Handwerkhof Görzke Handwerkhof Görzke: Lebenswerk unter einem Dach

Dessau/Görzke - Einmal die Woche fährt Friedrich Lüddemann nach Görzke. Wie oft er in den vergangenen Jahren in dem Flämingort war, weiß er nicht zu sagen. Doch eines weiß der Dessauer genau: Am 7. Dezember ist eine wichtige Etappe geschafft. Dann feiert das Jagd- und Forstmuseum im Handwerkerhof Görzke die Erweiterung auf zwei Etagen. Dieses Museum hat der 73-jährige Dessauer mit seiner Sammlung bestückt.
In Jahrzehnten zusammengetragen
„Ich war schon immer Jäger und Sammler“, schmunzelt Lüddemann, ehemals Leiter des Forstamtes Hundeluft und seit 2006 im Ruhestand. Entfacht aber wurde die Sammelleidenschaft viele Jahrzehnte früher. Alles begann, als Lüddemann in den 1970er Jahren vom Oberförster in Aken einen Försterhammer geschenkt bekam. Seitdem war der Dessauer immer auf der Suche nach allen Dingen, die mit Jagd und Forst zu tun haben und in manchen Fällen wohl auf dem Abfallberg der Geschichte gelandet wären. Ob es sich um Forstgeschichtliches handelt, um Uniformen, um die Forstausbildung, um Arbeitsgeräte, Jagd oder Waldarbeit, alles trug er zusammen.
Rund 3 000 Exponate sind auf diese Weise zusammengekommen und ab dem 2. Advent in Görzke zu sehen. Auch Holzkunst gehört dazu wie die Arbeit des Schnitzvereins des ehemaligen Forstbetriebes Belzig, die einst das Gewerkschaftshaus des FDGB in Berlin schmückte - und nun eine Wand unterm Dach im Jagd- und Forstmuseum Görzke.
Kleine Ausstellung in der Sekundarschule in Jeber-Bergfrieden
Nicht nur dort präsentiert Friedrich Lüddemann einen Querschnitt seiner Sammelleidenschaft. Auch in der einstigen Sekundarschule in Jeber-Bergfrieden zeigt er auf 80 Quadratmeter Fläche etwa 400 Exponate rund um das Thema Waldbewirtschaftung im Fläming. „Das aber ist eine kleine Sammlung“, merkt er an. In Görzke sind es über zwei Etagen nunmehr 700 Quadratmeter Ausstellungsfläche, die er gemeinsam mit seinen Unterstützern Hartmut Otto, Hans-Georg Ebel, Wolfram Schulz, Gerald Böhm, Arno Frommfeld, Dieter Geue und Herrmann Strübing gestaltet hat.
Im Handwerkerhof Görzke, Kirchstraße 18-19, befindet sich das Jagd- und Forstmuseum. In dem Gebäudekomplex laden aber auch ein Technisches Museum, eine Dampfmaschine, ein Puppenmuseum, eine Modellausstellung, die Eva-Zeller-Stube, ein Kräutergarten, ein Hofladen und im Sommer das Freibad zum Besuch ein. Für 2,50 Euro Eintritt (Kinder 1 Euro) können Besucher sämtliche Museen und den Kräutergarten anschauen.
Das Jagd- und Forstmuseum ist dienstags bis freitags von 10 bis 16 Uhr geöffnet, am Wochenende nach Vereinbarung. Anmeldung über Rainer Sell, Telefon 033847/40255.
Lesen Sie auf der nächsten Seite, warum es Friedrich Lüddemann wichtig war, dass seine Ausstellung in Fläming bleibt.
Einst sammelte Friedrich Lüddemann die Dinge in seinem Keller, auch im Forstamt Hundeluft war vieles untergebracht, später in einer Halle in Thießen. „Viele wollten meine Sammlung haben“, sagt er, doch ihm war es wichtig, dass sie im Fläming bleibt („Ländergrenzen sind mir nicht wichtig“) und öffentlich zugänglich ist. Durch Vermittlung kam er nach Görzke, eröffnete dort 2007 den ersten 240 Quadratmeter großen Raum. Nunmehr sind es drei große Räume. Zwei zeigen einen Einblick in die Forstwirtschaft, einer ist der Jagd, dem Naturschutz und der Landeskultur gewidmet.
Zu den größten Exponaten, die Lüddemann mit Hilfe seiner Mitstreiter, darunter fünf Förster, drapiert hat, gehört ein Holzrückeschlitten aus dem Harz, vor den einst zwei Pferde gespannt worden waren. Ein Harzschöpfwagen zählt dagegen zu den Raritäten. Das Dreiradfahrzeug war mit einem Mopedmotor ausgestattet.
Auch gibt es eine Sammlung von Waldpflügen zu bestaunen, ebenso von Waldhämmern und Waldsägen, die später von Motorsägen abgelöst wurden, die die Arbeit leichter machten. Zu sehen sind ebenfalls das Modell einer Samendarre, verschiedene Holzmodelle von der Forstfachschule Schwarzburg oder Gerätschaften zur Pflanzenanzucht und Aufforstung. Zudem geben Jagdtrophäen, Uniformen und anderes mehr einen Einblick, wie auch der große Schilderwald. Der gibt Besuchern viele Hinweise auf eine längst vergangene Zeit. Lüddemann bewahrt das alles vorm Vergessenwerden.
Eröffnung und Weihnachtsmarkt
Der Gang durch Wald und Flur unterm Museumsdach in Görzke ist ein unterhaltsamer für die ganze Familie, hofft Lüddemann, dass recht viele Interessierte die Schau sich ansehen werden. Nicht nur am 7. Dezember ab 10.30 Uhr zur Eröffnung lohnt der Besuch. Dann aber doch ganz besonders. Denn mit dabei sind am 2. Advent Parforcehorn- und Jagdhornbläser. Außerdem wird durch die Ausstellung geführt. Zudem lockt der Weihnachtsmarkt an dem Tag auf den Handwerkerhof. Und in der Kirche sind die Brandenburgischen Parforcehornbläser Berlin auch bei der um 16 Uhr beginnenden Hubertusmesse zu erleben. (mz)

