Handball Handball: "Die Jungs müssen vor allem wollen"

dessau/MZ - Alle Spieler wussten es nicht. Aber einige. Am Tag des Trainingsauftakts beim Handball-Drittligisten Dessau-Roßlauer HV gab Sven Liesegang nicht nur seinen Einstand als neuer Trainer, sondern der Coach hatte auch noch Geburtstag. Seinen 44. Übrigens mit Rückraumspieler Chris Alisch zusammen. „Erster Arbeitstag, Einstand und Geburtstag - alles an einem Tag“, witzelte Liesegang.
Platzregen beendet Training
Geburtstag hin oder her, am geplanten Trainingsprogramm hielt Liesegang trotzdem fest. „Eigentlich war es ein lockerer Auftakt“, so der Coach, der ein Großteil seines Teams am Kühnauer Weinberg versammelte. Ein 1000-Meter-Lauf zur Erwärmung, gefolgt von Koordinationsübungen. Dann musste jeder Spieler vier Mal 1000 Meter auf Zeit rennen, die Ergebnisse wurden notiert und werden zu einem späteren Zeitpunkt der Vorbereitung mit den dann erzielten Zeiten verglichen. „Wir wollen ja auch eine Entwicklung in der Vorbereitung sehen“, erklärt Liesegang. Die anschließenden Medizinball-Übungen verhinderte der dann einsetzende Platzregen. „Die Jungs waren da klatschnass, da habe ich das Ganze abgebrochen. Ansonsten war alles soweit in Ordnung.“
Acht Wochen Vorbereitung liegen vor dem DRHV, ehe am 1. September in Münden das erste Punktspiel ansteht. Die ersten drei Wochen stehen dabei ganz im Zeichen von Ausdauer, Fitness und Kraft. Liesegang legt darauf großen Wert, so wie einst auch Alfred Gislasson, unter dem Liesegang einst beim SC Magdeburg spielte. Dieser legte damals auch großen Wert auf Fitness, so wie Liesegang heute. „Man nimmt immer ein bisschen mit von den Trainern, unter denen man gespielt hat“, erklärt der Ex-Bundesliga-Profi, der beim DRHV einen Zwei-Jahres-Vertrag unterschrieben hat und das Erbe des Weißrussen Georgi Swiridenko antritt. Die Spielphilosophie unterscheidet Vorgänger und Nachfolger auf den ersten Blick wenig.
Auf die Abwehr kommt es an
„Auch ich lege großen Wert auf die Abwehr. Sie ist die Basis“, betont Liesegang. Für die kommende Saison muss der neue DRHV-Coach dabei auf zwei wichtige Stützen verzichten. Armands Uscins ist jetzt Trainer bei der SG Kühnau, Martin Pratersch (Sprunggelenk) fällt verletzungsbedingt aus. „Ich fürchte, dass dauert bei ihm ein Vierteljahr“, so Liesegang und macht keinen Hehl daraus, dass diesen beiden Personalien zwei große Lücken hinterlassen haben. Vor allem wegen ihrer Erfahrung. „Erfahrung ist in der dritten Liga sehr wichtig“, sagt der Trainer. Deshalb wäre das angedachte Comeback von Daniel Holtz, der sich vor einem Jahr freiwillig in die zweite Mannschaft hat versetzen lassen, immens wichtig für eine stabile Deckung. „Er kann das“, ist Liesegang von den Qualitäten des Mittelmanns überzeugt. Die Frage aber bleibt, ob Holtz das auch will. „Mehr als mit ihm reden kann man da nicht. Das habe ich getan“, weiß der Trainer. Alles weitere liegt bei Holtz.
Krajnc unterschreibt Vertrag
Fest steht allerdings, dass die Verhandlungen mit dem australischen Nationalspieler Luka Krajnc offensichtlich erfolgreich waren. „Er hat seinen Vertrag unterschrieben und war auch beim Auftakttraining dabei“, freut sich Liesegang, der mit dem gebürtigen Slowenen, der übrigens sehr gut deutsch sprechen und schreiben kann, wieder über einen gelernten Linksaußen verfügt. „Das macht schon viel aus.“ Dazu hätte Liesegang eigentlich noch gern einen Linkshänder für den Rückraum, doch diese zum einen schwer zu finden und zum anderen meistens auch sehr teuer. Wohl auch deshalb sind die Personalplanungen beim DRHV „eigentlich abgeschlossen“.
Liesegang baut vor allem auf die jungen Spieler im Team wie Daniel Schmidt, die mehr Verantwortung bekommen und auch übernehmen sollen.
In den kommenden Wochen will Liesegang noch mit jedem Spieler persönlich reden. „Einfach mal die Vorstellungen austauschen“, beschreibt er das. Wichtig für ihn ist: „Die Jungs müssen vor allem wollen. Mit Spielern, die sich auf dem Feld verstecken, kann ich nichts anfangen.“