zwei weitere, Dirk Strech und Sebastian Jost, waren in der Erdölraffinerie Sinopec rund 300 Kilometern von Shanghai entfernt.

"Um dieses Werk herum steht eine richtige Stadt - so groß wie Köthen, mit Schulen, Geschäften, in der die Werksangehörige und ihre Familien leben", beschreiben sie ihren Aufenthaltsort. "Die Ausrüstung der Raffinerie ist auf dem neuesten Stand. Sehr großer Wert wird auf den Umweltschutz gelegt: Oftmals am Tag werden zum Beispiel Luftproben genommen und untersucht, um sicher zu gehen, dass keine Schadstoffe in die Atmosphäre gelangen."

In diesen drei Monaten haben die Studenten nicht nur fachliche Erkenntnisse gesammelt, die für ihr Studium wertvoll sind. Parallel dazu lernten sie viele Menschen kennen. Vergleiche mit der Heimat wurden angestellt, die vor allem in Bezug auf die Lebensweise nicht immer zu Gunsten Deutschlands ausfielen.

"China ist ein Land des Lächelns", teilten die Rückkehrer bei einem Gespräch im Zimmer des Dekans, Prof. Dr. Wolfram Meusel, ihre Beobachtungen mit. "Die Menschen leben dort nicht gegeneinander, sondern miteinander, von einer Ellenbogengesellschaft keine Spur. Sie sind offen und freundlich, gehen gern auf Fremde zu." Und dann der Kontrast in Deutschland: "Schon auf dem Flughafen siehst du finstere Gesichter."

Dabei seien die Chinesen sehr ehrgeizig. "Die Studenten studieren dort sieben Tage in der Woche. Auch die Professoren arbeiten an Wochenenden in ihren Labors. Das alles nicht etwa, weil sie jemand dazu zwingt, sie wollen selbst weiter kommen."

Alle acht Praktikanten schwärmen von ihrem Aufenthalt. Die Eindrücke sind ganz frisch, schließlich haben sie noch Silvester in China gefeiert. Sie könnten es sich vorstellen, nach dem Studium dort für eine deutsche Firma zu arbeiten.

"Es war das erste Mal, dass unsere Biotechnologie-Studenten ein Praktikum in China absolvierten", sagte Prof. Dr. Carola Griehl. "Bisher waren es Verfahrenstechniker." Sie und Prof. Dr. Joachim Breme hatten im vergangenen Jahr die Partnerhochschule in Ningbo besucht und dieses Praktikum vorbereitet.

Die Kontakte mit der Hochschule in Ningbo existieren bereits seit acht Jahren. Sie sollen intensiviert und ausgebaut werden. Gedacht werde unter anderem an gemeinsame Studiengänge. Von der chinesischen Seite gebe es großes Interesse daran, meinen Griehl und Breme.

Vier Chinesen studieren gegenwärtig Biotechnologie in Köthen. Dieser Zweig gehört zu den perspektivreichsten an der Hochschule Anhalt und soll dementsprechend weiter ausgebaut werden.