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Grundschule Ziebigk Grundschule Ziebigk: Mückenfledermäuse unterm Schuldach zu Hause

Von Danny Gitter 17.09.2014, 07:44
Die Grundschule Ziebigk wird gegenwärtig saniert.
Die Grundschule Ziebigk wird gegenwärtig saniert.  Lutz Sebastian Lizenz

Dessau/MZ - Beate Günther freut sich immer über Nachwuchs an ihrer Schule, auch wenn er nur ein paar Zentimeter groß ist. „Verschiedene Vogelarten sind bei uns schon heimisch. Auch Kröten haben sich bei uns im Schulgarten schon eingerichtet“, erzählt die Schulleiterin der Grundschule Ziebigk. Seit nunmehr vier Jahren sind auch andere „kleine Racker“ gekommen, um zu bleiben. Draußen am Gebäude unter dem Dach haben sich Mückenfledermäuse eingerichtet. „Bis vor kurzem hatten wir noch keine bewusste Berührung damit“, muss Günther gestehen. Denn gemäß ihrer Natur, sind Mückenfledermäuse erst richtig in den Abend- und Nachtstunden aktiv, wenn die Schule längst vorbei ist.

Das Schulgebäude in der Elballee wird derzeit grundhaft saniert. In Vorbereitung der Maßnahmen wurden sogenannte Wochenstuben nachgewiesen. Hier beziehen die Fledermausmütter im Mai ihr Quartier, um im Juni ihre Jungen zur Welt zu bringen und aufzuziehen. Schon länger beobachtete Ulrich Heise, Fledermausschützer aus Dessau-Roßlau, das bunte Treiben der nur wenige Zentimeter großen Säugetiere an der Schule und im restlichen Ziebigker Quartier. „Im vergangenen Juli habe ich hier 53 Exemplare gezählt, im Kiefernweg sogar 170“, berichtet Heise.

Keine verbindliche und verlässliche Datenlage

Das rief bei der Planung der Sanierungsmaßnahmen an der Ziebigker Grundschule auch das städtische Umweltamt auf den Plan. Auch wenn es derzeit noch keine verbindliche und verlässliche Datenlage gibt, wird die Mückenfledermaus als gefährdet in ihrem Bestand vermutet. Entsprechende Bau- und Sanierungsvorhaben sollten daher auch von privaten Bauherren immer auch mit dem Umweltamt abgesprochen werden.

„Nicht wenige begegnen uns erst einmal mit Stirnrunzeln, wenn neben den ganzen behördlichen anderen Angelegenheiten am Bau, auch wir noch zum Zuge kommen wollen“, erklärt Christoph Otto vom Dessau-Roßlauer Umweltamt. Bei Sanierungsvorhaben an öffentlichen Gebäuden, wie der Ziebigker Grundschule, ist es gang und gäbe, dass das Umweltamt von Anfang an mit einbezogen wird. Sehr zur Freude auch der Schulleiterin.

„Jetzt ist uns erst richtig bewusstgeworden, dass sich auch Mückenfledermäuse in unserem Schulumfeld heimisch fühlen. Das ist auch für unsere Kinder eine Bereicherung“, freut sich Günther schon darauf, diese Spezies im Unterricht zukünftig nicht nur in grauer Theorie abzuhandeln. „Wir werden mit Herrn Otto und Herrn Heise demnächst besprechen, wie wir die Mückenfledermaus unseren Schülern am besten nahe bringen“, blickt Günther schon mal voraus.

Vier Einstiege zu den Wochenstuben

Am Montag schuf Otto erst einmal die Voraussetzungen dafür, dass überhaupt nach der Sanierung hier wieder gesiedelt werden kann, indem er außen unter dem Dach vier Einstiege zu den Wochenstuben montierte. Weitere sollen bis Oktober folgen. Dass die Tiere im Frühjahr wiederkommen und dann an der Ziebigker Schule wieder Aufzucht betreiben, davon ist Otto überzeugt.

„Das Gebäude ist günstig am Siedlungsrand mit Wald vor der Tür und Gewässer in der Nähe gelegen“, erklärt der Mitarbeiter des Umweltamtes. Das sind die bevorzugten Siedlungsgebiete der vor 15 Jahren aus dem Süden nach Deutschland eingewanderten „Kobolde der Nacht“. Gemäß ihres Namens vertilgen sie auch große Mengen an Mücken. „Ein Segen“, so freut sich Otto, „den auch immer mehr private Hausbesitzer zu schätzen wissen und mit Wochenstuben unterstützen“.

René Kuhl (vorn) und Christoph Otto, Mitarbeiter des Umweltamtes, bringen unterm Dach der Ziebigker Grundschule die neuen Wochenstuben für die Mückenfledermäuse an.
René Kuhl (vorn) und Christoph Otto, Mitarbeiter des Umweltamtes, bringen unterm Dach der Ziebigker Grundschule die neuen Wochenstuben für die Mückenfledermäuse an.
Lutz Sebastian Lizenz