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Handball 3.Liga Handball 3.Liga: Alte Liebe rostet nicht

Von Steffen Brachert 18.10.2013, 20:08
Bis Mai 2012 trug Marcel Werner das Trikot des Dessau-Roßlauer HV.
Bis Mai 2012 trug Marcel Werner das Trikot des Dessau-Roßlauer HV. Sebastian Lizenz

Dessau-Rosslau/MZ - Als der Abschied im Mai 2012 verkündet wurde, kam das wenig überraschend. „Es war richtig zu gehen“, sagt Marcel Werner im Blick zurück, „und anderswo noch einmal neu anzufangen.“ Der Linksaußen hatte ein schwieriges Jahr hinter sich. Sportlich lief es durchwachsen, Cousin Patrick Heddrich war die klare Nummer 1 auf der Außenbahn. Einige Eskapaden abseits des Parketts sorgten für den Eklat: Werner wurde suspendiert und wieder reaktiviert, als die Not groß war. „Ich wurde damals nicht immer fair behandelt. Doch ich habe mich vernünftig verabschiedet.“

Wechsel nach Thüringen

Werner zog es in die vierte Liga nach Bad Blankenburg. „Die haben das beste Angebot macht“, erklärt der 27-Jährige seine Entscheidung und hat sich in der 7 000 Einwohner zählenden thüringischen Kleinstadt doch eingelebt. Privat, aber auch sportlich. Werner ist Stammspieler und Leistungsträger - und der HSV Bad Blankenburg erstmalig in der dritten Liga.

Mit 26 Siegen in 26 Spielen, mit 52:0 Punkten und einem Plus im Torverhältnis von 223 Toren schafften die Thüringer vergangene Saison den Durchmarsch durch die Mitteldeutsche Oberliga - und verwies die HG 85 Köthen mit stolzen 13 Punkten Vorsprung auf den zweiten Platz. In die dritte Liga ist Bad Blankenburg mit großen Zielen gestartet - und viel Verletzungspech. Kreisläufer Ivo Havel zog sich einen Kreuzbandriss zu. Rückraumspieler Radoslav Miler verletzte sich am Meniskus. Auch Paul Weyhrauch und Juraj Petko fielen länger aus. Mit 5:9 Punkten ist der Aufsteiger trotzdem ordentlich gestartet - und erwartet am Sonntag, 16.30 Uhr, nun den Dessau-Roßlauer HV in der Guts-Muths-Sporthalle der Landessportschule Bad Blankenburg.

„Wir sind sicher nicht Favorit"

„Das ist schon ein besonderes Spiel für mich“, sagt Werner. „Das ist meine Stadt, mein Verein. Da bin ich groß geworden. Da habe ich noch viele Kontakte hin.“ Wer mit Werner spricht, wer sein Schwärmen über die besondere Stimmung der Anhalt-Arena hört, wer mit ihm über die einstigen Kollegen spricht, der merkt, wie sehr der Linksaußen noch an Dessau-Roßlau hängt. „Das ist eine Herzenssache. Irgendwann kann eine Rückkehr schon ein Thema werden.“

Doch am Sonntag ist kein Platz für Sentimentalitäten. „Wir sind sicher nicht Favorit. Doch herschenken werden wir die Punkte auch nicht“, sagt Werner, der mit 36 Toren aus sieben Spielen zweitbester Werfer seines Teams ist und sich auf das direkte Duell mit Tomas Pavlicek freut. „Wir sind ja ähnliche Typen“, sagt Werner. Aggressiv. Mit viel Herz. „Ich habe schon im Training immer gern gegen ihn gespielt.“ Wer dieses Mal gewinnt? Werner ist vorsichtig. „Gegen seinen Ex-Verein ist man entweder richtig top oder grottenschlecht. Dazwischen gibt es nichts. Es ist wichtig, nicht zu viel zu wollen.“

„Marcel ist ein positiv Verrückter“, sagt Dessau-Roßlaus Trainer Sven Liesegang. „Der macht Sachen, die Weltklasse sind und beim nächsten Angriff seinem Trainer graue Haar zu bescheren.“ In der Vorbereitung hat Dessau-Roßlau bei einem Turnier in Görlitz zwei 40-Minuten-Spiele gegen Bad Blankenburg bestritten - und beide verloren. 16:19 und 19:23. „Doch das war Vorbereitung - und im Gegensatz zu Bad Blankenburg habe ich durchgewechselt“, relativiert Liesegang die Ergebnisse und warnt dennoch. „Das ist kein normaler Aufsteiger, wenn alle Spieler fit sind.“ Doch auch ohne Stammsechser ist Bad Blankenburg gefährlich. Vor allem in eigener Halle. „Gegen Groß Bieberau lag das Team schon sechs Tore zurück - und hat am Ende 25:22 gewonnen“, sieht Liesegang ein Team, „das nicht aufgibt, vor allem nicht in eigener Halle mit den Fans im Rücken.“

Star der Bad Blankenburger ist Elvijs Borodovskis, den die Thüringer in Holland entdeckten. 40 Tore hat der lettische Linkshänder schon erzielt. „In den beiden Testspielen hat uns Borodovskis einiges Kopfzerbrechen bereitet“, sagt Liesegang - und ist unabhängig davon, ob Bad Blankenburgs nachverpflichteter Kreisläufer Juraj Geci spielen kann - optimistisch. „Ich glaube, dass uns Bad Blankenburg ganz gut liegt.“

Plus bei den Torhütern?

Ein leichtes Plus könnte es auf der Torwart-Position geben. Andreas Sprecher hat sich beim 29:23-Derby-Sieg gegen Aschersleben eindrucksvoll zurückgemeldet. Das hat auch Marcel Werner erfahren. Mit Christian Hoffmann gab es diese Woche SMS-Kontakt. Plänkeleien vor dem Spiel. „Marcel kennt unsere Torhüter“, lachte Liesegang. „Doch die kennen auch ihn.“