Hilfsprojekt künftiger Architekten Hilfsprojekt künftiger Architekten: Hochschule Anhalt aus Dessau baut Krankenstation in Karibik

Dessau - „Das wird für unsere Studierenden eine enorme Erfahrung sein“, sagt Claus Dießenbacher. Der Architektur-Professor ist einer der Betreuer des aktuellen Haiti-Projekts der Hochschule Anhalt.
Seit Anfang Januar und noch bis Ende März bauen 15 zukünftige Architekten unter Anleitung zweier Projektbetreuer der Hochschule eine Krankenstation in Jacmel, im Süden des Karibikstaates Haiti. Offiziellen Schätzungen zufolge leben in der Stadt rund 40.000 Menschen. Vieles dort ist noch immer ein Durcheinander, wie im gesamten Land.
Haiti gilt als einer der ärmsten Staaten der Welt. Ein Großteil der Bevölkerung muss von weniger als zwei Dollar am Tag leben. Das schwere Erdbeben vom 12. Januar 2010 hat in Jacmel rund 70 Prozent der Häuser beschädigt. Überwiegend sind die Schäden behoben. Spuren des Bebens sind aber bis heute noch sichtbar. Sponsoren aus Kanada haben bereits dafür gesorgt, dass das zentrale Krankenhaus der Stadt wieder funktioniert.
„Unsere Krankenstation kann die Situation für viele Bewohner erheblich verbessern“
„Wer etwas außerhalb wohnt, der hat große Probleme dort hinzukommen“, konstatiert Beeke Bartelt. Die studierte Architektin und Mitarbeiterin der Hochschule Anhalt war bereits bei einer Recherchereise zum Projekt vor Ort dabei. „Unsere Krankenstation kann die Situation für viele Bewohner erheblich verbessern“, ist sie überzeugt.
Nach der voraussichtlichen Fertigstellung Ende März sollen dort abwechselnd zwei Ärzte die ambulanten Patienten aus der Umgebung behandeln. Im Umfeld der Krankenstation soll noch ein Spielplatz entstehen. In den Semesterferien werden sich um die Errichtung vier Studenten des internationalen Dessauer Masterstudiengangs Architektur darum kümmern.
Für die Erbauer der Krankenstation heißt es, sich innerhalb von drei Monaten diversen Herausforderungen zu stellen. Bei sommerlichen Temperaturen und hoher Luftfeuchtigkeit werden sie oft bis an ihre physischen und psychischen Grenzen gehen müssen. „Wenn etwas auf der Baustelle fehlt, dann kann man dort nicht einfach in den nächsten Baumarkt gehen“, so Bartelt. Auch die Verständigung mit den Einheimischen ist kein Kinderspiel. Manche sprechen Englisch, viele Französisch aber auch Kreol, eine ursprüngliche Sprache der Region.
Studenten sollen durch Hilfsprojekte der Hochschule Anhalt für das Leben lernen
„Genau diese Bedingungen sind es, die das Ganze für unsere Teilnehmer zu einem Abenteuer machen“, bilanziert Dießenbacher. „Adhoc Entscheidungen zu treffen, unter nicht einfachen Bedingungen im Team zusammenzuarbeiten, ein Projekt nicht nur zu planen, sondern auch eigenhändig umzusetzen - das sind Herausforderungen, an denen unsere Studierenden wachsen und Führungsqualitäten ausbilden“, erklärt Dießenbacher.
Der Architektur-Professor hat schon verschiedene Hilfsprojekte der Hochschule Anhalt im Ausland mit angestoßen, unter anderem ein Schul- und Werkstattgebäude in Südafrika, ein Gesundheitszentrum in Guatemala und ein Gemeindezentrum in Nepal.
Bevor auch nur der erste Stein in den jeweiligen Regionen verbaut werden konnte, bedurfte es meist zweijähriger Vorbereitungen. Baupläne mussten angefertigt, vor Ort recherchiert, Baumaterialien besorgt und mit Behörden verhandelt werden.
Hochschule sammelt Spenden für das Projekt in Haiti
Zusätzlich besorgten die Studierenden und ihre Betreuer auch die nötigen Spendengelder, um die Hilfsprojekte im Ausland realisieren zu können. Für den Bau der Krankenstation in Haiti werden rund 70.000 Euro benötigt.
Die Teilnehmer haben in den vergangenen zwei Jahren regelmäßig Partys auf dem Dessauer Campus organisiert und dadurch einen Teil des benötigten Geldes akquiriert. Darüber hinaus wurden auch Netzwerke der Studierenden und der Projektbetreuer genutzt, um private Spender und Sponsoren anzusprechen.
Das rief auch langjährige Unterstützer der Hochschule auf den Plan. Lothar Gabler, 79 Jahre, früher leitender Angestellter in verschiedenen Unternehmen im Betonbau, bringt sein Know-how seit fast zehn Jahren unter anderem als Co-Referent in Seminaren und als fachlicher Berater des Fachbereichs Architektur ein.
Für das Haiti-Projekt konnten er und der Kreishandwerks-meister Karl Krökel 500 Euro unter Dessau-Roßlauer Handwerkern einsammeln. Dabei soll es nicht bleiben. „Die Handwerksbetriebe sollten den Studierenden ihre Türen öffnen“, schlägt Gabler vor. Das könnte auch nach Ansicht von Dießenbacher eine fruchtbare Kooperation nach dem Haiti-Projekt werden. (mz)
