Handball-3. Liga Handball-3. Liga: Das erste Joker-Spiel für die HG Köthen

Köthen - Wenn man im Internet auf sis-handball.de, dem größten Handball-Ergebnisdienst Deutschlands, geht und sich bis zur 3. Liga durchklickt, kann man dort seit einigen Tagen folgenden Link sehen: Relegation Männer Abstieg. Klickt man auf diesen Link, wird man jedoch enttäuscht: Es sind keine Relegationsspiele angesetzt.
Es gibt auch einen Link für eine Aufstiegsrelegation, für die Abstiegsrelegation der 3. Liga der Frauen gibt es sogar zwei Links. Dort stehen die Spieltermine und die Paarungen bereits fest. Nur bei der Abstiegsrelegation der 3. Liga der Männer blickt man ins Leere. Es ist der nächste Akt im Stück „Enttäuschte Handball-Hoffnung“, in dem die Vierzehnten der vier Männer-Staffeln die Hauptrolle spielen.
„Das geht schon an die Nerven“
Seit Monaten geht das nun schon so. Die Hoffnung, im Nachsitzen das sportliche Bestehen in Deutschlands dritthöchster Spielklasse sichern zu können, bekommt Funken. Bisher wurden sie aber immer wieder gelöscht.
Der HSV Hannover zweifelt Anfang des Jahres an einer Meldung für die kommende Saison - im März sind sie sich einig, dass es doch weitergehen soll.
Zwei Gesellschaften des GSV Eintracht Baunatal müssen Anfang April Insolvenz beantragen, das sportliche Fortbestehen steht auf der Kippe - Ende April lässt man verlauten, dass man sich finanziell konsolidieren könne, einer Meldung für die 3. Liga also nichts im Weg stehe.
Die Messen sind gesungen in der 3. Liga Ost. Der SC Magdeburg II steht als Meister fest, der HC Elbflorenz Dresden ist sicherer Zweiter und wird am 23. Mai in der Aufstiegsrelegation gegen HF Springe und Eintracht Hagen spielen.
Die drei letztplatzierten Mannschaften stehen fest, die Frage ist nur, in welcher Reihenfolge sie die Saison beenden und ob es noch eine Abstiegsrelegation gibt. Für den Großteil der Teams ist die Luft also raus. Jedoch geht es noch um die Platzierungen.
Der Dessau-Roßlauer HV kann noch Dritter werden, spielt am Sonnabend zu Hause gegen Pirna. Anhalt Bernburg, derzeit Neunter, schielt noch auf den siebten Platz. Das Team empfängt am Sonnabend Rodgau Nieder Roden. (brä)
Nun der verheißungsvolle Link im Internet, der sich bisher als Luftnummer entpuppt. An den Spielern der HG 85 Köthen, dem Verein, der direkt betroffen ist, geht das nicht spurlos vorbei. „Ganz ehrlich“, sagt Spielertrainer Steffen Fischer, „das geht schon sehr an die Nerven.“ In jedem Training sei das ein Thema. „Es ist ätzend, aber ich akzeptiere das schon länger“, sagt Fischer. Es bleibt ihm und der Mannschaft auch nichts anderes übrig.
Der Moment der Klarheit rutscht aber zwangsläufig immer näher. Die reguläre Saison ist in eineinhalb Wochen vorbei, eine Relegation soll Ende Mai ausgespielt werden. Wenn sie denn stattfindet. Steffen Fischer klingt ein bisschen gedrückt, als er ausspricht, was viele Anhänger der HG 85 wohl mit Schrecken denken: „Es wäre mega-ärgerlich, wenn dieses Jahr das erste Jahr ohne Relegation wäre.“
Die offene Frage bezüglich der Relegation ist aber nicht die einzige Unsicherheit. Zwei Spieltage vor dem Saisonende ist nicht sicher, dass die HG 85 Köthen überhaupt spielberechtigt wäre. Denn: Der Vorsprung auf den Northeimer HC ist bis auf einen Punkt geschmolzen. Wenn es dumm läuft, kann Köthen noch vom Northeimer HC überholt werden und auf den fünfzehnten Platz abrutschen.
Nur ein Szenario, aber eines, das nicht mehr unwahrscheinlich ist. Northeim spielt am Sonnabend zu Hause gegen den HSV Hannover und eine Woche später auswärts gegen den Tabellenletzten ESV Lok Pirna. Dem NHC, der in der Vorwoche in Groß-Umstadt den ersten Auswärtssieg der Saison feierte, sind zwei Siege zuzutrauen.
Höchste Heim-Pleite gegen Umstadt
Köthen spielt an diesem Sonnabend in Groß-Umstadt. Das Team aus Hessen enttäuschte die Fans mit der Niederlage gegen Northeim sehr und will eine Reaktion in Form einer Leistungssteigerung zeigen. Die HG 85 darf also nicht darauf hoffen, dass da ein sportlich geretteter Verein das Spiel abschenken wird. „Es ist ein Joker-Spiel“, sagt Steffen Fischer. Er glaubt daran, dass alles möglich ist. Das Hinspiel, das Köthen 27:34 verlor - im übrigen die höchste Heimniederlage der Saison - habe nicht die wahren Kräfteverhältnisse widergespiegelt. Die HG spielte damals ohne Svajunas Kairis und Sebastian Greß.
Diesmal steht der komplette Kader zur Verfügung. „Wir fahren da hin, werden alles geben und wollen gewinnen“, sagt Fischer. Je nachdem wie Northeim spielt, wird Köthen es vielleicht sogar müssen, um am letzten Spieltag gegen Kirchzell den vierzehnten Platz in der eigenen Hand zu haben. Und damit die Relegation. Wenn sie denn stattfindet. (mz)