Handball Handball: Dessau verliert in Magdeburg

Magdeburg/MZ - Der Trainer wirkte niedergeschlagen. „Ich bin enttäuscht von fast allen. Wir waren aus dem Rückraum nicht torgefährlich genug. Das war einfach zu wenig.“ Nach der bitteren 21:33-Niederlage saß der Frust tief bei Georgi Swiridenko. Schon zur Halbzeit hatte sein Team mit 7:15 zurückgelegen. Es war ein Debakel, das viele Fragen aufwarf – und offenließ. Alle Jahre wieder. Am 9. November 2012 kam Handball-Drittligist Dessau-Roßlauer HV bei den Youngstern des SC Magdeburg unter die Räder. Am 8. November 2013 war das nicht anders. Am späten Freitagabend stand eine 23:34-Niederlage auf der Anzeigetafel der Hermann-Gieseler-Halle. Und nur hoffnungslose Optimisten mochten einen Aufwärtstrend erkennen. Waren es vor einem Jahr nicht noch zwölf Tore Unterschied gewesen?
Thomas Zänger wollte kein Optimist sein. „Wir sind tief enttäuscht“, sagte der Präsident des Dessau-Roßlauer HV. Man habe gewusst, dass die Aufgabe in der Landeshauptstadt ohne Tomas Pavlicek schwer werden würde. „Doch der unverwüstliche Christian Schöne hat diese Lücke ja sensationell geschlossen“, lobte Zänger. Was ihn ein Stück ratlos macht, war die Leistung vom Rest der Mannschaft. „Offenbar ist mal wieder ein ernstes Gespräch fällig“, brummte der Präsident zerknirscht. „Wie jedes Jahr im November.“
2012 war der Dessau-Roßlauer HV mit 8:2 Punkten in die Saison gestartet, um nach einem enttäuschenden November und sieben Niederlagen in neun Spielen mit 12:16 Punkten gefährlich nah an der Abstiegszone zu stehen. 2013 gelangen zum Auftakt zwei Siege. Alles schien gut. Doch nach 4:12 Punkten in Folge ist das Team schon wieder in die untere Tabellenhälfte abgerutscht. Dass inzwischen Bernburg und sogar Aschersleben mehr Punkte haben, ist eine bittere Zugabe.
Neuer Trainer, altes Problem? „Es müssen noch keine Alarmglocken läuten. Wir müssen auch nicht alles in Frage stellen. Aber ein paar Sorgen sind schon angebracht“, sagte Sven Liesegang, der die Freitag-Pleite bei seinem alten Verein „erst einmal sacken lassen musste“. Am Sonntag lag die Statistik des Spiels vor ihm – und sorgte für Ernüchterung. „53 Angriffe, 23 Tore. Das ist natürlich zu wenig“, sagte Liesegang. „Doch die Niederlage in Magdeburg hat nicht am Angriff gelegen. In der Abwehr haben wir einfach indiskutabel gestanden.“ Dem einstigen Abwehrspezialisten tut das besonders weh. „Es ist einfach bitter, wie uns die jungen Magdeburger vor allem individuell auseinander genommen haben.“ Dort ein einfaches Eins-gegen-Eins. Da ein Schlagwurf am Mann. Bis zum 8:8 (17.) war das Spiel offen gewesen. Dann war es hereingebrochen über den Dessau-Roßlauer HV, der zur Halbzeit mit 13:19 zurücklag. 19 Gegentore in einer Halbzeit? „So viel kann man vorn gar nicht werfen“, sagte Liesegang. Vor allem nicht, wenn mit Philipp Ambrosius ein Talent im Magdeburger Tor steht, das einen richtig guten Tag erwischt hatte.
In der Halbzeit ordnete Liesegang die Reihe, probierte noch einmal alles. Christian Schöne und Marco Hüls verkürzten auf 15:19. Doch dann machte der Dessau-Roßlauer HV einen Fehler, den schon viele Teams in der Hermann-Gieseler-Halle bitter bezahlt haben. „Wir haben uns auf das Tempo-Spiel eingelassen und wollten zu schnell zu viel, haben zu oft ohne jede Vorbereitung abgeschlossen“, sagte Liesegang. Magdeburg bestrafte das eiskalt. Nach einem 0:6-Lauf war beim 15:25 (40.) innerhalb weniger Minuten alles vorbei.
„Magdeburg hatte natürlich einen Tag, an dem alles geklappt hat“, erklärte Liesegang und rätselte doch über den Einbruch seiner Mannschaft. Abwehrarbeit ist zu 50 Prozent Einstellungssache, hatte der DRHV-Trainer in der Vorbereitung mal gesagt. „Dabei bleibe ich. Beinarbeit, seitliches Verschieben, das hat nichts mit Können zu tun“, erklärte Liesegang gestern und kündigte für die kommende Woche viele Einzelgespräche an. „Wir brauchen eine Leistungssteigerung.“ Und einen Sieg.
Dessau-Roßlauer HV: Sprecher, Hoffmann – Schöne 7/5, Holtz, Müller, Donath 1, Alisch 4, Lux 2, Krug 4, Schmidt, Krajnc 2, Hüls 2, Danowski 1, Knape
