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Historisches Flussbad Historisches Flussbad in Dessau: Ausstellung und Wiedereröffnung an der Mulde

Von Lisa Garn 08.04.2018, 12:00
Kooperation für Ausstellung: Bettina Schröder-Bornkampf und Elisabeth Krämer vom Rehsumpf-Verein, Karin Weigt vom Museum für Stadtgeschichte und Kathrin Abé von der Stadtsparkasse Dessau (v. l.)
Kooperation für Ausstellung: Bettina Schröder-Bornkampf und Elisabeth Krämer vom Rehsumpf-Verein, Karin Weigt vom Museum für Stadtgeschichte und Kathrin Abé von der Stadtsparkasse Dessau (v. l.) Lutz Sebastian

Dessau - In den Sommern der 50er und 60er Jahre, da haben Vollerts im Flussbad am Rehsumpf fast gewohnt. In einer eigenen Kabine, mit einem Alltag an der Mulde. „Mein Vater ist morgens in die Stadtwohnung gefahren, hat Brötchen und die Zeitung geholt. Meine Mutter ist die erste Runde geschwommen und hat dann Frühstück gemacht“, erzählt Tom Vollert.

Sein Vater war damals Schwimmmeister, in den Sommermonaten lebte die komplette Familie am Fluss. „Ich bin da draußen groß geworden, meine Kinder auch - und selbst meine Enkel kennen das Flussbad“, so der heute 69-Jährige.

Verein Rehsumpf und das Museum für Stadtgeschichte suchen Zeugnisse der Sommer an der Mulde

Es sind Erinnerungen wie die von Vollert, Zeitzeugnisse also, die jetzt der Verein Rehsumpf und das Museum für Stadtgeschichte suchen. Sie wollen als Kooperationspartner ab Frühjahr 2019 die Freiland-Ausstellung „Baden in freier Natur“ zeigen. Bis dahin soll die Sanierung auf dem Gelände abgeschlossen sein und das Flussbad wieder öffnen.

Arbeiten zum Erhalt der historischen Badeanstalt sollen in diesem Jahr beginnen

Seit 2016 setzt sich der Rehsumpf-Verein für den Erhalt der historischen Badeanstalt ein und will in diesem Jahr mit den Arbeiten beginnen. Wann genau die Stadt mit dem vorher notwendigen Teilabriss auf dem Gelände beginnt, ist offen. Ursprünglich war dafür der April geplant.

Für die Schau sammeln Verein und Museum Exponate, die das Leben am Rehsumpf dokumentieren: Fotos, Postkarten, Zeitungen, Badebekleidung, Sportgeräte oder auch Hilfsmittel zum Schwimmenlernen, Eintrittskarten, die Speisekarte der Gaststätte... „Es können auch Medaillen sein, Mitgliedsausweise, Abzeichen. Der Rehsumpf war lange die Heimstatt für Vereinsschwimmsport“, sagt Vereinsvorsitzende Elisabeth Kremer.

Hugo Junkers war der berühmteste Nutzer des Flussbades am Rehsumpf

Die Flussbadeanstalt zählt zu den ältesten erhaltenen Stätten der Badekultur in Deutschland. Sie stammt aus den 1920er Jahren, berühmtestes Mitglied und regelmäßiger Nutzer des Bades war Hugo Junkers, dessen Kabinenhäuschen erhalten ist und nach historischem Vorbild rekonstruiert werden soll.

Die Ausstellung ab 2019 will die Bedeutung dieses Bades durch persönliche Erinnerungsstücke und Geschichten greifbar machen. Gezeigt werden sollen die Exponate auf dem gesamten Gelände, auch Stationen zum Hören von Geschichten sind denkbar. Präsentieren will sich das Areal damit auch als Ort der Moderne: Die Ausstellung ist Teil des Programms „Bauhaus macht Schule“ des Landes.

Historische Badeanstalt aus den 20ern steht für das Neue Bauen am Bauhaus

„Die Anlage steht auch ein Stück für das Neue Bauen am Bauhaus. Es ging um mehr Licht, mehr Luft, um die Verbindung zu Gesundheitsaspekten“, so Kremer. Die Finanzierung der Ausstellung übernehmen mit 15 000 Euro die Stadtsparkasse Dessau und die Ostdeutsche Sparkassenstiftung. „Weil es nicht nur um die Leuchttürme gehen sollte, sondern auch um die kleinen, versteckten Orte“, sagt Sprecherin Kathrin Abé.

Genau über die stellt sich für Tom Vollert, der inzwischen in Zerbst lebt, Identität her. „Es gibt nichts Himmlischeres als dieses Fleckchen Erde am Rehsumpf. Es ist so viel Natur und so viel Ruhe dort. Dieses Gefühl hat mich über die Jahre nie verlassen. Deshalb bin ich Dessau bis heute verbunden.“ Sogar das Schild der Gaststätte hatte er sich abfotografiert - „damit ich immer die Öffnungszeiten parat hatte“.

Das Flussbad hatte für seine ganze Familie eine besondere Bedeutung. Als Vollerts nach ihrer letzten Saison die Sachen packten, „hatte meine Mutter Tränen in den Augen“. (mz)

Karl Vollert beim Schwimmunterricht.
Karl Vollert beim Schwimmunterricht.
Lisa Garn