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Historischer Friedhof Dessau Historischer Friedhof Dessau: Gebeine der anhaltischen Fürstenfamilie werden überführt

Von Annette Gens 22.12.2014, 19:41
Mehrere Stunden dauerten am Montag die Arbeiten zur Überführung der Leichenteile vom Historischen Friedhof zu einem Bestatter.
Mehrere Stunden dauerten am Montag die Arbeiten zur Überführung der Leichenteile vom Historischen Friedhof zu einem Bestatter. Thomas Ruttke Lizenz

Dessau - Die Männer in weißen Schutzanzügen agieren ab dem Morgengrauen, so dass kaum jemand die frühen Aktivitäten auf dem Historischen Friedhof Dessau bemerkt. In Auftrag einer Arbeitsgruppe unter Leitung von Dessaus Ehrenbürger Alfred Radeloff schaffen Angestellte eines Dessauer Bestattungsunternehmens Särge aus einer Gruft, packen sie in luftundurchlässige Behältnisse und transportieren sie ab.

Die sterblichen Überreste von Prinzen, Prinzessinnen, Fürsten und Fürstinnen aus dem Hause Anhalt, die einst in der Dessauer Marienkirche bestattet waren, sind gestern auf dem Historischen Friedhof nahe der Dessauer Innenstadt geborgen worden. 46 Jahre befanden sich der Gebeine der Askanier in der Berenhorst’schen Gruft südlich der Friedhofsanlage. Wie notwendig die jetzt vorgenommene Umbettung war, zeigt ein Blick in die Ruhestätte der Nachfahren eines unehelichen Sohnes des Alten Dessauers (Georg Heinrich von Berenhorst 1733 - 1814). Nicht nur einmal wurde dort in der Vergangenheit die Totenruhe gestört.

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Die sterblichen Überreste derer von Anhalt wurden am 18. März 1968 in Abstimmung mit dem damaligen Rat der Stadt und unter Regie des damaligen Pfarrers von St. Marien und St. Johannis, Alfred Radeloff, aus den Trümmern der Marienkirche geborgen und gesichert. Seitdem befanden sie sich in der besagten Gruft auf dem Historischen Friedhof. Im März dieses Jahres war die Begräbnisstätte nach langer Zeit geöffnet worden. Zunächst musste dort neuzeitlicher Müll eingesammelt werden, ehe sie in Augenschein genommen werden konnte, berichtet die Friedhofsverwaltung. Aufgrund zahlreicher Plünderungen war die Begräbnisstätte viele Jahre nicht nur durch ein Schloss gesichert, sondern durch eine zugeschweißte Tür. Dennoch war das Gebäude vor Eindringlingen nicht sicher genug: Särge waren durchsucht beziehungsweise geöffnet worden. Sogar der Zinksarg des Prinzen Wilhelm Woldemar, einem Enkel des Alten Dessauers, dessen letzte Ruhestätte sich ursprünglich in einer Gruft auf dem Areal des heutigen Palais Bose befand, wurde aufgebrochen vorgefunden.

Die Särge mit den sterblichen Überresten derer von Anhalt befinden sich allesamt in einem schlechten Zustand, was auch auf Mängel der baulichen Hülle der Gruft zurückzuführen ist. Dach und Mauerwerk sind feucht. Zu feucht, weshalb der Bestatter gestern zu Vorsichtsmaßnahmen greift. Die Männer in Schutzanzügen bergen die sterblichen Überreste aus den Särgen bzw. vom blanken Erdboden, nachdem sie beides mit einer desinfizierenden Lösung gegen Bakterien und Viren benetzt hatten.

Die Gebeine werden nach ihrer Überführung in das Bestattungsinstitut dort anatomisch zugeordnet und umgebettet in Eichensärge, ehe sie in die Altargruft der Marienkirche gebracht werden. Genau so hatte es die Arbeitsgruppe um Radeloff angestrebt. Wann eine Überführung der Särge in die Marienkirche erfolgt, das steht noch nicht fest. Von einem Gedenkgottesdienst am historischen Ort war bisher für Ende März die Rede. (mz)

Blick in die Gruft.
Blick in die Gruft.
Thomas Ruttke Lizenz
Abtransport der Gebeine
Abtransport der Gebeine
Thomas Ruttke Lizenz