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Handball-3.Liga Handball-3.Liga: DRHV und Kirchzell bieten beste Unterhaltung

Von Steffen Brachert 30.11.2014, 19:54
Nicht zu stoppen: Radek Sliwka erzielte gegen Kirchzell zwölf Tore.
Nicht zu stoppen: Radek Sliwka erzielte gegen Kirchzell zwölf Tore. HARTMUT BÖSENER Lizenz

Dessau-Rosslau - Die Arme weit ausgebreitet, die Augen weit offen: Gottfried Kunz stand vor dem Dessauer Fanblock, feierte - und provozierte die 893 Fans in der Anhalt-Arena. Die Stimmung war am Kippen, als Uwe Jungandreas den Trainerkollegen zur Seite zog. Vorbei? Nicht ganz. An der Mittellinie geriet Dessaus Spanier Federico Sincich mit dem Kirchzeller Trainer aneinander und musste mühsam zurückgehalten werden.

Es war der unschöne Höhepunkt eines packenden Spiels, das am Sonntagabend 28:28 endete und gerechterweise keinen Sieger fand, auch wenn beide Teams genügend Chancen hatten, die zwei Punkte zu holen. „Wir haben uns das Unentschieden redlich erkämpft“, sagte Kunz. Und die Provokation? „Das war mein Ausdruck meiner Freude. Was habe ich mir während des Spiels alles anhören müssen. Ich bin auch nur ein Mensch.“ Im VIP-Raum sorgte das für neue Empörung. „Diplomat“ Jungandreas musste wieder eingreifen. „Lasst uns die Kultur am Arbeitsplatz halten“, forderte Dessau-Roßlaus Trainer. „Dann wird alles gut.“

"Ich kann mich doch nicht in Luft auflösen"

In den sechzig Minuten zuvor hatte in der Anhalt-Arena der Sport im Mittelpunkt gestanden. Und wie: In Erinnerung blieb ein packendes, hart geführtes und umkämpftes Spiel, das von vielen strittigen Entscheidungen geprägt war. Vor allem ein Pfiff erregte die Gemüter: In der 44. Minute war Tomas Pavlicek einen Konter gelaufen, hatte diesen mit aller Wucht versenkt und war dabei mit dem Kirchzeller Torwart Johannes Klimmer zusammengeprallt. Der blieb kurz liegen und musste behandelt werden. Die Schiedsrichter gaben das Tor zum wichtigen 19:20 - und nach ewigen Diskussionen Pavlicek die direkte Rote Karte.

„Das waren nicht einmal zwei Minuten“, war Pavlicek nach dem Spiel fassungslos. „Der Torwart springt nach vorn, ich kann mich doch nicht in Luft auflösen.“ Die Anhalt-Arena tobte - und das Duell wurde endgültig zum Nervenspiel. Zuerst wankte Kirchzell. Andreas Kunz und Mario Stark kassierten Zwei-Minuten-Strafen. Stark durch ein Nachtreten. Der überragende Radek Sliwka und der starke Marek Vanco nutzten die Überzahl und legten auf 23:21 vor. Doch Kirchzell kam zurück.

„Kirchzell zählt von der Spielkultur her zum Allerbesten, was die Liga zu bieten hat“, lobte Dessau-Roßlaus Trainer Uwe Jungandreas den Gegner. Zurecht. „Wir haben es nie geschafft, den Gegner zu neutralisieren“, musste der noch ungeschlagene Neu-Trainer zugeben. Immer wenn sich Dessau-Roßlau auf einen Kirchzeller eingestellt hatte, traf der nächste. Fünf Kirchzeller hatten am Ende zwischen vier und fünf Tore auf der Habenseite. Ein Zeichen von Ausgeglichenheit - und Klasse.

Nach dem 23:21 lag Dessau-Roßlau beim 25:26 und vier Minuten vor dem Ende wieder zurück. Das hatte einige Ursachen: Robert Lux kam im gesamten Spiel nicht zum Zug. Kirchzells offensive 4-2-Abwehr gegen beide halblinke Rückraumspieler wirkte. Sebastian Donath hatte drei hundertprozentige Chancen vom Kreis weggelassen. Und mit Christian Hoffmann und Federico Sincich, der später verletzt vom Parkett musste, hatten auch beide Torhüter nicht den besten Tag. Doch was stimmte, das waren Einsatz und Kampfgeist.

Überhastete Abschlüsse

Franz Breu und Radek Sliwka brachten Dessau-Roßlau auf 28:26 nach vorn. Nach dem Anschlusstreffer von Lucas Bauer blieb Dessau-Roßlau ein Angriff, das Spiel zu entscheiden. Bei angezeigtem Zeitspiel warf Kapitän Lux über das Tor. Im Gegenzug fiel der Ausgleich. Am Ende standen vier Sekunden auf der Anzeigetafel - und ein Freiwurf, den erneut Robert Lux nahm, der aber in den Händen von Johannes Klimmer landete. „Wenn wir den Ball haben laufen lassen, sah es gut aus“, sagte Jungandreas nach dem Spiel. „Leider haben wir das zu wenig getan. Wir waren oft überhastet und haben es auf eigene Faust versucht zu lösen.“ Doch Hadern war seine Sache nicht. „Wir gehören zu Unterhaltungsbranche“, meinte der Trainer. Und Unterhaltung bot das Spiel genug. Noch lange nach dem Abpfiff.

Dessau-Roßlauer HV: Hoffmann, Sincich - Pavlicek 4/1, Schöne, Breu 3, Donath 1, Vanco 4, Lux , Sliwka 12/2, Krug 1, Schmidt 2, Hüls

(mz)