Heimatgeschichte Heimatgeschichte: Zerbster Kreishaus wird Hundert
Zerbst/MZ. - Auf vier großen Seiten kündete damals die Zerbster Zeitung, das amtliche Kreisblatt, vom großen Ereignis. Zur Einweihung erschienen unter Einladung von Kreisdirektor Mühlenbein u. a. der Oberbürgermeister von Zerbst, Dr. Hahn, der Geheime Justizrath Poesch, Amtsrath Poesch, Bürgermeister Ulich aus Lindau und der Zerbster Kommerzialrath Sandkuhl. Gehen wir kurz einige Jahre zurück und blicken in das Jahr 1901.
Die beschließende Sitzung des Kreistages fand am 19. Juni 1901 statt. Die Abstimmung über die Vorlage ergab: "Mit den von der Kreishaus-Kommission bisher getroffenen Maßnahmen wird Einverständnis erklärt. Die Genehmigung zur Aufnahme einer Anleihe von 90 000 M. bei der Kreissparkasse in Zerbst und Amortisation derselben nach dem vorgelegten Tilgungsplan desgleichen für Verwendung von 68 400 M. aus den Barbeständen des Kreises zum Kreishausbau wird erteilt."
Bevor damals der Landtagsbeschluss erfolgte, hatte der Abgeordnete Oberbürgermeister Dr. Hahn im Landtag am 25. März einen Antrag eingebracht und eingehend begründet. Die Abgeordneten mussten zufrieden gewesen sein, denn sie haben einstimmig diesem Antrag zugestimmt. So erklärten sie sich damit einverstanden, "dass die herzogl. Staatsregierung mit der Kreiskommune Zerbst wegen eines zu erbauenden Kreishauses einen Miethsvertrag abschließt und einen entsprechenden Miethszins für diese Räume in den Staatshaushalt in Ausgabe stellt."
Somit hatte der Neubau alle vorbereitenden Schritte überwunden, und man konnte nunmehr das Werk in Angriff nehmen. Der Aufbau des Hauses: Im Kellergeschoss finden die Heizkammern für die Zentralheizung mit Kohlenräumen (Niederdruck-Warmwasserheizung), Wirtschaftskeller, Waschküche, ferner ein Raum für weggelagerte Akten ihren Platz. Hier richtete man nach dem Bau auch eine Botenwohnung, bestehend aus zwei Kammern, einer Küche und Waschküche ein.
Übrigens: Sämtliche Abwässer wurden in einer Klärgrube gesammelt, um sie anschließend in die Freinuthe zu befördern. Im Erdgeschoss gab es Dienstzimmer, die Registratur, die Kanzlei, Zimmer für den Militärexpedienten und den Steuerexpedienten sowie Warte- und Botenzimmer, einen Raum für die Fußjäger und ein Reservezimmer. Diese alle gehörten zur Kreisdirektion.
Der Kreis-Kommunal-Verwaltung gehörten ein Zimmer für den Kendanten, ein Kassenraum, ein Zimmer für den Kreisbauführer und Kreisausschuss mit entsprechenden Aborten. Auch heute befindet sich noch im Obergeschoss der 75 Quadratmeter große Sitzungssaal, der damals in Verbindung mit der Wohnung des Kreisdirektors stand. Hier waren "angemessen" große Privaträume vom Wohn-, Schlaf- und Arbeitszimmer, Küche und Bad, Speisekammer und Fremdenzimmer untergebracht. Im Dachgeschoss befanden sich die Mädchenzimmer und eine Vorratskammer.
Zu den Nebengebäuden gehörten ein Stall für drei Pferde mit Geschirrkammer, eine Unterstellmöglichkeit für vier Wagen, Heu- und Strohboden, eine Kutscherwohnung, bestehend aus zwei Stuben, einer Kammer, Küche und Abort. So entschied am 31. Mai 1901 das Preisrichtercollegium, dass auf die erfolgte Ausschreibung des Wettbewerbs (zu der 271 Entwürfe eingegangen sind) den ersten Preis die Architekten Johannes Kraaz und Albert Becker aus Berlin erhielten.
Wie bei allen Bauten, wie sie das Kreishaus darstellt, machten sich im Laufe der Bauarbeiten notwendige Änderungen im Bauplan notwendig. So durfte es auch nicht überraschend gewesen sein, dass trotz aller angewandten Sparsamkeit und Einschränkungen auch damals schon die Summe um mehrere Tausend Mark überschritten wurde.
(Der Text wurde gekürzt. Die vollständige Fassung lesen Sie in der Druckausgabe der Mitteldeutschen Zeitung vom 26.09.2002.)