Handball-2. Liga Handball-2. Liga: Pikanter Facebook-Daumen - DRHV hüllt sich in Schweigen

Wilhelmshaven/Dessau - Das Internet ist zweifellos etwas, was die Menschheit nachhaltig verändert hat. Man kann damit unzählige gute Dinge anstellen - jedoch auch viele unüberlegte.
Am Samstagabend hat der Dessau-Roßlauer HV auf seiner offiziellen Facebookseite mit einer kurzen Nachricht über die 24:29-Pleite in Wilhelmshaven informiert, nach der der bereits seit Wochen drohende Abstieg aus der 2. Handball-Bundesliga nun auch rechnerisch klar ist. Viel interessanter wurde es jedoch unter der Mitteilung.
DRHV-Fans erhalten für ihre Unterstützung in Wilhelmshaven viel Beifall
In den Kommentaren wurden zunächst die DRHV-Fans von vielen Seiten für ihren - trotz des sich anbahnenden Abstieges - sangesfreudigen Auftritt gelobt und sogar „erstligareif“ genannt. Einige der Hochgelobten reagierten derweil auf den Absturz in die 3. Liga trotzig und kündigten an: „Wir kommen wieder.“
So weit, so gut. In einer weiteren Aussage hieß es aber sinngemäß auch: Dessau-Roßlau würde einen neuen Trainer, einen neuen Impuls und Wandel, benötigen. Das Pikante daran: Geliked, also mit einem Daumen nach oben für gut befunden, wurde dieser Kommentar unter anderem auch von der offiziellen DRHV-Seite.
Vertrag von Trainer Jungandreas wurde im Januar verlängert
Am Sonntagmittag war die Reaktion des DRHV auf den Kommentar zwar wieder gelöscht, offene Fragen hinterließ das Ganze dennoch. Denn, egal wie es zustande gekommen ist, einen unglücklichen Eindruck hinterlässt die Geschichte auf jeden Fall. Vor allem in Zeiten der aktuellen Erfolglosigkeit. Dessau-Roßlau ist seit Samstagabend seit zwölf Spielen sieglos. In so einer Situation ist es normal, dass hinter den Türen sicherlich viel gesprochen wurde - auch über die Trainerpersonalie.
Öffentlich wurde Uwe Jungandreas aber nie in Frage gestellt. Der im Sommer auslaufende Vertrag mit dem 57-jährigen Coach wurde erst im Januar um ein Jahr bis 2020 verlängert. Vorstandsmitglieder des DRHV waren im Laufe des sonntags für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
Cheftrainer Uwe Jungandreas wollte derweil nicht viel über den Facebook-Vorfall reden. Er sagte nur kurz: „In sozialen Netzwerken kann jeder äußern und tun, was er möchte. Und wenn ein Arbeitgeber so handelt, muss er das mit sich selbst ausmachen.“
Ausführlicher sprach der Trainer über das Spiel. Natürlich, und das musste er gar nicht betonen: Faktisch ist die Entscheidung zwar erst am Samstagabend gefallen, zu erwarten war sie aber schon viel länger. Der Moment, als der Absturz besiegelt wurde, war trotz dieser Vorahnung aber ein sehr bitterer - auch für einen erfahrenen Trainerfuchs: „Es war ein komisches Gefühl nach dem Abpfiff“, gestand Jungandreas.
Bis zum 11:11 hatte sein Team gegen Wilhelmshaven eine recht ordentliches Spiel hingelegt. Danach aber fiel der DRHV schlagartig zusammen, leistete sich einfache Fehler in Reihe und ließ die Gastgeber, die selbst noch um den Ligaerhalt zittern, bis zur Halbzeitpause auf 16:11 davonziehen. „Es war ein Spiegelbild der Saison“, sagte Jungandreas.
Spiel in Wilhelmshaven war ein „Spiegelbild der Saison“
Nach dem Seitenwechsel kamen die Dessau-Roßlauer Gäste dann erst beim Spielstand von 25:18 für den WHV wieder ins Spiel. Der DRHV verkürzte sogar noch einmal auf 25:22, verlor dann jedoch im eigenen Spielaufbau einfach die Kugel - und nach dem erfolgreichen Gegenstoß auch das letzte Fünkchen Hoffnung.
Letztendlich hatte der DRHV am Samstagabend 15 technische Fehler in seiner Statistik stehen. „Bei solchen Zahlen brauchen wir nicht darüber reden, woran es gelegen hat“, betonte Jungandreas. Dessau-Roßlau nutzte auch die starke Leistung vom seit kurzem nach langer Krankheit wiedergenesenen Keeper Philip Ambrosius mit 15 Paraden und der erneut gute Auftritt von Eigengewächs Justin Lee Milkow (drei Tore) auf Linksaußen nichts.
Zwei Spiele stehen jetzt noch auf dem Plan. Und Coach Uwe Jungandreas ist offen und ehrlich, wenn er darauf angesprochen wird: „Es geht jetzt nur noch darum, so wenig weiteren Schaden wie möglich zu nehmen.“ Am kommenden Wochenende steigt - aufgrund der zwei zentralen Abschlussspieltage schon Samstagabend - das vorerst letzte Zweitliga-Heimspiel gegen den TV Hüttenberg.
DRHV: Ambrosius, Plaue; Pavlicek (3), Hanisch, Vanco, Pfeiffer Wasielewski (5), Hönicke (1), Jungemann, Zimmermann (2), Hanner (3), Milkow (3), Zele (2), Zahradnicek (4/2)
(mz)