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Grüne Wiese Grüne Wiese: Unter Rasen statt Rosen

Von Wladimir Kleschtschow 28.05.2003, 17:10

Gröbzig/Köthen/MZ. - Umsonst. Die Mehrheit im Stadtparlament sagt Ja zur Grünen Wiese. Denn immer mehr ältere Menschen wollen auf diese Weise begraben werden. Die Ursache sei nicht zuletzt der Wegzug jüngerer Menschen in westliche Bundesländern, wo sie leichter Arbeit finden. So können sie die Grabstätten ihrer Eltern in der Heimat nicht pflegen.

Mit der Entscheidung im Stadtrat ist aber der Streit zwischen den Befürwortern und Gegnern dieser alternativen Begräbnisform in Gröbzig nicht entschärft. Für Pfarrer Aßmann ist eine solche Bestattung unwürdig. "In Ansprachen bei einer Beerdigung wird das Leben Verstorbener gewürdigt", so Aßmann. "Zugleich sollen sie auf einer Wiese ,entsorgt' werden. Das ist doch ein Widerspruch."

Einer der schärfsten Opponenten des Pfarrers ist Gröbzigs Bürgermeister Lutz Webel. "Es gibt zig Anfragen von Bürgern, die auf einer Grünen Wiese beerdigt werden wollen", argumentiert Webel. "Das Selbstbestimmungsrecht eines Menschen schließt auch sein Recht ein, die Form der eigenen Bestattung zu wählen. Wenn die Kirche ihm das verwehren will, überschreitet sie ihre Kompetenz."

Diskussionen gibt es inzwischen in der benachbarten Gemeinde Edderitz. Auch hier gibt es einen Antrag auf die Errichtung einer Grünen Wiese. Im Unterschied zu Webel gehört der Edderitzer Bürgermeister Volker Tesche nicht zu den Befürwortern des Vertrages. "Wie kann man nur seine Eltern auf diese Weise verscharren?", so Tesche.

Was in Gröbzig und Edderitz umstritten ist, gehört wo anders längst zum Alltag. "Bei uns gehen sogar Anträge von außerhalb auf eine Beisetzung auf der Grünen Wiese ein", so Osternienburgs Bürgermeister Gerd-Peter Bartosch. "Man kann unterschiedlicher Meinungen über diese Begräbnisform sei. Ich muss aber den Willen der Betreffenden achten."

In Köthen gibt es ebenfalls eine Grüne Wiese. Ein etwa 2,5 Meter hoher Stein mit der Aufschrift "Unseren Toten zu Ehren", mehrere steinerne Tafeln mit den Namen der hier Begrabenen und viele Blumengebinde am Rande - ansonsten nur ein Rasen über den letzten Ruhestätten. "Es gibt immer mehr Anträge auf diese Begräbnisform", bestätigt Birgit Schlendorn, Leiterin der Friedhofsverwaltung. "Neben Köthenern liegen hier Bürger anderer Gemeinden, die eine solche Wiese nicht haben."

Wann nun Gröbzig seine Grüne Wiese bekommt, steht noch nicht fest. Eine zusätzliche Schwierigkeit bereitet dem Stadtrat die Tatsache, dass die Friedhofsfläche hier nur zu einem Drittel der Stadt und zu zwei Dritteln der Kirche gehört. Bisher sollte die Wiese auf dem Kirchengrund errichtet werden. Bleibt die Kirchengemeinde bei ihrer Ablehnung, muss die Stadt auf die eigene Fläche ausweichen. Laut Bürgermeister Webel wird es Anfang Juni noch ein Gespräch mit der Kirche geben. Das Wichtigste stehe aber nicht zur Disposition. Webel: "Die Grüne Wiese kommt".