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Himmelfahrt Himmelfahrt: Unter Eichen und Linden, an Spargelbeet und Hünengrab

21.05.2004, 18:13

Kleinzerbst/Diebzig/MZ/mb. - Hatte im Vorjahr das Transvestitentrio durch die Fan-Massen kaum Platz, die Bühne zu verlassen, so hätte Ina-Maria Federowski in diesem Jahr vor ihrem Auftrittsort genug Raum gehabt, um zehn Purzelbäume am Stück zu schlagen, ohne jemandem ins Gehege zu kommen. Doch die 52-Jährige, die seit gut 20 Jahren auf der Schlagerbühne steht, steckte den unerfreulichen Umstand distanzierten Publikums mit professioneller Gelassenheit weg und sang ihr Repertoire in den Eichenhain, immer bemüht, die Zuhörer in irgendeiner Weise zum Mitmachen zu bewegen.

Immerhin: Diejenigen, die Kleinzerbst als Feierort gewählt hatten, amüsierten sich, ob mit oder ohne Musik. Für den "rollenden Tresen", bevölkert mit Klepziger Männern, ist es quasi schon Ehrensache, sich von Haflinger Max nach Kleinzerbst ziehen zu lassen und dort ausgiebig zu feiern. Zur besseren Wiedererkennung hatte man sich mit T-Shirts ausgestattet, auf die die Parole des Tages aufgedruckt war: "Vater ist der Beste". Omi ist die Beste, hätten Hans Bahn und Detlef Obst aus Aken sagen können. Die beiden schoben Bahns Großmutter Martha Steinbrecher im Rollstuhl aus der Elbestadt bis auf den Heiratsmarkt. "Ist nur ein kleiner Spaziergang, und Oma soll auch ihren Spaß haben", meinte Bahn. Auch Jubilare waren im Wald unterwegs, nur haben wir sie nicht gefunden - lediglich der Wagen tat kund, dass die "Haltlosen" aus Quellendorf jetzt schon zehn Jahre existieren.

Wie in Kleinzerbst unter Eichen konnte man in Diebzig unter Linden feiern. Der Chef des "Diebziger Hofes" hatte Tische und Bänke am Bierrondell gruppiert, und wer nicht im Schatten sitzen wollte, fand Quartier auf den sonnigen Plätzen direkt vor der Schänke. Auch an Musik fehlte es nicht, und der "Holzmichel" - selbst wenn er vom Band kam - brachte auf alle Fälle mehr Leute zum Mitmachen als Ina-Maria. Im übrigen hatte der Männertagbeobachter in Diebzig die Freude, endlich mal einen Feierer zu sehen, der dem Anlass angemessen gekleidet war: in dunklem Anzug, mit Fliege und Strohhut.

Indes wurde nicht nur gefeiert. Immerhin ist der "Männertag" eigentlich Christi Himmelfahrt und so hatten sich in Drosa am Hünengrab gut 100 Gläubige aus drei Pfarrbezirken zu einem Gottesdienst mit anschließendem Picknick eingefunden. Die Bläsergruppe Bernburg der Landeskirchlichen Gemeinschaft sorgte für den guten Ton am windzerzausten Drosaer Hügel.

Ein paar Kilometer weiter wurde auf den Spargelfeldern bei Diebzig noch richtig hart gearbeitet - denn die Natur macht auch am Feiertag keine Pause, und was nicht rechtzeitig vom Acker kommt und für den Kunden aufbereitet wird, das landet später auf der Minusseite. Allerdings: Allzu lange wollte man das Spargelstechen an Himmelfahrt auch nicht ausdehnen - gegen zwei war dann auch hier Schluss.