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Handball - 3. Liga Handball - 3. Liga: Federico Sincich feiert am Mittwoch sein Debüt

Von Daniel George 05.08.2014, 18:24
1,93 Meter groß und über 100 Kilogramm schwer: Federico Sincich steht fortan beim DRHV im Tor.
1,93 Meter groß und über 100 Kilogramm schwer: Federico Sincich steht fortan beim DRHV im Tor. Hartmut Bösener Lizenz

Dessau-Rosslau/MZ - So ganz rund lief Federico Sincich am späten Montagabend nicht mehr. Es piekste hier, es zwickte da. Und nun, als der neue Torwart des Dessau-Roßlauer HV gerade seine Trinkflasche greifen und sich nach dem zweistündigen Training in der Anhalt-Arena zum Duschen begeben wollte, fragte ihn Mannschaftsbetreuer Thomas Vollert, ob er nicht noch eine Runde laufen wolle.

Der spanische Neuzugang lächelte erst einmal - wie man das eben so macht, wenn man eine fremde Sprache nicht versteht. Doch seine deutsche Freundin saß nur wenige Meter entfernt und dolmetschte. „No, no, no, no, no“, schoss es blitzschnell aus dem 24-jährigen Keeper heraus. Aus seinem Nicken wurde ein Kopfschütteln - das Lächeln aber blieb.

Kontakt zu Feuchtmann

Vor zweieinhalb Wochen hat Federico Sincich einen Zweijahresvertrag beim Dessau-Roßlauer HV unterschrieben. Beim Handball-Drittligisten hatte man den 24-Jährigen zuvor drei Tage lang getestet - und seine Leistungen für gut befunden. Für gut genug, um das schwere Erbe von DRHV-Torwartlegende Andreas Sprecher anzutreten. Für ein paar Tage flog Sincich noch einmal zurück in seine spanische Heimat, seit dem vergangenen Donnerstag ist Dessau-Roßlau sein neues Zuhause. „Es fühlt sich auch schon so an“, sagt der Spanier, „ich hätte nicht erwartet, dass die Leute sofort so nett zu mir sein würden, obwohl sie mich erst drei Tage lang kannten.“

Von seiner Wohnung war er „ganz begeistert“, wie DRHV-Trainer Manfred Breu verrät. Ob Mitspieler oder Vereinsmitglieder: Sie alle halfen mit, um Federico, genannt „Fede“, Sincich das Einleben so einfach wie möglich zu machen. „Im Verein herrscht ein riesiger Zusammenhalt“, hat Sincich, einer von vier Sommerneuzugängen des DRHV, bereits festgestellt. „Das Team ist jetzt meine zweite Familie.“

Handball-Drittligist Dessau-Roßlauer HV bestreitet am Mittwochabend ein Vorbereitungsturnier in Jessen. Um 18 Uhr trifft die Mannschaft von Trainer Manfred Breu auf den Gastgeber Jessener SV. Auch drei Konkurrenten aus der dritten Liga nehmen an dem Turnier teil.

In der zweiten Partie trifft der Dessau-Roßlauer HV auf den SV Anhalt Bernburg, in der zweiten Gruppe stehen sich TuS Radis (Mitteldeutsche Oberliga) und die Drittligisten SC Magdeburg II und LVB Leipzig gegenüber. Im Halbfinale könnte der DRHV auf diese Teams treffen.

Vielleicht auch die dritte, denn da wäre ja noch die seiner Freundin Bettina. Gebürtig in Deutschland zog sie als Kind mit ihren Eltern nach Spanien. Sie ist dort aufgewachsen und zur Schule gegangen, hat dort studiert - und Federico kennengelernt.

Lesen Sie auf der nächsten Seite, welche Spielerfahrungen Federico Sincich in Spanien gesammelt hat.

Der hat in seinem Heimatland zuletzt für Badajoz und Cordoba in Liga zwei gespielt. Vor ein paar Jahre herrschte dort noch ein gutes Niveau, erzählt Sincich, der in Spanien früher auch mit Harald Feuchtmann zusammenspielte. Sie stehen noch immer in Kontakt, am 21. November wird es ein Wiedersehen mit dem Linksaußen der HG 85 Köthen geben. Dann gastiert Dessau-Roßlau zum Derby beim Aufsteiger.

„Vor ein paar Jahren wollten alle Spieler unbedingt nach Spanien kommen“, erinnert sich Sincich, „jetzt wollen sie Spanien ins Ausland verlassen.“ Die Wirtschaftskrise sei Schuld: hohe Arbeitslosigkeit, geringe Löhne, fehlende Perspektiven. Auch seine Freundin kann davon ein Lied singen. Sie ist ein großer Grund, warum der Torhüter beim DRHV spielt. „Nach meinem Studium wollte ich zurück nach Deutschland“, sagt sie. In zwei Wochen beginnt die studierte Betriebswirtschaftlerin ein Praktikum in Ingolstadt. Bis dahin wohnen beide gemeinsam in Dessau-Roßlau.

Für Federico Sincich steht dann ohnehin regelmäßiges Training auf dem Programm. „Die anderen sind schon ein bisschen fitter“, weiß Freundin Bettina, „sie sind ja auch schon seit zwei Wochen in der Vorbereitung.“ Doch auch Sincich macht einen guten Eindruck. Blitzartige Reflexe und gute Fußarbeit - das zeichnet ihn augenscheinlich aus. „Er macht sich gut, da waren heute wieder zwei, drei ganz starke Paraden dabei“, meint sein zufriedener Trainer Breu nach dem Training. Über Anpassungsschwierigkeiten macht sich Federico Sincich keine Sorgen. Er hat schon einmal im Ausland gespielt, allerdings in Argentinien - da war das mit der Sprache einfacher.

„Er liebt es“

Doch man kann sich verständigen. Mit den tschechischen Neuzugängen Marek Vanco und Radek Sliwka soll Sincich bald einen Deutschkurs belegen. „So, wie ich ihn kenne, könnte es sein, dass er in einem Jahr richtig gut Deutsch spricht“, sagt seine Freundin. Der Spanier ist zielstrebig, er weiß, was er will. „Mit dem DRHV in Liga zwei aufsteigen“, träumt der 24-Jährige, „das wäre mein größter Wunsch.“ Aber er hat sich natürlich auch informiert, weiß um die schwierige vergangene Saison. Den Trainerwechsel, den Abstiegskampf, den am Ende aber doch recht souverän gesicherten Klassenerhalt. „Zuallererst wollen wir besser abschneiden als zuletzt“, sagt er realistisch, „das ist am wichtigsten.“

Seinem Debüt am Mittwochabend beim Turnier im Jessen fiebert der neue DRHV-Keeper entgegen. Ob er auch ein kleines bisschen aufgeregt sei? Freundin Bettina muss die Frage eigentlich gar nicht übersetzen. „Er liebt es“, sagt sie - Federico Sincich lächelt und nickt.