Hautkrankheiten Hautkrankheiten: Knabberfische sollen lindern
Köthen/MZ. - Eifrig gebaut wurde schon, hier in der Leopoldstraße 24 in Köthen. Und wer durch die Metalltür die Räume im Erdgeschoss betritt, der kann vielleicht auch erahnen, was hier am Entstehen ist: ein Novum für die Kreisstadt. Ein Anlaufpunkt für Patienten mit Hautkrankheiten - mit Schuppenflechte oder Neurodermitis zum Beispiel -, für Patienten, denen so genannte "Knabberfische" helfen sollen. So, wie sie Mario Wegricht geholfen haben.
Rückblick: Wegricht, einst Lehrer in Quellendorf und später Fahrschulbesitzer in Stuttgart, leidet seit Jahren unter Schuppenflechte in den Gelenken. Hat lange vergeblich dagegen gekämpft, maximal Aufenthalte an der Ostsee brachten kurzfristig Besserung. 1995 sieht er im Fernsehen einen Bericht über Kuren in der Türkei, ein Jahr später fährt er selbst nach Kangal. "Zuerst habe ich auch nicht dran geglaubt", sagt er heute. Nicht geglaubt, dass die "Garra rufa" genannten Fische seine Leiden lindern sollen. Aber: Nach drei Wochen Kur seien seine Beschwerden weg gewesen, Rückfälle kamen in immer größeren Abständen.
Die Fische sorgen für einen normalen Wachstumsrhythmus der Haut, der in seinem Fall von 21 auf vier Tage verkürzt war, erklärt er. Sie knabbern krankhafte Stellen weg und injizieren ein Sekret in den Körper. Von endgültiger Heilung will der 41-Jährige nicht sprechen, aber eine gute Linderung und Hoffnung auf immer längere beschwerdefreie Zeiten, die gebe es wohl.
Wegricht nahm sich damals einige der Fische mit aus der Türkei, behandelte sich mit den Tieren, die sich zu Hause auch noch vermehrten, fortan selbst. Wenn auch statt des großen Pools in der Türkei nunmehr vorerst eine Regentonne dafür herhalten musste. Inzwischen betreibt er mit Partnern in Ungarn eine Zucht der "Garra rufa", ein Sanatorium am Balaton ist geplant.
In den gemieteten Räumen in der Köthener Leopoldstraße will der 41-Jährige ebenfalls eine Art "Praxis" einrichten. Rund 70 Quadratmeter Platz ist vorhanden, inklusive Sanitäreinrichtungen. Zehn Behandlungsbecken stellt er sich vor, für jeden Patienten soll es extra Wasser und "eigene" Fische geben. Die Auflagen der Behörden gelte es abzuwarten, sagt Wegricht, bei dem sich schon jetzt Test-Interessenten melden können. Auch einen Heilpraktiker suche er noch, der die künftigen Patienten ärztlich betreut. "Von privaten Krankenkassen werden die Kuren übrigens teilweise schon bezahlt", fügt er an.
Das Gefühl, in einem Becken mit zig Fischen zu sitzen, die an einem herumknabbern, beschreibt Wegricht als angenehm. 14 bis 15 Zentimeter groß sind einige seiner Tiere, die er in Köthen in mehreren Becken und Aquarien hält. Sechs Jahre alt könnten sie sein, schätzt er. Ein Großteil der Fische ist aber noch wesentlich kleiner.
Wie viele Tiere zur Behandlung von Patienten im Becken sind, hängt von der Schwere der Krankheit ab, so Wegricht. Auf sechs bis acht Stunden Beckenaufenthalt täglich müsse man sich zu Beginn aber meist einstellen - mit fortschreitender Behandlung werde dies weniger.
Mario Wegricht ist unter Tel. 03496-5099140 oder 0171-7001267 zu erreichen.